Einfach weniger wiegen

Es ist dunkel. Stockdunkel. Kein Fitzelchen Licht dringt zu uns vor. Ich sehe nicht, was vor mir auf dem Teller liegt. Und das soll mir jetzt beim Abnehmen helfen? Denn das wurde mir versprochen: Ein Konzept, mit dem man ganz natürlich abnehmen kann. Ohne Diät, ohne Verzicht. Einen Versuch ist es wert. Denn in der Hitliste der guten Vorsätze zu Beginn des Jahres rangiert Abnehmen immer auf den vorderen Plätzen.
Wir bewegen uns wenig, sitzen bei der Arbeit vor dem Computer, und dazu gibt es ein Überangebot an Nahrungsmitteln, die so billig sind wie noch nie. Umfragen zufolge hat mehr als die Hälfte der Deutschen bereits mindestens eine Diät gemacht – und ein großer Teil von ihnen hat den berühmten Jo-Jo-Effekt kennengelernt: Die mühsam verlorenen Pfunde sind mindestens genauso schnell wieder drauf, wie sie zuvor verschwunden waren. Das Problem: Mit einer Diät kann zwar jeder Pfunde verlieren. Doch wenn man danach wieder in die alten Ernährungsmuster zurückfällt, kommt ganz schnell auch das alte Gewicht zurück. Man hatte zuvor ja schließlich nicht ohne Grund einige Kilos zu viel. Wirklich erfolgreich kann eine Diät eigentlich nur dann sein, wenn man seine Ernährung ändert. Und wenn man das schafft, braucht man auch gar keine Diät mehr.


Essen Sie bewusster!
Das ist auch das Ziel von „Schlank im Dunkeln“. Die Idee dazu kam Autor Ralf Mechlinski eher zufällig: Er leitet Dunkelrestaurants in Berlin, Köln und Hamburg und arbeitet viel mit Blinden zusammen. „Dabei war mir aufgefallen, dass es im Verhältnis zu Sehenden erheblich weniger dicke blinde Menschen gibt“, erzählt er. Seine Schlussfolgerung: Wenn man nichts sieht, isst man langsamer, man hört auf, wenn man satt ist – egal was noch auf dem Teller liegt. Außerdem nimmt man den Geschmack intensiver wahr und wird in seiner Konzentration auf das Essen weniger abgelenkt. Und das ist der Kern des Konzepts „Schlank im Dunkeln“, das er zusammen mit Fitnesstrainer und Ernährungsexperte Sascha Oliver Martin entwickelt hat: Mehr Bewusstsein beim Essen. Es geht also nicht um eine Diät, sondern „um eine Änderung von Innen, eine Bewusstseinsveränderung“, so Mechlinski. Um dieses Bewusstsein zu entwickeln, lassen sie Menschen im Dunkeln essen – oder mit einer Augenmaske. Das Auge isst jetzt nicht mehr mit, dafür werden andere Sinne geschärft. Geruch und Geschmack von Lebensmitteln werden viel stärker wahrgenommen. Dafür müssen Sie natürlich nicht unbedingt blind essen, für den Anfang ist es aber eine gute Unterstützung. Wer sich bewusst mit seiner Nahrung beschäftigt, hört nicht nur auf zu essen, wenn er satt ist. Sondern beschäftigt sich auch damit, was im Essen enthalten ist. Ob die Inhaltsstoffe gut oder schlecht für die Gesundheit sind. „Eine Faustregel: Je weniger zubereitet etwas ist, desto besser“, meint Sascha Oliver Martin. Wessen Geschmack an Gerichte gewöhnt ist, die dick machen und voller ungesunder Zusatzstoffe sind, muss seinen Körper erst einmal umgewöhnen.


