War der Nikolaus etwa ein Türke?

Historischen Dokumenten zufolge sah der oft wie ein Wikinger dargestellte Nikolaus nämlich ganz anders aus. Er hatte keinen weißen kuscheligen Bart, sondern einen schwarzen kratzigen Schnauzbart. Geboren ist er in Kleinasien. Die Rentiere waren in Wirklichkeit Kamele und geflogen ist er nicht mit einem Schlitten, sondern auf einem orientalischen Teppich.


Nein, ganz so war es doch nicht. Aber die Geschichte des Sankt Nikolaus – auch Weihnachtsmann genannt – spielt sich tatsächlich im antiken Orient ab.


Der Nikolaus ist nämlich um circa 270 nach Christus in der heutigen Türkei auf die Welt gekommen. Gelebt hat er in der lykischen Stadt Myra, heute eine Kleinstadt namens Demre, hundert Kilometer südwestlich von Antalya. Über ihn gibt es zahlreiche Legenden, aber auch viele historisch belegte Ereignisse, die ihn noch zu Lebzeiten als „Retter in der Not“ bekannt machten.


Der Bischof von Myra galt als Schutzpatron der Seefahrer, weil er ein in Not geratenes Schiff vor der lykischen Küste auf wundersame Weise gerettet haben soll. Eine weitere Legende ist die Geschichte von den drei heiratsfähigen Töchtern, denen er anonym die nötige Mitgift geschenkt haben soll, damit sie ehrbar verheiratet werden konnten. Das trug wesentlich zu seinem Ruf als Beschützer und Wohltäter bei.


Heute pilgern immer noch tausende Christen am 6. Dezember, dem Todestag des Heiligen, nach Demre und besuchen sein Grab in der byzantinischen St.-Nikolaus-Kirche. Zu seinen Ehren wird jedes Jahr ein Umzug veranstaltet und es finden zahlreiche Festlichkeiten statt. Allerdings ist der steinerne Sarg in der Kirche leer. Italienische Seefahrer haben im 11. Jahrhundert seine Überreste nach Bari geschmuggelt, nachdem die Region von muslimischen Seldschuken erobert wurde. In Demre (Myra) befinden sich außerdem ein paar bronzene Statuen des heiligen Nikolaus, eines davon im Zentrum der Stadt: Ein kleines Mädchen hält seine rechte Hand und auf seiner linken Schulter sitzt ein kleiner Junge. Beide haben Päckchen in der Hand, vermutlich Geschenke.


In der Türkei wird der Nikolaus liebevoll „Noel Baba“ genannt. Das bedeutet Vater der Weihnacht. Viele Familien haben die Idee eines netten alten Mannes, der Kinder beschenkt, übernommen. Zum Teil auch aufgrund der westlichen Filmindustrie. Er kommt allerdings nicht schon am 6. Dezember oder wie in den USA am 24. Dezember mit seinen Geschenken vorbei, sondern erst an Silvester. Da das überwiegend muslimische Volk kein Weihnachten feiert, werden stattdessen Neujahrsgeschenke ausgetauscht.


Um die Frage von oben zu beantworten: Nein, der Nikolaus war in Wirklichkeit kein Türke. Das zentralasiatische Volk hatte sich im dritten Jahrhundert noch nicht in Kleinasien niedergelassen. Damals war Anatolien überwiegend römisch, später byzantinisch usw. Aber darauf kommt es schon lange nicht mehr an. Weihnachten wird in großen Teilen der Welt als Fest der Liebe angesehen. Wichtig ist allein der Gedanke von hilfsbereiten und großzügigen Menschen, die Freude und Glückseligkeit verbreiten – unabhängig der Volksabstammung und der Religion.

 

 

 

 

 

Bildquelle:

colourbox.de/ Myran

colourbox.de/ Sculler

 

 

Datum der Veröffentlichung: 23.12.2016
Beitragsverfasser: mediaprint infoverlag / my

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