Seite 8 - koeln_chronik_leseprobe

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Solche Wassermassen reisen
naturgemäß nicht allein. Große
Felsbrocken, aber auch Kies und
Schotter lassen sich von den Bergen
zu Tal strudeln. Erst in achen
Talabschnitten lassen sie sich nieder.
Auf diese Weise spülte der Rhein,
nachdem er das Rheinische Schiefer-
gebirge hin zur Norddeutschen
Tiefebene der Kölner Bucht ver-
lassen hatte, Schwemmlandebenen
mit fruchtbarem Lösboden an, die
schubweise zu Terrassen angehoben
wurden. Bis zu 35 Meter dick sind
die Ablagerungen auf den Nieder-
terrassen im Kölner Stadtgebiet.
So wurde die vor kühlen Winden
geschützte, aber niederschlags-
reiche Kölner Bucht schon früh zum
begehrten Rastplatz durchziehen-
der Jäger und Sammler. Sie haben
ihre Anwesenheit am bei Bonn
beginnenden Niederrhein späteren
Generationen durch liegen gelassene
Faustkeile und Kernsteine verraten.
Die ersten Besucher fanden in den
grünen Auen und Wäldern reich-
lich Wild. Die Felle ließen sich als
Regenponcho verwenden. Schließ-
lich war Köln nach Daten der Euro-
päischen Statistikbehörde zumindest
im Bezugsjahr 2004 die Großstadt
mit den zweitmeisten Regentagen
in Europa. Ab 4500 v. Chr. konnten
unter diesen Bedingungen hier
die Menschen der Jungsteinzeit
relativ bequem ihre Äcker anlegen.
In Lindenthal hat man Reste eines
Bauerndorfes aus dieser Zeit entdeckt.
Später wohnten erste Rheinländer
auch im heutigen Nippes, Meerheim
und in der heutigen Innenstadt und
kamen schon 2000 Jahre v. Chr. auf
den Dreh mit dem Gießen von
Metall.
Als Fernstraße zwischen Alpen und
Nordsee spülte der Rhein immer
wieder neue Menschen an, mit
denen sich handeln ließ oder die
man um Zölle erleichtern konnte.
Und als Grenze nach Osten war der
in Köln rund 300 Meter breite Fluss
über Jahrtausende ebenfalls von
Bedeutung. Heute spannen sich im
Stadtgebiet sieben Brücken über
den Strom, der in ein weitgehend
geregeltes Bett gezwungen ist und
als ausgebaute Bundeswasserstraße
zu den verkehrsreichsten Flüssen
der Welt zählt. Doch nicht nur
Frachtschiffe, Ausflugsboote und
Fähren bevölkern den Strom. 1966
bestaunte auch ein Beluga-Wal vom
Wasser aus die markante Stadt-
silhouette mit dem Dom, bevor er
vor dem Bonner Regierungsviertel
wenig überzeugt nach Norden
abdrehte. So durchschwamm erst
drei Jahre später der Rheinländer
Klaus Pechstein in 260 langen
Stunden den Fluss in seiner ganzen
Länge von 1233 Kilometern, davon
40 Kilometer auf Kölner Stadtgebiet.
Unbestritten ist der Rhein das wohl
größte Geschenk der Natur für Köln
– und im Stadtteil Porz sogar hübsch
verpackt mit einer elegant geschwun-
genen Schleife.
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Köln im Spiegel der Zeit