Geschmack neu entdecken
Genauso ging es Andreas Schulze vor rund zwei Jahren. 190,3 Kilo wog er bei einer Größe von 1,77 Metern. Dazu litt er unter Bluthochdruck, Gicht, Rheuma, nahm zahlreiche Medikamente, und an Sport war nicht mehr zu denken. „Mein Hausarzt meinte, ich müsse mir dringend etwas überlegen.“ Seine Lösung: Er stellte seine Ernährung auf vegetarisch um. Zunächst ließ er nur das Fleisch weg, nach und nach beschäftigte er sich immer mehr mit dem Thema, „seit dem 11.11.11 lebe ich vegan“. Chips und Co. machten Platz für Gemüse und Obst. 78 Kilo hat er seitdem abgenommen.
Leicht war es nicht – zumindest nicht zu Beginn: „Ich habe nicht nur einmal gezweifelt. Wer behauptet abnehmen sei leicht, der lügt“, meint er. „Ich war fettsüchtig und hatte regelrechte Entzugserscheinungen.“ Die ersten Erfolge stellten sich schnell ein. Nicht nur die Kilos purzelten – er gewöhnte sich auch an den Geschmack seiner neuen, gesunden Nahrung. „Am Anfang hat es mir nicht wirklich geschmeckt. Aber da waren meine Geruchs- und Geschmacksnerven auch noch richtiggehend kaputt von Salz und Geschmacksverstärkern. Die mussten sich erst regenerieren.“ Heute kann er sich eine Ernährung wie zuvor, als wenig frische Lebensmittel auf dem Teller lagen, gar nicht mehr vorstellen. Er hat geschafft, was vielen, die ihre Ernährung umstellen wollen, noch bevorsteht: Gesunde, natürliche Lebensmittel gehören heute zu seinem Alltag, ohne dass er groß darüber nachdenken muss, was er zu sich nimmt.
Bis man verinnerlicht hat, was gesund ist und nicht dick macht, braucht es natürlich einige Zeit. Das ist am Anfang ein bisschen aufwändig – irgendwann geht es aber in Fleisch und Blut über, Sie ernähren sich intuitiv gesund. Ralf Mechlinski und Sascha Oliver Martin sprechen von einem „Ernährungsführerschein“: „Wie beim richtigen Führerschein lernt man erst einmal die Regeln, bis im Laufe der Zeit die Intuition uns bei der Auswahl unserer Nahrung sicher leitet.“



Umstellungen sind nicht einfach

Gerade die erste Zeit einer Ernährungsumstellung ist oft nicht einfach. Gut, wenn man sich dann an einem Ernährungsplan orientieren kann. So hat es auch Detlef Lindner mit der Schlankheits-Kur von Schoenenberger gehalten. Neben einem vegetarischen, kalorienreduzierten Speiseplan für zehn Tage bietet die bereits vielfach erprobte Kur zusätzliche Bio-Heilpflanzen-säfte, die bei der Gewichtsreduzierung und Entschlackung helfen. Zweimal täglich wird ein Cocktail aus Artischocken-, -Brennnessel- und Kartoffelsaft hergestellt, der mit zwei unterschiedlichen Säften gemischt getrunken wird. Der Cocktail regt nicht nur die Verdauung an und fördert die Ausscheidung von Stoffwechselschlacken, sondern bindet auch überschüssige Magensäure, entwässert, wirkt basenbildend und hilft damit vor allem in den ersten harten Tagen einer Kur. „Ich hatte vorher zahlreiche Diäten ausprobiert, aber nichts hat funktioniert. Ich hatte immer ein Hungergefühl. Mit der Schlankheitskur war das nicht mehr so“, erzählt er. Aber auch er weiß, die Kur alleine war nicht der Schlüssel zum Erfolg, sie half ihm nur auf dem Weg. Essentiell war auch für ihn, dass er seine Nahrung umstellte. 30 Kilo verlor er dabei innerhalb von nur neun Monaten – und hatte viele davon wieder drauf, als er in einem neuen Job im Außendienst wieder in falsche Ernährungsmuster zurückfiel. Mit der Kur gelang ihm der Wiedereinstieg, die Pfunde purzelten wieder. „Jetzt bin ich eisern und bleibe dabei.“

 

Fotoquellen:

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Liv Friis-larsen/fotolia.com

 

Datum der Veröffentlichung: 16.04.2015
Beitragsverfasser: Vegetarisch Fit

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