Interview: Kreishandwerksmeister Artur Böhlken

Bei der Berufssuche sind praktische Erfahrungen durch nichts zu ersetzen. Mit einem Praktikum kann man feststellen, ob einem der Beruf liegt. Diese Chance sollten junge Leute auf jeden Fall nutzen, schließlich trifft man mit der Berufswahl eine der wichtigsten Entscheidungen des Lebens. Warum ein Praktikum so wichtig ist und wie man sich bewerben sollte, darüber sprach Artur Böhlken, Kreishandwerksmeister, mit „Take off“.

 

Herr Böhlken, viele Firmen erwarten von Bewerbern für einen Ausbildungsplatz, dass sie vorher schon einmal ein Praktikum in dem Beruf gemacht haben. Warum ist das so wichtig?

 

Böhlken: Bei einem Praktikum können die jungen Leute ganz genau testen, ob der Beruf ihnen wirklich gefällt und ob ihnen die Arbeit liegt. Sich etwas anzulesen, reicht meist nicht aus, die Praxis ist durch nichts zu ersetzen. Außerdem lernt man bei einem Praktikum nicht nur den Beruf kennen, sondern auch die Firma, in der man sich später vielleicht einmal um einen Ausbildungsplatz bewerben möchte. Schließlich ist es auch wichtig, dass beide Seiten gut miteinander zurechtkommen. Das können sie bei einem Praktikum schon einmal ausprobieren.

 

Wann sollte man sich für ein Praktikum bewerben? Böhlken: Möglichst frühzeitig, das heißt ungefähr ein Dreivierteljahr vor dem angestrebten Beginn. Man kann sich aber auch schon ein Jahr im Voraus bewerben. Als Zeitpunkt für ein Praktikum eignen sich die Ferien, weil es dann keine Probleme mit der Schule geben kann.

 

Was muss man bei der Bewerbung für ein Praktikum beachten?

 

Böhlken: Ich empfehle, vor einer Bewerbung telefonisch beim Betrieb nachzufragen, ob und wann ein Praktikum möglich ist. Anschließend sollte man sich persönlich vorstellen. Gerade im Handwerk legen viele Chefs großen Wert auf das persönliche Gespräch.

 

Worauf sollte man dabei achten?

 

Böhlken: Da gelten die gleichen Regeln wie bei Vorstellungsgesprächen für einen Ausbildungsplatz. Der erste Eindruck spielt bekanntlich eine enorm wichtige Rolle. Wer mit den Händen in den Taschen oder sogar verschlafen kommt, hat natürlich schlechte Karten. Das gilt übrigens auch für Bewerber, die unentschuldigte Fehltage im Zeugnis aufgelistet haben. Außerdem sollten sich Bewerber gut vorbereiten. Das heißt, sie sollten etwas über das Unternehmen wissen, bei dem sie sich bewerben – und etwas Vernünftiges dazu sagen können, warum sie sich überhaupt für das Praktikum beworben haben.

 

Hat man mit einem gelungenen Praktikum auch gute Aussichten auf einen späteren Ausbildungsplatz? Böhlken: Das kann man so sagen. Wer sich während des Praktikums bewährt und hohe Einsatzbereitschaft zeigt, hat bei einer späteren Bewerbung gute Chancen. Die meisten Firmen beobachten genau, wie sich Praktikanten engagieren. Besonders geachtet wird meistens auf Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Auch das Auftreten gegenüber Kollegen und Kunden spielt oft eine Rolle.

 

Welche Aufgaben kommen auf Praktikanten zu, die im Handwerk anfangen möchten?

 

Böhlken: Das hängt natürlich von dem jeweiligen Beruf und der Firma ab. Generell kann man aber sagen, dass sie nicht nur danebenstehen und beobachten, sondern ihre eigenen Aufgaben bekommen, genauso wie die Auszubildenden im ersten Lehrjahr. Damit zeigen viele Firmen, dass sie ihre Praktikanten wertschätzen. Schließlich gehören sie für die Zeit ihres Praktikums wie jeder andere Mitarbeiter auch zur Firma.



Quelle: Ready for TAKE OFF, IHK Braunschweig, 38100080, 13. Auflage, 2013

Datum der Veröffentlichung: 30.09.2013



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