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Fitnessinsel Mallorca

Volle Badestrände auf Mallorca, Partystimmung am Ballermann? Kenne ich nicht, habe ich nie gesehen. Mein Mallorca zeigt ein ganz anderes Gesicht: Es ist verschlafen, verträumt, nahezu menschenleer, so scheint es mir. Vor einigen Jahren habe ich die Baleareninsel im Frühjahr für mich entdeckt und komme jedes Jahr wieder: Eine Woche Urlaub dort verscheucht den Winter – und die Müdigkeit, die mich nach den dunklen Wochen des Winters umfängt, den langen Abenden mit zu viel Chips und Schokolade. Eine Woche Mallorca, das ist genau die Frühjahrskur, die ich mich wirklich fit macht.
Das Finca-Apartment in einer kleinen Anlage in der Inselmitte, gelegen an einem einsamen Feldweg, der nach nirgendwo führt, ist einfach, aber mit liebevollen Details ausgestattet: hier ein kleiner, aber opulenter Kronleuchter, dort ein rustikales Windlicht. Von den noch ursprünglichen Bauerndörfern in der Ebene aus kann man die ganze Insel erobern. Für die Wanderungen geht es mit dem Mietwagen zu Start und Ziel, mit dem Rad kann man sogar direkt vor der Haustür starten – und bis ans Meer rollen. Mal bin ich einen ganzen Tag unterwegs, vor allem beim Wandern aber setze ich auf Halbtagestouren um danach noch Zeit für Besichtigungen zu haben – oder auch einfach nur zum Sonnenbaden.

Tag 1: Spaziergang am Meer – 6 km, 1,5 Stunden
Das Meer ist das Ziel des ersten Tages: Ich liebe es, mich auf einem langen Spaziergang so richtig durchpusten zu lassen, die Gischt im Gesicht zu spüren. Start ist am westlichen Ende von Colonia de Saint Jordi im Süden der Insel, dort, wo die Hotelzone endet. Gleich nebenan breitet sich Es Trenc aus, der naturbelassene Sandstrand der Insel mit einer einmaligen Dünenlandschaft. Doch nicht der Strand hat es mir angetan, sondern die in den vergangenen Jahren angelegte Promenade am Meer entlang, mit vielen kleinen Schlenkern an den zahlreichen Hotels vorbei. Der Weg führt in den kleinen Hafen, mitten in den Ort. Wer Lust hat, geht jetzt noch ein Stück die Bucht weiter, der Weg ist zunächst asphaltiert, dann führt er durch den Sand. Ansonsten geht es zurück an den Ausgangspunkt des Spaziergangs: In Gegenrichtung eröffnen sich immer wieder neue Ausblicke auf das Meer.

Tag 2: Radtour durch die Dörfer – 46 km, 4,5 Stunden
Der stramme Spaziergang hat meine Lebensgeister geweckt. Am nächsten Tag steht die erste Radtour auf dem Programm. Ich hole mein Miet-Rad bei Hannes im Radsportladen von Felanitx ab. In den Stühlen der Bars und Restaurants auf der Plaza am Ortseingang haben es sich schon ein Dutzend Gruppen Rennradfahrer in knallbunter Radkluft gemütlich gemacht, als ich mit meinem Trekkingbike schwungvoll auf den Platz biege.
Den Radrennfahrern entgeht man nicht in dieser Jahreszeit: Mich schüchtern die durchtrainierten Damen und Herren immer ein wenig ein, weiß ich doch, dass ich mit ihrer Fahrleistung von 100 und mehr Kilometern am Tag nie werde mithalten können. Dafür gehören mir aber die kleinen einsamen Feldwege, die das ein oder andere Schlagloch aufweisen und für die schmalen Rennräder nicht geeignet sind. So kommt es zu Zusammentreffen dann nur in den kleinen Ortschaften, wo wir alle gemeinsam auf einen Kaffee und ein Pa amb oli einkehren, ein geröstetes Bauerbrot, belegt mit Schinken oder Käse. Trotzdem fällt mein Blick neidvoll auf den ein oder anderen Tacho am Rennrad: 11 Uhr und schon 60 Kilometer – ich dagegen starte jetzt erst ...
Die Tour ist wunderschön: Die drei Dörfer Felanitx, Porreres (mit kleiner Fußgängerzone!) und Petra (hier treffen sich dutzende Rennradfahrer auf der Plaza) verbinden sich mit wenig befahrenen Straßen und einsamen Camis (Feldwege) zu einer fast ebenen Rundstrecke – genau richtig zum Einradeln.

