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Als erste deutsche Stadt: Kiel erfolgreich als Zero Waste City zertifiziert

Jetzt ist es offiziell: Die Landeshauptstadt Kiel darf sich „Zero Waste certified City“ nennen. Als erste Stadt Deutschlands hat sich Kiel ihm Rahmen der Mission Zero Academy (MiZA) des Netzwerks Zero Waste Europe einem Zertifizierungsprozess unterzogen und direkt im ersten Anlauf bestanden. Den Kandidatenstatus hatte die Landeshauptstadt bereits im Frühjahr 2021 erlangt, nun ist die erste umfassende Zertifizierung anhand eines neuen Kriterienkataloges erfolgt. Gemeinsam mit dem Netzwerk konnte das Bewertungssystem zum ersten Mal vollständig durchgeführt werden. Die gesammelten Erfahrungen sollen in Zukunft zur Weiterentwicklung der Zertifizierung beitragen.
 
Vom 6. bis 8. Februar waren neben dem Auditor Jaka Kranjc aus Slowenien mehrere Vertreter*innen der Netzwerke Zero Waste Europe und Zero Waste Deutschland zu Gast in Kiel. Bereits im Vorfeld stellte die Landeshauptstadt Kiel, vertreten durch das Zero Waste-Team des Umweltschutzamtes und den Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel (ABK), einen umfassenden Katalog an Nachweisen zusammen, um die Anforderungen in den Bereichen „Grundlagen“, „Umsetzung & Wirkung“ und „Kommunikation & Bildung“ zu erfüllen. Vor Ort konnten zahlreiche Interviews weitere offene Fragen klären. Gemeinsam wurden das Wertstoffzentrum des ABK und die Müllverbrennungsanlage besichtigt.
 
Die vorgelegten Nachweise für die Zertifizierung wurden durch die Auditor*innen mit den Anforderungskriterien der Mission Zero Academy abgeglichen. Viele der Kriterien sind verpflichtend und müssen von den Kommunen erfüllt und entsprechend belegt werden. Dazu gehören beispielsweise die Formulierung von Zielen und Maßnahmen zum Ausbau der getrennten Sammlung und zur Stärkung der Abfallvermeidung, aber auch regelmäßige Restabfallanalysen.
 
Darüber hinaus konnte Kiel weitere Punkte in den freiwilligen Kriterien erlangen, zum Beispiel durch die vielfältigen Aktivitäten an den Kieler Schulen oder die Durchführung der ersten Zero Waste-Haushalts-Challenge.
 
Daneben konnten auch die verschiedenen gesellschaftlichen Projekte punkten, die sich für den Ressourcenschutz engagieren. Darunter die umfassenden Aktivitäten zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung – wie zum Beispiel die Resteritter, die sich neben der Rettung von Obst und Gemüse auch für die Bewusstseinsbildung an Schulen einsetzen, oder der Zero Waste-Teller des Studentenwerks Schleswig-Holstein, der erfolgreich in der Mensa der Universität eingeführt wurde und übriggebliebene Gerichte am Ende der Mittagszeit zu einem günstigeren Preis verkauft. Auch die durch Yooweedoo geförderte Initiative FettFressHair konnte überzeugen, bei der Haare aus Friseurbetrieben zu Schläuchen verarbeitet werden, um Öl und Fette in Kieler Gewässern zurückzuhalten.
 
Durch die Erfüllung der verpflichtenden und freiwilligen Maßnahmen ergibt sich eine Gesamtpunktzahl, die eine teilnehmende Stadt in einem fünfstufigen Sterne-System verortet. Das Kieler Ergebnis ist solide, lässt jedoch auch noch Luft nach oben. So erreicht die Landeshauptstadt gute zwei Jahre nach Umsetzungsbeginn des Konzepts ihren ersten Titel als Zero Waste City Zero Waste City mit einem Stern – im weiteren Prozess können weitere Sterne hinzukommen. 
 
