Wohnen & Leben / Portrait

Durach I: Gestern und heute

In der Gemeinde Durach lässt es sich seit mehr als 840 Jahren gut leben

Bereits im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung führten die Römer eine Straße durch heutiges Duracher Gebiet. Sie errichteten hier auch eine kleine Siedlung. Doch erst im Jahr 752 entwickelte sich die Region mit der Gründung des Stiftes Kempten zu einem Zentrum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Auch Durach gehörte mehr als ein Jahrtausend – bis zur Säkularisation im Jahr 1803 – zu dessen Herrschaftsbereich.
Der Name Durach – früher Duraha – ist vermutlich keltischen Ursprungs und bedeutet „hindurchfließende Ach“, also ein Bach der durch ein Geländehindernis fließt. Diesen Bach gibt es noch heute. Um den historischen Ortskern mit der barocken Kirche, die ihren Ursprung im 14. Jahrhundert hat, dem historischen Pfarrhof mit seiner gewaltigen, vermutlich ungefähr 700 Jahre alten Linde und dem 180 Jahre alten, neu renovierten Rathaus scharen sich moderne Wohn- und Geschäftshäuser. Viel Blumenschmuck und das Grün der Kastanienbäume entlang des Baches „Durach“ vermitteln ein Gefühl der Behaglichkeit und Wohlbefinden.
Das war nicht immer so. Von 1628 bis 1635 wütet die Pest im Ort und dezimiert die Einwohnerzahl auf etwa 100 bis höchstens 300 Menschen. Bereits rund 100 Jahre zuvor tobte der oberschwäbische Bauernkrieg, der im Jahr 1525 mit der Hinrichtung von 18 Bauernführern durch Georg Truchseß von Waldburg auf einer Anhöhe in Durach endete.

Die Gemeinde Durach liegt 714 Meter über dem Meeresspiegel und vier Kilometer südlich von Kempten. Sie zählt aktuell circa 6700 Einwohner. Das Gemeindegebiet erstreckt sich über rund 2075 Hektar. Der höchste Punkt des Ortes ist das stärker bäuerlich geprägte Bergdorf Bodelsberg mit 896 Meter über dem Meeresspiegel. Die moderne Gemeinde bietet ihren Bürgern und Gästen eine gut gewachsene Infrastruktur mit drei Kindergärten, der Grund- und Mittelschule mit M-Zweig und Praxisklasse, einer Dreifachsporthalle, einem Seniorenzentrum und alles was sonst noch zum Leben benötigt wird. Durch das rege Vereinsleben im kulturellen und sportlichen Bereich finden das ganze Jahr über Feste und Veranstaltungen statt. Zur Gemeinde gehören auch die Einzelhöfe und Weiler vor dem Kempter Wald, der modernere Ortsteil Weidach.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Durach im Jahr 1170. Ein Niedergericht wurde im Ort um das Jahr 1300 errichtet. Aus dieser Zeit stammt vermutlich auch die Dorflinde – eines der Wahrzeichen der Gemeinde. Durch Kaiser Friedrich III. wurde die Niedergerichtsbarkeit Durachs schließlich im Jahr 1455 erneuert. Eine selbständige Pfarrei erhielt der wachsende Ort 1527. Rund 300 Jahre später wurde Durach in Anerkennung seiner positiven Entwicklung 1818 zur selbständigen Gemeinde im Königreich Bayern.
Die moderne technikgeprägte Zeit hielt in Durach im Jahr 1895 mit dem Bau der Bahnlinie von Kempten nach Pfronten Einzug. Die Gemeinde erhielt damals einen eigenen Bahnhof.
Mit der Gebietsreform des Jahres 1972 blieb Durach eine eigenständige Gemeinde und wurde sogar zum Kleinzentrum ernannt.

Die Weltoffenheit der Duracher Bürger zeigt sich besonders in drei sehr lebendigen Partnerschaften mit Gemeinden in Frankreich, Italien und Slowenien. Bereits seit dem Jahr 1981 besteht die Verbindung zur Französischen Gemeinde Saint Michel d´Entraygues bei Angouleme im Departement Charente. Saint Michel ebenso wie Durach bäuerlich strukturiert, heute aber auch Wohnsiedlung für viele in Angouleme Beschäftigte, hat etwa 3200 Einwohner. Auf den Feldern um St. Michel gedeihen südliche Früchte und Weinreben, die einen Wein guter Qualität aber auch Cognac und den kleineren, weniger hochprozentigen Bruder Pineau hervorbringen.

Mit der italienischen Gemeinde Faver im Cembratal, einem herrlichen Tal im Trentino, besteht eine Partnerschaft seit dem Jahr 1986. Wein- und Früchteanbau sowie der Abbau von Porphyr als Pflaster- oder Schmuckstein sind die wirtschaftlichen Standbeine der Bevölkerung des Tales und Favers. Heute zählt die Gemeinde etwa 800 Einwohner.
Die ersten Kontakte zur Gemeinde Pivka in Slowenien wurden von Jugendgruppen aus Weidach und Izola geknüpft. Die kommunale Partnerschaft zwischen der Gemeinde Durach und Pivka besteht seit dem Jahr 2000. Pivka liegt rund 60 Kilometer westlich von Ljubljana und 55 Kilometer östlich vom italienischen Triest am verkarsteten Oberlauf der Pivka in einem ländlich strukturierten, sehr waldreichen Gebiet. Charakteristisch sind die Karstseen. In unmittelbarer Nähe liegt die bekannte Tropfsteinhöhle von Postojna. In diesem sehr waldreichen Gebiet entwickelte sich die holzverarbeitende Industrie zu einem der wichtigsten Industriezweige der Gemeinde. Von Bedeutung ist auch die Geflügel- und Schafzucht sowie der Obstanbau.
Durach ist eine wirtschaftsfreundliche Gemeinde, in der sich mittlerweile 250 Betriebe mit insgesamt rund 2500 Arbeitsplätzen niedergelassen haben. Sie zeichnen den Ort als Zentrum mittelständischer Unternehmen und des Handwerks aus. Neben diesen Betrieben ist auch die Landwirtschaft mit circa 50 Anwesen ein wichtiges Standbein der Wirtschaft.
Etwas ganz besonderes in Durach ist der höchstgelegene Flugplatz Deutschlands. Von hier aus können von zwei 900 Meter langen Graspiste aus Rundflüge über die Allgäuer Bergwelt, das Alpenvorland, die Königsschlösser oder auch weitere Touren wie zum Beispiel in die Ötztaler Alpen oder über das Lechtal zur Silvretta Gruppe gestartet werden. Zusätzlich verfügt der Flugplatz über zwei 300 Meter lange Landebahnen für Segelflugzeuge.
In Durach beginnt mit dem Bachteltobel das großzügige Naherholungsgebiet Kempter Wald mit unendlichen Möglichkeiten zum Wandern, Radeln, Einkehren und Naturerleben mit vorhandenen Themenwegen.
 

Bildquelle: Wikipedia, Urheber: Richard Mayer

Datum der Veröffentlichung: 28.05.2014

Bayern, Oberallgäu, Durach

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