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gen. Ihre Bewohner rappelten sich stets
wieder hoch und wahrten – nach au-
ßen einig – ihre Souveränität. Schon öf-
ter stand Bremen mit dem Rücken zur
Wand oder am Rand der Pleite – und
wusste sich doch immer mit Geschick
und viel Understatement in sicheres
Fahrwasser zurückzumanövrieren.
Mit einem Handelsposten auf der
trocken liegenden Weser-Düne hat
alles begonnen – Handel und Gewer-
be haben die Bremer danach nicht
verlernt. Ihre rege Wirtschaft war und
ist ein entscheidender Garant des
Bremer Erfolges. Auch die Historio-
grafie hat neben der politischen und
der Sozialgeschichte längst die Wirt-
schaftsgeschichte als treibenden Faktor
menschlicher Entwicklung erkannt.
So erzählt diese Chronik Bremens span-
nende Geschichte, in der sich fast alle
Wegmarken deutscher und europä-
ischer Geschichte wiederfinden, die
erfreulichen wie die erschreckenden,
gleichberechtigt als Geschichte seiner
prägenden Köpfe in Regierung, Verwal-
tung, Handel, Industrie und Kultur.
Wie viel Bremen tatsächlich zu bieten
hat, wird im Alltag schnell vergessen.
Erst die konstruktive ­Mithilfe zahl-
reicher beteiligter Archive, Museen,
Institutionen und Unternehmen hat
dieses vielseitige Bild der ­Metropole im
Nordwesten deshalb möglich gemacht.
Nach einjähriger Recherche bleibt
bei aller berechtigten Skepsis – vor
allem gegenüber Bremer Knipp – nur
Staunen: Was für eine Stadt! Sie hat
wahrlich eine bewegte Vergangen-
heit – und sie hat sicher eine große
Zukunft.
Martin Wein
Bremen, im November 2012
Vorwort MartinWein
So viel Bremen!
V
on der Renaissance der Städte ist viel
die Rede in den stürmischen Zeiten
globaler Beliebigkeit.
In Bremen kann man sie tagtäglich
besichtigen. Ein Bummel über die
Sögestraße oder die im Sommer zu
neuem Leben erwachte Schlachte, ein
Theaterabend am Goetheplatz oder ein
Fußballmatch im Weser-Stadion – all das
zeigt Facetten eines quicklebendigen
Gesamtkunstwerks, das blüht wie selten
zuvor. Bremen, das sind heute unter an-
derem fünf Bezirke, fünf Flüsse, sieben
Partnerstädte, 17 Naturschutz­gebiete,
29 Brunnen, 40 Konsulate und Hono-
rarkonsulate, 53 Seen, 89 Stadtviertel,
126 Regentage im Jahr, 32 500 Hektar
Fläche und nicht zuletzt 548 000 Men-
schen. Nicht umsonst zog es die Stadt-
musikanten in Grimms Märchen nach
Bremen. Keinesfalls wollten sie nach
Hamburg oder Hannover. Heute folgen
Hunderttausende Touristen aus allen
Winkeln der Welt dem tierischen Quar-
tett auf den Liebfrauenkirchhof.
Auch brandschatzende Wikinger, raff-
gierige Seeräuber, expansive Schwe-
den kamen nach Bremen. Doch nicht
sie und nicht einmal der Bombenhagel
des Zweiten Weltkrieges haben die
Stadt nachhaltig in die Knie gezwun-
Foto: Martin Wein