Oberbürgermeister Ulf Kämpfer betont: „Kiel ist seit vielen Jahren Klimaschutzstadt und macht Tempo in Sachen Mobilitätswende und Nachhaltigkeit. Unser Ziel ist die Klimaneutralität – und zwar so schnell wie möglich. Als Stadt am Meer ist uns der Zero-Waste-Gedanke besonders wichtig. Denn wenn irgendwo auf der Welt Plastik oder Öl in die Meere gelangt, betrifft das auch uns. Ich freue mich daher, dass wir uns schon früh auf den Weg gemacht haben, Zero Waste City zu werden. Die Zertifizierung als erste deutsche Stadt ist eine starke Bestätigung – aber auch ein Ansporn weiterzumachen und noch besser zu werden.“
 
„Wir sind stolz, dass wir als erste deutsche Stadt die Gelegenheit hatten, eine Zertifizierung zur Zero Waste City mit dem Netzwerk Zero Waste Europe durchzuführen“, so Doris Grondke, die Umweltdezernentin der Landeshauptstadt Kiel. „Und wir sind natürlich auch froh, dabei gleich die erste Hürde genommen haben. Dennoch werden wir uns nicht auf dem Titel ausruhen. Dieser bildet eine zusätzliche Motivation bei der Umsetzung des Zero Waste-Konzepts hier in Kiel. Als Vorreiterin möchten wir weiterhin mit gutem Beispiel vorangehen und weitere Kommunen inspirieren, auf lokaler Ebene die Transformation zur Kreislaufwirtschaft zu stärken.“
 
Nicht nur in Deutschland, sondern auch auf europäischer Ebene gehört Kiel zu den ersten Städten, welche die neue Zertifizierung zur Zero Waste City erhalten. Es haben sich zwar bereits über 450 Kommunen in Europa dem Netzwerk Zero Waste Europe angeschlossen, den vollständigen Zertifizierungsprozess einschließlich der vorherigen Auszeichnung als Kandidatenstadt hat Kiel nun als erste Stadt überhaupt absolviert. Der neue Titel hilft nicht nur, mehr Aufmerksamkeit auf die Themen Abfallvermeidung und Ressourcenschutz zu lenken; durch den Zertifizierungsstandard können die Verpflichtungen der Kommunen zu Zero Waste überprüft und Erfolge in der Maßnahmenumsetzung und Zielerreichung festgehalten werden. Denn den Titel Zero Waste City darf Kiel nur behalten, wenn beim nächsten Audit in drei Jahren Fortschritte zu sehen sind.
 
Jack McQuibban, Leiter der lokalen Umsetzung bei Zero Waste Europe, betont die Bedeutung von Zero Waste als entscheidende Strategie für Kommunen, die Abfälle vermeiden, über die nationalen und europaweiten Vorschriften hinausgehen, Kosten sparen und ihre Auswirkungen auf das Klima reduzieren möchten – und dabei die Bevölkerung mit konkreten Maßnahmen sinnvoll einbinden. Er ist dankbar für die Unterstützung der Landeshauptstadt Kiel, die als erste Stadt vom Kandidatenstatus zum zertifizierten Status übergangen ist und freut sich auf die weitere Zusammenarbeit.  Die Zertifizierung zeigt ihm zudem einmal mehr, dass Kiel Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit ist.
 
Einen Motivationsschub gibt der neu erlangte Titel aber in jedem Fall. Das Kieler Konzept mit insgesamt 107 Maßnahmen wird auch in den kommenden Jahren weiter tatkräftig umgesetzt. 2026 steht dann die erste Re-Zertifizierung durch die Mission Zero Academy an. Dann könnte Kiel den zweiten Stern erreichen – vorausgesetzt, dass bis dahin die Abfallmenge weiter reduziert wird oder die Getrennt-Sammelquote gestiegen ist.
 
Mehr Informationen zum Zero Waste-Vorhaben in Kiel gibt es unter kiel.de/zerowaste.
 
 
Weitere Informationen zum Zertifizierungsstandard:
 
Die Zero Waste-Cities-Zertifizierung ist ein unabhängiger, von Dritten bewerteter Zertifizierungsstandard. Er basiert auf mehr als zehn Jahren Expertise und enger Zusammenarbeit mit mehr als 400 europäischen Kommunen, die sich den Prinzipien von Zero Waste und der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft verpflichtet haben.
 
Die Zertifizierung wurde in den Jahren 2020 und 2021 formalisiert. Dieser Prozess umfasste eine sechsmonatige Pilotphase mit mehreren Kommunen – unter anderem der Landeshauptstadt Kiel – unterschiedlicher Größe, geografischer Lagen und Kontexten sowie lokalen Nichtregierungsorganisationen, die mit Kommunen an deren Übergang zu Zero Waste arbeiten.

Foto: Empfangen wurden die Gäste von Umweltdezernentin Doris Grondke und dem Zero-Waste-Team der Landeshauptstadt Kiel.
Bildquelle: LH Kiel/Bodo Quante

 

Beitragsverfasser: Kerstin Graupner, Pressereferat, Pressesprecherin / Redaktion Arne Ivers
Weblink: http://www.kiel.de
Datum der Veröffentlichung: 21.02.2023

Schleswig-Holstein, Kiel, Kiel

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