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Auf Grün schalten

Atomkraft? Nein, danke! So denken immer mehr Menschen. Wer auf Strom aus Atomkraft oder fossilen Brennstoffen verzichten will, muss keine Kerzen anzünden. Auch die Küche bleibt nicht kalt. Wie Sie Ihre persönliche Energiewende einleiten.

Einst nannte man es das „schwarze Gold“. Erdöl hat dem Turbo-Kapitalismus Tür und Tor geöffnet, es hat Menschen und Staaten steinreich werden lassen. Für andere war es der Untergang. Weltweit deckt Erdöl als größter Energieträger rund 40 Prozent des Primär-Energieverbrauchs. Noch. Denn die Quellen werden versiegen. Experten gehen von maximal 50 Jahren aus – dann ist Schluss mit dem „schwarzen Gold“. Bis dahin wird sich noch so manche Katastrophe ereignen. Meere werden verschmutzt, Tiere verenden. Und unser Klima wird weiter unter hohen und schädlichen Emissionen leiden.

Was sind die Alternativen? Atomkraft? Nein, danke! Nicht erst seit dem Reaktorunfall im japanischen Fukushima in Folge des schrecklichen Tsunamis steht die Atomenergie auf dem Abstellgleis. Die tödlichen Gefahren dieser Technologie bringen seit Jahrzehnten Menschen auf die Straße. Doch wie so oft: Es muss erst Schlimmes passieren, damit auch die Politik auf die Stimme des Volkes hört. Nun soll also die Energiewende alles bessermachen. Aber worauf warten wir eigentlich? Als Energieverbraucher können wir heute schon handeln. Ökostrom heißt das Zauberwort. Die Vorteile: Die Energiequellen sind nicht endlich. Zudem entstehen bei der Stromerzeugung keine klimaschädlichen Treibhausgase. So spart beispielsweise ein durchschnittlicher Drei-Personen-Haushalt, der Ökostrom statt konventionellen Strom nutzt, im Jahr knapp zwei Tonnen des klimafeindlichen C02.

 

Immer mehr Ökostrom im Strommix

Ökostrom wurde erstmals 1998 in Deutschland angeboten. Seitdem wächst die Zahl der Abnehmer kontinuierlich. Alle Stromerzeuger speisen ihren Strom – egal ob er auf konventionellem Weg erzeugt wurde oder aus regenerativen Energiequellen – in ein gemeinsames Stromnetz ein, das alle Haushalte beliefert. 2011 betrug der Anteil von Ökostrom am gesamten Strommix 20 Prozent. Damit lag sein Anteil erstmals über dem von Steinkohle (19%) und Atomstrom (18 %). Lediglich der Anteil von Braunkohle übertraf mit 25 Prozent den des klimafreundlichen Ökostroms. Wichtigster Öko-Energielieferant war die Windkraft, gefolgt von Biomasse, Wasser und Solarenergie. Um Ökostrom in Deutschland zu fördern, gibt es das „Erneuerbare-Energien-Gesetz” (EEG). Es regelt, dass Strom aus regenerativen Quellen bevorzugt ins Stromnetz gespeist wird und garantiert den Erzeugern Mindestpreise. Darüber hinaus verpflichtet das EEG die Netzbetreiber, Strom aus erneuerbaren Energien abzunehmen, das heißt beispielsweise, Wind- und Wasserkraftanlagen auch anzuschließen. Die Kosten, die durch die Förderung von Ökostrom entstehen, werden als sogenannte EEGUmlage an die Stromverbraucher verteilt. Jeder Endkunde zahlt damit die Förderung von Ökostrom – egal ob er diesen oder konventionellen Strom bezieht.

