Gesunde Ernährung und Wissensvermittlung

Interview mit Silke Restemeyer, Ernährungswissenschaftlerin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung

Mit frischem Obst und Gemüse aus dem eigenen Nutzgarten macht gesunde Ernährung erst so richtig Spaß. Noch besser, wenn kompetente Wissensvermittlung dazu führt, bei Menschen ein besseres Grundverständnis in vielen Ernährungsfragen zu schaffen. Seit 1953 unterstützt die DGE die ernährungswissenschaftliche Forschung und informiert über neue Erkenntnisse und Entwicklungen.

Die DGE bietet Seminare und Zertifikatslehrgänge in Sachen Ernährungslehre, Diätik und Beratung an. An wen richten sich diese Fortbildungen?

Silke Restemeyer: Das Referat Fortbildung schult Multiplikatoren im Bereich der Ernährungsberatung, Aufklärung und -information. Dazu werden sowohl berufsqualifizierende Lehrgänge mit Zertifikatsabschluss wie auch zahlreiche themenspezifische Seminare angeboten.
Der Zertifikatslehrgang zum „Ernährungsberater/DGE“ (EB/DGE) dient der Erweiterung bzw. Vertiefung der Fach-, Beratungs- und Sozialkompetenz. Er richtet sich an Diätassistenten, Oecotrophologen, Ernährungswissenschaftler sowie an Absolventen mit dem Abschluss Bachelor oder Master of Science Oecotrophologie/Ernährungswissenschaft. Grundlage des EB/DGE-Lehrgangs ist das vom DGE-Arbeitskreis „Berufe in der Ernährungsberatung“ entwickelte CURRICULUM ERNÄHRUNGSBERATUNG DGE.
Der Zertifikatslehrgang „Verpflegungsmanager/DGE“ richtet sich an Diätassistenten, Diätetisch geschulte Köche und Oecotrophologen (Diplom, Bachelor, Master), die eine Führungsposition im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung anstreben oder innehaben.

Was können Sie uns zu dem DGE-Programm „ICH nehme ab“ verraten?

Silke Restemeyer: Das Selbstmanagement-Programm „ICH nehme ab“ der DGE ist ein evaluiertes Gewichtsreduktionsprogramm, das stark verhaltenstherapeutisch ausgerichtet ist.
Im Mittelpunkt des Dauerprogramms „ICH nehme ab“ der DGE stehen der Mensch, seine Gesundheit und sein Wohlbefinden. Das Besondere an diesem Trainingsbuch ist, dass es kein spektakuläres Diätkonzept liefert, bei dem die Pfunde nur so purzeln, sondern es dient der schrittweisen Umstellung des Ernährungsverhaltens und dem damit verbundenen Gewichtsverlust. Oberstes Ziel: die dauerhafte Gewichtsreduzierung und damit verbunden eine bessere Gesundheit. Das Programm setzt neueste wissenschaftliche Erkenntnisse um, baut auf langjährige Erfahrungen auf und verbindet Ernährungsumstellung mit Bewegung und Entspannung.
„ICH nehme ab“ ist als Selbsthilfe-Manual entwickelt und richtet sich an Übergewichtige mit einem Body-Mass-Index (Körpergewicht in kg / (Körpergröße in m)2) zwischen 25 und 35. Es ist sowohl zum Abnehmen in Eigenregie als auch in der Gruppe gedacht. Da das für wenigstens drei Monate angelegte Programm flexibel gestaltet ist, gibt es keine festen Speisenpläne oder Vorschriften, sondern Anregungen.
Jeder wird persönlich ermuntert, sein Ernährungsverhalten schrittweise umzustellen. Das praktische und ansprechend modern gestaltete Ringbuch besteht aus einem 12-Schritte-Trainings-Programm mit vielen praxisorientierten Informationen sowie einer herausnehmbaren Rezeptbroschüre mit appetitlichen „Leichtgewichten“, die den Genuss nicht zu kurz kommen lassen. Tagebuchblätter zu Ernährung und Bewegung und ausführliche Tipps, wie Fett- und Kalorienfallen aufzuspüren sind und wie man mit Krisen und Widerständen umgehen kann, runden das Programm ab.

Die Arbeitsgruppe „Obst und Gemüse“ widmet sich dem Thema „Obst und Gemüse in der Prävention chronischer Krankheiten“. Inwieweit spielt diese gesunde Kost hier eine Rolle?

Silke Restemeyer: Eine an Gemüse und Obst reiche Ernährung ist gesundheitsfördernd. In erster Linie senkt ein hoher Verzehr von Gemüse und Obst das Risiko für Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit und Schlaganfall. Auch in Bezug auf Krebskrankheiten haben Gemüse und Obst präventives Potenzial.
Gemüse und Obst spielen in der Ernährung des Menschen eine wichtige Rolle: Zu den ernährungsphysiologischen Vorteilen von Gemüse und Obst zählen die geringe Energiedichte, in aller Regel ein geringer Fettgehalt und gleichzeitig ein hoher Gehalt an Vitaminen (B-Vitamine, Vitamin C, ß-Carotin), Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen.
Nach derzeitigen Einschätzungen entfalten weniger einzelne Inhaltsstoffe als vielmehr die Vielfalt biologisch aktiver Substanzen in Gemüse und Obst sowie das durch einen hohen Konsum von Gemüse und Obst erreichte Ernährungsmuster positive Wirkungen auf die Gesundheit. Dazu gehört der durch einen entsprechenden Gemüse- und Obstkonsum ausgelöste „Verdrängungseffekt“ im Sinne eines geringeren Verzehrs tierischer Lebensmittel und damit ein geringerer Verzehr von z. B. gesättigten Fettsäuren und Cholesterol.
Wegen der unterschiedlichen sekundären Pflanzenstoffe in Gemüse und Obst sollte die ganze Vielfalt des Angebotes genutzt werden, also möglichst viele Arten innerhalb einer Woche gegessen werden: Bei gleicher Obst- und Gemüsemenge geht damit eine höhere Zufuhr chemisch unterschiedlich strukturierter und wirkender sekundärer Pflanzenstoffe einher. Es gibt Hinweise, dass dies mit einem verringerten Risiko für bestimmte Krebskrankheiten verbunden sein könnte.

Wie sieht eine optimale Versorgung mit Obst und Gemüse aus?

Silke Restemeyer: Mindestens fünf Portionen unterschiedliche Gemüse- und Obstarten essen („5 am Tag“). Von den fünf Portionen sollten möglichst 3 Portionen Gemüse (rund 400 Gramm) und zwei Portionen Obst (rund 250 Gramm) sein. Um die Vielfalt der Gemüsearten richtig nutzen zu können, sollte täglich jeweils eine Portion Gemüse in Form von Rohkost, Salat und gegarten Gemüse gegessen werden. Die Maßeinheit für eine Portion ist neben dem Stück Gemüse oder Obst die eigene Hand, da die Portionsgröße so dem Alter entsprechend ausfällt. Die positiven Wirkungen von Gemüse und Obst lassen sich nicht durch die Einnahme bestimmter Präparate erreichen. Studien belegen, dass isoliert aufgenommene Nährstoffe oder sekundäre Pflanzenstoffe keinen oder nur geringe Schutzeffekte aufweisen, und sich manchmal sogar nachteilig auf die Gesundheit auswirken können.


Foto: Quelle: Portrait_Silke_Restemeyer.JPG/photl.com

Datum der Veröffentlichung: 13.05.2014
Beitragsverfasser: Redaktion mediaprint infoverlag

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