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Stress lass nach

Familie, Beruf, Beziehung. Fühlen Sie sich auch von immer mehr Aufgaben, die Sie alle perfekt erledigen wollen, unter Druck gesetzt? Schalten Sie doch mal einen Gang zurück. Es wird Ihnen guttun.


Es war ein ganz normaler Dienstag, morgens um halb sieben, als Eva ihr Spiegelbild anschrie: „Für was? Warum? Lass doch einfach mal los!“ Sie hatte schon am Abend zuvor geweint. Weil sie wusste, dass sie wieder nicht genug Schlaf bekommen würde, aber gegen die Müdigkeit funktionieren muss. Sie hatte noch die Wäsche gefaltet und in die Schränke sortiert. Da war es schon nach Mitternacht. Um sechs Uhr würde der Wecker klingeln. Kinder wecken, Frühstückstisch decken, das Müsli für ihren Mann zubereiten, noch rasch Rouge und Wimperntusche auflegen, damit sie nicht aussieht wie eine Vogelscheuche. „Als ich dann vorm Spiegel stand, liefen mir einfach nur die Tränen und ich konnte sie nicht stoppen.“ Die Tusche schmierte sich in langen Schlieren über ihre Wange, setzte sich in die Falten.


Natürlich schaffte sie es noch, sich zu pudern. Und für ihre Familie spielte sie wieder einmal die Rolle der fröhlichen Mutter. Sie hatte heute ihren freien Tag. Vier-Tage-Woche in einem Steuerberaterbüro, um freitags das Haus auf links zu drehen. Frühjahrs-Putz, Dekoration, Blumen, Einkaufen, planen für das Essen am Samstag mit Freunden. Der Sonntag ist geblockt, da erledigt sie Steuererklärungen für Freunde. Mit dem Zusatzverdienst leistet sie sich mal teure Schuhe, eine Tasche oder exklusive Kosmetik.


Neulich hatte Eva noch mit Ihrer Freundin über ihre Nachbarin gelästert. „Sie geht im halben Schlafanzug vor die Tür, die Kinder sind oft ungekämmt, die Jacken schmutzig und immer wieder klingeln sie, weil Butter, Eier oder Milch fehlen.“ Eva ist dagegen perfekt, das würde ihr nie passieren.


Aber perfekt sein kann auch krank und traurig machen, auch weil das Scheitern so nahe liegt. Es gab ein Buch in ihrer Kindheit, in dem ein Mädchen einen Frosch besaß für den es alles perfekt machen wollte. Er sollte in der Nacht weich auf Daunen sitzen, sich nah an ihren Körper schmiegen. Am nächsten Morgen, als das Mädchen aufwachte, war der Frosch tot. Die Geschichte war mit „Lieben heißt loslassen können“ überschrieben. An diesen Satz dachte sie vorm Spiegel. Lieben heißt loslassen, das gilt auch für sie selbst.


Loslassen von diesem ewigen Perfektionismus. Wie einen hübsch anzusehenden, kunterbunten Zuckerberg hatte sie ihr Leben zusammengebaut, jetzt hatten ihre Tränen ihn zu einer klebrigen Pampe vermatscht.
An diesem Punkt ist sie eine von vielen. Das zeigte schon der sogenannte Stressreport 2012. Die Befragung von 18.000 Arbeitnehmern brachte das Gefühl einer ganzen Gesellschaft auf den Punkt: Alles ist einfach zu stressig. Auch drei Jahre später hat sich nicht viel geändert. Die Folgen: Rückenschmerzen, stressbedingtes Kopfweh und Schlafmangel. Was am Arbeitsplatz E-Mails, Telefonate, und ständige Unterbrechungen sind, ist Zuhause Waschmaschine wechseln, Wäsche falten, Essen kochen, Kinder organisieren, Hausaufgaben kontrollieren, die Figur im Maß halten, lustig, interessant und gleichzeitig sexy und kompromissbereit sein. Und vor allem, nur nicht nachlassen.


Dass es vielen Frauen und Müttern so geht, beweist eine Studie des Statistischen Bundesamts, wonach zwei von drei Müttern berufstätig sind. Im Klartext, viele, viele Evas – mal mit mehr Perfektionismus, mal mit weniger Perfektionismus ausgestattet.


In der Psychologie wird zwischen mehreren Facetten des Perfektionismus unterschieden, ein Psychologe würde Eva hohe persönliche Standards attestieren, Organisiertheit, sie macht kaum Fehler, aber er würde ihr auch Zweifel an der eigenen Leistung bescheinigen. Sozusagen eine funktionale Ausprägung des Perfektionismus, dem sie nach ihrem Ausbruch vorm Spiegel mit Mut eigene Bewältigungsstrategien entgegensetzen wird. Das wäre wiederum gesund. Sie würde den eigenen Wertewandel einläuten. Dazu gehörten Ruhepausen einlegen und akzeptieren, bei Entscheidungen Kopf und Bauch in Einklang bringen und alle Denkanstöße, die zur Zeit für den Arbeitsplatz erarbeitet werden, einfach mal im Privaten ausprobieren.

Was stresst Sie am meisten und wie gehen Sie dagegen vor? Wir freuen uns auf Ihre Tipps – senden Sie einfach eine E-Mail an info@total-lokal.de.

 

Bildquellen:

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Beitragsverfasser: active woman
Datum der Veröffentlichung: 13.05.2015



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