Tag 3: Wanderung auf Gebirgspfaden – 11 km, 3 Stunden
Wahre Wanderprofis schlagen ihr Domizil natürlich im Tramuntana-Gebirge im Westen von Mallorca auf. Ich fahre mit dem Mietwagen dorthin, auch wenn die Anfahrt fast eine Stunde verschlingt. Die Straßen im Gebirge sind kurvenreich und oft eng, da muss man auch als Autofahrer schwindelfrei sein. Startpunkt der elf Kilometer langen Wanderung (Schwierigkeitsgrad: einfach – genau richtig für Genuss-Wanderer) ist ein Parkplatz kurz vor dem Örtchen Banyalbufar. Der gut ausgeschilderte Weg führt hoch über dem Meer auf federndem Untergrund an beeindruckenden Felsformationen vorbei, hinunter direkt ans Meer, wo man dann auch mal ein wenig über Stock und Stein oder eine Böschung hinauf balancieren muss. Eine Stärkung gibt es im Örtchen Port des Canonge. Auf den ersten Blick erscheint es mir völlig verlassen, bis ich ein Restaurant entdecke, in dem neben ein paar Einheimischen eigentlich nur Touristen in Wanderkluft sitzen. Zurück geht es auf demselben Weg bis zum Parkplatz.

Tag 4: Radtour ans Meer – 56 km, 5,5 Stunden

Ein herrlicher Sonnentag, fast windstill ist es: Für die große Radtour ans Meer ziehe ich ein ärmelloses Top an, damit ich mal richtig Sonne tanken kann. Wiederum von Felanitx aus geht es mit dem Miet-Rad durch eine toskanisch anmutende Hügellandschaft nach Campos, auf einer steilen Abfahrt grüßt von rechts ein neugieriger Esel. In Campos müssen ein Schluck Wasser und ein Müsliriegel zwischendurch genügen. Weiter geht es über schön geschwungene Feldwege nach Sa Rapita, einer Siedlung am Meer, die keine besonderen Reize besitzt, aber strategisch so günstig liegt, dass ich auch hier wieder auf die bekannten Rennfahrergruppen treffe. Die Bar, in die ich einkehre, hat Fast-Food-Niveau, aber nach rund 30 Kilometern Fahrt bin ich dankbar für einen bequemen Stuhl und einen starken Kaffee. Die Rennradfahrer neben mir prahlen damit, dass sie noch ein paar Extra-Schleifen in ihre Tour einbauen werden. Wobei so mancher Mittfünfziger mit Bauchansatz doch schon ganz schön müde wirkt ... Mich zieht es auf den Feldwegen zurück nach Felanitx. Am Ende zeigt der Fahrradcomputer eine Strecke von 56 Kilometern und ich bin von dem Auf und Ab doch ziemlich erschöpft. Gut so!

Tag 5: Wanderung zum Kloster – 12 km, 3 Stunden

Ganz klar: Für Wanderer bietet die Ebene in der Inselmitte wenig Reize und noch weniger Herausforderungen. Doch die kleine Wanderung von Vilafranca zum Bergkloster Santuari de Bonany macht mit sanfter Kraxelei unter sonnig blauem Himmel wirklich Spaß. Über asphaltierte Wirtschaftswege geht es sanft bergan, durch lichten Wald auf Kieswegen nähere ich mich dem Kloster, das auf 317 Metern Höhe liegt. Auf den letzten Metern wird es zunehmend steiler. Innerhalb der Klostermauern gibt es Steintische und Bänke für ein Picknick. Ein Gruppe Radrennfahrer ist zeitgleich mit mir angekommen, deutlich abgekämpfter als ich und unheimlich stolz auf ihre Leistung. Gerne mache ich ein Foto von den Bikern, im Hintergrund die schier endlose Ebene. Ganz still ist es hier oben, der Wind geht leicht, ein Ort der Besinnung. Der Rückweg führt über steile Treppen, bergab zieht es in Oberschenkeln und Waden mehr als den Berg hinauf. Die Sonne hat ganz schön gebrannt auf den letzten Kilometern – und Lust gemacht auf einen faulen Nachmittag im Liegestuhl am Pool auf meiner Finca.

Tag 6: Radtour nach Palma – 30 km, 3 Stunden

Ein Muss und krönender Abschluss für eine entspannte Fitnesswoche auf Mallorca ist die Radtour von Arenal in die Inselhauptstadt Palma, entlang der Bucht von Palma. In den vergangenen Jahren ist der Radweg wunderschön angelegt und ausgebaut worden – eine Kaffee- und Kuchentour, die keinerlei sportlichen Ehrgeiz weckt, sondern einfach nur Lust macht zu schauen. In Arenal selbst kann man überall Räder mieten. Der Radweg endet im Hafen von Palma und es geht schnurstracks zurück nach Arenal. Dort genieße ich zum Abschied den inseltypischen Mandelkuchen – ohne jegliche Reue…

 

Fotos:

M/fotolia.com

Christopher Nuzzaco/fotolia.com

Beitragsverfasser: Einfach Schlank
Datum der Veröffentlichung: 19.03.2015



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