 

Umstieg zu Ökostrom ganz einfach

Der Umstieg von konventionellem Strom auf Ökostrom ist einfach: Sie müssen dem Anbieter, zu dem Sie wechseln möchten, dies lediglich mitteilen. Der neue Stromversorger kümmert sich um alles Weitere und macht den Wechsel perfekt. Per Gesetz ist sichergestellt, dass die Versorgung mit Strom auch bei einem Wechsel des Anbieters fortläuft. Ein Austausch von Zähler oder Leitungen ist nicht nötig. Mittlerweile bieten fast alle größeren Stromanbieter Ökostromtarife an, außerdem gibt es Unternehmen, die sich auf Ökostrom spezialisiert haben. Doch nicht überall, wo Ökostrom draufsteht, kommt auch ebensolcher aus der Steckdose. Wenn Sie sich für einen Ökostrom-Tarif entscheiden, heißt das nicht unbedingt, dass Sie auch Strom aus erneuerbaren Quellen erhalten. Ihr Anbieter verpflichtet sich lediglich, genauso viel Ökostrom in das Stromnetz einzuspeisen, wie Sie entnehmen. Unterschieden wird dabei, ob ein Anbieter Ökostrom zeitgleich oder mengengleich in das Stromnetz einspeist. Zeitgleich bedeutet, dass zu jedem Zeitpunkt so viel Strom eingespeist wird, wie seine Kunden in diesem Moment verbrauchen. Bei einer mengengleichen Versorgung verpflichtet sich der Anbieter lediglich, über das Jahr verteilt so viel Strom zuzuführen, wie seine Kunden pro Jahr verbrauchen.

 

Wichtig: ökologisches Engagement

Wer sich für Ökostrom entscheidet, will den Umweltschutz vorantreiben. Dies erreichen Sie vor allem, wenn Sie sich für einen Anbieter entscheiden, der Sie nicht nur mit Ökostrom beliefert, sondern gleichzeitig auch den Ausbau von Anlagen fördert, die Strom aus regenerativen Energiequellen gewinnen. Achten Sie deshalb bei der Wahl eines Tarifs auf das ökologische Engagement des Anbieters. Die vier größten, unabhängigen Ökostromanbieter – EWS Schönau, Greenpeace Energy, Lichtblick und Naturstrom – sind beispielsweise mit Zertifikaten ausgezeichnet, die die Förderung neuer Anlagen garantieren.

Ökostrom ist nicht unbedingt teurer als konventioneller Strom: Die Preise der großen Ökostromanbieter sind vergleichbar mit den Preisen für herkömmlichen Strom. Das Berliner Aktionsbündnis „Atomausstieg selber machen“ hat im Oktober 2012 die Ergebnisse einer Preisrecherche veröffentlicht. Dabei wurde ermittelt, wie viel ein 4000-Kilowatt-Haushalt für unabhängigen Ökostrom in den 100 größten deutschen Städten tatsächlich zahlt. Das Ergebnis: In 76 von 100 Städten gibt es mindestens einen Ökostrom-Anbieter, der günstiger ist als der örtliche Grundversorger.

 

Auf das Kleingedruckte achten

Auf den Homepages von Verbraucherportalen wie verivox.de lässt sich der jeweils günstigste Ökostrom-Tarif für den eigenen Wohnort ermitteln. Die Stromrechner informieren auch, inwieweit die EEG-Umlage schon im Preis pro Kilowattstunde berücksichtigt wurde. Oft führen sogenannte Prepaid-Tarife die Preislisten an. Bei einemsolchen Tarif zahlen Sie Ihren Strom im Voraus. Ein solches Angebot ist günstig, aber bei auftretenden Problemen kann es schwierig werden, sein Geld zurückzubekommen. Achten Sie bei der Wahl Ihres Tarifs darauf, ob es Preisgarantien, Preisanpassungen oder Boni gibt. Auch kurze Kündigungsfristen von etwa einem Monat und Mindestlaufzeiten von höchstens einem Jahr sind gut: So bleiben Sie in Ihrer Wahl möglichst flexibel.

 

Bildquellen:

- Aylandy/bigstock.com

- photkas/bigstock.com

Beitragsverfasser: Vegetarisch Fit
Datum der Veröffentlichung: 23.10.2015



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