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„Kiel wird grüner“: Ausstellung im Stadtmuseum zeigt das Kieler Stadtbild der 1920er Jahre

Im Jahr 1922 präsentierten Stadtbaurat Willy Hahn und Gartenarchitekt Leberecht Migge mit dem „Grünflächen- und Siedlungsplan“ ein fortschrittliches Konzept für die Zukunft Kiels. Ausgehend von dieser städtebaulichen Vision begibt sich eine neue Ausstellung des Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseums auf Spurensuche nach dem Kieler Stadtbild der 1920er Jahre.

Mit den damaligen Plänen wurden die Weichen für die städtebauliche Entwicklung der ehemaligen Marinestadt neu gestellt. Was zu der Zeit geplant und gebaut wurde, ist bis heute im Stadtbild erkennbar. Angesichts der klimapolitischen und sozialen Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft heute steht, erscheinen die Grünflächen- und Wohnbauprojekte der 1920er aktueller denn je.

Die Ausstellung „Kiel wird grüner. Der Wandel des Stadtbildes in den 1920er Jahren“ ist vom 4. Dezember bis 28. Mai 2023 im Stadtmuseum Warleberger Hof, Dänische Straße 19, zu sehen. Zur Eröffnung am Sonntag, 4. Dezember, um 11.30 Uhr sprechen Stadtpräsident Hans-Werner Tovar, Museumsleiterin Dr. Sonja Kinzler und Kuratorin Katrin Seiler-Kroll.

In der Ausstellung können sich die Besucher*innen auf eine Zeitreise begeben. Nach dem Ersten Weltkrieg litt Kiel, wie viele andere deutsche Städte auch, an den Folgen des Boom-Wachstums in der Kaiserzeit. Zu beengten und unhygienischen Wohnverhältnissen und einem Mangel an Grünflächen kamen eine schlechte Versorgungslage und hohe Arbeitslosigkeit.

An die Stelle einer auf rasanten Wachstum ausgelegten Stadtplanung trat nun erstmals die sozial orientierte Idee des Grüngürtels. Das Modell der „grünen“ Stadterweiterung war auf der Höhe seiner Zeit und wirkte in vielfacher Hinsicht. Es verband moderne soziale, hygienische sowie volkswirtschaftliche Aspekte. Neue Kleingärten halfen dabei, die Ernährung zu verbessern. Zusätzlich schufen die Stadtplaner Raum für Erholung, Sport und Spiel. Industrie und Gewerbe verlagerten sie auf Flächen außerhalb der Wohngebiete.

In der Ausstellung eröffnen Pläne, Zeichnungen sowie erstmals gezeigte Fotos der städtischen Lichtbildstelle einen Blick auf dieses vom Aufbruch geprägte Jahrzehnt. Utopie gebliebene Planungen stehen dabei gleichberechtigt neben realisierten Bauprojekten. Sie zeigen die Möglichkeiten, aber auch die Beschränkungen im Kiel der Weimarer Republik.

Die Ausstellung möchte einladen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Kieler Stadtentwicklungskonzepten der 1920er Jahre und ihrer bis in die Gegenwart reichenden Bedeutung.

In den 1920er Jahren bestimmten deutschlandweit erstmalig soziale und demokratische Ansätze die Stadtplanung. Die kommunalen Verwaltungen wurden verantwortlich in der Planung von städtebaulichen Entwicklungen und unterschiedlichen Bauprojekten. Auch die Stadt Kiel initiierte zahlreiche Bauprojekte, die die neuen demokratischen Strukturen in allen Bereichen im Stadtbild sichtbar machten. Es entstanden soziale Wohnungs- und Siedlungsbauten, Parks und Sportplätze, Bauten der städtischen Versorgung, Geschäfts- und Verwaltungsbauten, Wirtschaftsbauten wie Speicher und Lagerhallen und eine Messehalle.

Die Ausstellung ist thematisch gegliedert und zeigt anhand von historischen Fotos die wichtigsten Projekte aus den Bereichen Stadtplanung, Wandel der Innenstadt zur modernen City, Wohnen, Grüngürtel, Sport- und Freizeiteinrichtungen, Mobilität und Verkehr, Wirtschaft.

Ohne den Bestand der Städtischen Lichtbildstelle des Baudezernats wäre die Ausstellung in dieser Form nicht realisierbar gewesen. Dokumentiert die im Auftrag der Stadt angelegte Fotosammlung doch in großer Breite die städtischen Bauvorhaben der 1920er Jahre und bildete daher die Grundlage der Ausstellung. Mit den Bildern zeigt sie den Wandel des Kieler Stadtbildes in den 1920er Jahren von einer gründerzeitlichen Marinestadt und einem Rüstungsstandort zu einer modernen Hafenstadt. Zugleich vermitteln die historischen Fotos ein Bild von Kiels sozial orientierter städtischer Baupolitik und dem Bemühen, der Stadt ein neues Image zu geben. Der Bestand befindet sich im Stadtarchiv und wurde in den vergangenen Jahren aufwendig digitalisiert.

Eine Besonderheit in der Ausstellung sind die originalen Pläne und Entwürfe für den Ideen-Wettbewerb für die städtebauliche Gestaltung des Kleinen Kiel 1925/1926. Dieser Wettbewerb war von zentraler Bedeutung für die zukünftige bauliche und verkehrsplanerische Entwicklung des neuen repräsentativen Zentrums, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Neumarkt – dem heutigen Rathausplatz – mit den Repräsentationsbauten von Theater und Rathaus entstanden war. Die Arbeiten bekannter Kieler Architekten wie Johann Theede, Ernst Stoffers und Ernst Prinz zeigen ihre städtebaulichen Visionen von Kiels neuer Mitte.

Für die Ausstellung, die die Museumsmitarbeiterinnen Katrin Seiler-Kroll und Dr. Eva-Maria Karpf erarbeiteten, wurde von dem Kieler Projektbüro für kommunikative Räume und Strategien „raum station“ eine Mitmachstation entwickelt. Mit der Fragestellung „Wie sieht deine ideale Wohnstraße aus?“ werden die Besucher*innen eingeladen, eine Straße mit dazugehörigen Wohnhäusern, Grün- und Mobilitätsflächen selbst zu gestalten und sich auf niedrigschwellige und spielerische Weise mit dem Thema Stadtplanung auseinanderzusetzen. Mit einem Baukastenprinzip aus einfachen geometrischen Körpern können verschiedene Anordnungen und Möglichkeiten von Gebäuden und Flächen ausprobiert werden. Die Ergebnisse können als Fotoausdrucke in der Ausstellung veröffentlicht und geteilt werden.

 

Beitragsverfasser: Kerstin Graupner, Pressereferat, Pressesprecherin / Redaktion Arne Ivers
Weblink: http://www.kiel.de
Datum der Veröffentlichung: 02.12.2022

Schleswig-Holstein, Kiel, Kiel

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