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Sie führten z.B. zum Abzug einer ganzen Reihe von öffentli-
chen Einrichtungen und Dienststellen und zur Stilllegung der
Wutachtalbahn, der seinerzeit aus strategischen Gründen
erbauten Bahnlinie, die heute als Mu­seumsbahn betrieben
wird und als „Sauschwänzlebahn” weit bekannt ist. Stühlin-
gen schaffte es immer wieder, ein reges Geschäfts- und Kul-
turleben zu entwi­ckeln. So wurde das Städtchen schon sehr
früh zu einem bedeutenden Mittelpunkt dieser Gegend, wie
z.B. die früher sehr bedeutenden Märkte zeigen. Handwer-
ker vieler Berufe machten sich sesshaft, Handel und Gewer-
be hatten gute Zeiten. Handwerks-, Handels-, Dienstleis-
tungs- und Gewerbebetriebe sind auch heute ausreichend
vorhanden. Neben dem Gewerbe und der Landwirtschaft
hat sich der Fremdenverkehr im staatlich anerkannten Luft-
kurort Stühlingen gut entwickelt.
Reges kulturelles Leben und die guten schulischen Möglich-
keiten haben die Bedeutung Stühlingens als Mittelpunkt des
oberen Wutachtals gestärkt. Eine bedeutende Veränderung
der Gemeindestruktur in unserer Heimat brachte die Gemeinde-
reform in den Jahren 1973 bis 1975 mit sich. Durch sie wurden
der das Gebiet zwischen dem Rhein im Süden, der Wutach
im Norden und Osten und der Murg im Westen umfasste.
Zu dieser Zeit werden die ersten Edlen von Stühlingen ge-
nannt, so im Jahre 1084 ein Gerung, als „comes de Stu-
lingen” bezeichnet und 1131 ein Luitpold von Stüelingen.
Als erster Graf der Landgrafschaft Stühlingen tritt Rudolf
von Lenzburg auf. Die Grafen hatten hier ihren Sitz und sa-
ßen hier zu Gericht. Über 300 Jahre lang bestimm­te das aus
dem Württember­gischen stammende Geschlecht der Grafen
von Lupfen die Geschicke dieses Gebietes. Nach ihnen ist
das Wahr­zeichen von Stühlingen, das Schloss Hohenlupfen,
be­nannt. Sie verliehen 1262 die Stadtrechte. In ihre Herr-
schaftszeit fallen so bedeutende Ereignisse wie die fast völ-
lige Zerstörung der Burg und Stadt im Schweizerkrieg 1499
und 1524 der Ausbruch des Deutschen Bauernkrieges, jener
gewaltigen Erschütterung des europäischen Völkerlebens,
die Leopold von Ranke als „das größte Natur­ereignis des
deutschen Staats” bezeichnet hat.
Nach dem Aussterben des Grafengeschlechts Lupfen 1582
kommt die Landgrafschaft in den Besitz der Erbmarschäl-
le von Pappenheim. Sie gaben der Burg ihre heutige Ge-
stalt. 1639 fielen Stühlingen und die Landgrafschaft an das
Haus Fürstenberg. 2011 verkaufte das Haus Fürstenberg das
Schloss Hohenlupfen an die Familie Stamm aus Schleitheim/
Schweiz. Stühlingen ist aber nicht nur ein historisches, es ist
auch ein lebendiges Städtchen. Seine Bürger waren immer
wieder gezwungen, aber auch in der Lage, mit Fleiß, Geduld
und Regsamkeit die Gegenwarts- und Zukunftsaufgaben zu
be­wältigen. Denn Probleme gab es von jeher. Sie reichten
von Naturkatastrophen über politische und militärische Wir­
ren, bis zu Seuchen, die fast die gesamte Bürgerschaft aus-
löschten oder die Stadt in gren­zenlose Verarmung stürzten.
Auch politische Entscheidungen trafen Stühlingen oft hart.
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Geschichte