Wohnen & Leben / Portrait

Markt Pilsting: Gemeinsinn mit langer Geschichte

Der Ort trägt den „Markt“ bereits im Namen. Das ist längst nicht bei allen Gemeinden der Fall, denen einst das so genannte „Marktrecht“ zugesprochen wurde. Doch dass Pilsting darauf nicht verzichtet, versteht jeder, der das erste Mal den Ortskern betritt: Denn dieser Marktplatz prägt den Ort auf ebenso einzigartige wie nachhaltige Weise. So gilt dieser gilt völlig zurecht als einer der schönsten Bayerns. Es ist jedoch nicht unbedingt die ihn umgebende Architektur, die am nachhaltigsten auf seine lange Geschichte verweist, sondern seine Proportionen im „altbayerischen“ Seitenverhältnis von 1:8. Denn so wurden Marktplätze in Bayern bereits im Mittelalter angelegt. Und tatsächlich ist Pilsting seit 1380 Marktstandort – und war dies auch schon, bevor es offiziell so bezeichnet wurde. Ausschlaggebend dafür war wohl seine exponierte Lage an der Handelsstraße zwischen Deggendorf und Landshut.

 

Erste Ansiedlungen in der Gegend lassen sich sogar bis in die Jungsteinzeit verfolgen – die Urzeitmenschen dürfte die fruchtbare Lage am „Gäuboden“ angelockt haben. Seinen offiziellen Ursprung hatte der Ort mit der Ansiedlung eines bajuwarischen Grundherren namens „Pilisto“ im 6. Jahrhundert, was Pilsting zu einer der ältesten Gemeinden Bayerns macht – auch wenn Pilistos Bauten nicht ganz an der Stelle des heutigen Ortskerns standen.

 

Ab dem 9. Jahrhundert gehörte die Siedlung den Grafen von Frontenhausen, aus deren  Geschlecht des Öfteren auch der Bischof von Regensburg kam. Nachdem 1226 der letzte aus dieser Blutlinie gestorben war, kam es mehrfach zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Bischöfen und Herzögen, die erst 1386 endeten, als der Klerus Markt Pilsting mit allen dazu gehörenden Besitzungen, Rechten und Privilegien an den bayerischen Adel verkaufte. Zuvor, im Jahr 1237, brannte der Ort fast komplett nieder – ein Unglück, das sich auch im Dreißigjährigen Krieg und 1789 wiederholte. Danach aber konnte sich der Markt Pilsting stetig weiterentwickeln. 1812 wurde eine Poststation errichtet, Schankwirtschaften und Tavernen entstanden, drei Brauereien, die spätgotische Kirche, die als der „Dom im Moos“ eine große Rolle als Wallfahrtskirche spielte und noch heute das Bild der Gemeinde prägt.

 

Seit der Gebietsreform 1972 zählen auch die Nachbargemeinden Ganacker, Großköllnbach, Harburg und Waibling zu Markt Pilsting. Mit seiner gesunden Geschäftsstruktur, seinen Handwerksbetrieben und seiner guten Infrastruktur bietet der Ort jungen Familien beste Wohnvoraussetzungen – Grund- und Hauptschule sind ebenso vorhanden wie Kindergärten, eine Post und Geschäfte für alle Dinge des täglichen Bedarfs.

 

Nach wie vor liegt der Markt Pilsting an einem wichtigen Handelsweg. Die Bundesautobahn 92 München-Deggendorf bindet die Gemeinde unter anderem an den Münchner Flughafen an, der nur 80 Kilometer entfernt ist. Und längst hat sich Pilsting vom Agrar- zum Industriestandort entwickelt. Viele der rund 6350 Bewohner sind auch bei BMW im benachbarten Dingolfing beschäftigt – dort lief einst das legendäre „Goggomobil“ vom Band. Dreh- und Angelpunkt des Gemeindelebens ist nach wie vor der Markt, der selbstverständlich auch in die historischen Festzüge einbezogen wird, zu denen die Pilstinger gemeinsam mit Besuchern und Gästen ihrer langen, bewegten Geschichte gedenken.

 

Bildquelle: Wikipedia

Datum der Veröffentlichung: 26.03.2014

Bayern, Dingolfing-Landau, Pilsting

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