Wohnen & Leben / Portrait

Sulzberg I: Die Gemeinde stellt sich vor

Der Markt Sulzberg ist Erholungsort und expandierende Gemeinde zugleich

Der Markt Sulzberg kann auf eine lange und abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken. Ein Stamm der Kelten siedelte schon im 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung im Umland von Kempten. Die Römer hinterließen dann im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung zahlreiche Spuren ihrer Herrschaft. So verläuft die sogenannte „Alte Landstraße” auch heute noch in wesentlichen Bereichen auf der römischen Trasse.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde „Sulceberch“ im Jahr 1059 in einem Vertrag des Salierkönigs Heinrich IV. über die Verteilung von Wild- und Forstbannrechten an den Bischof von Augsburg. Der Name Sulceberch bedeutet Berg mit einer „Salz-Lecke“ und ist ein Hinweis auf die seit Menschengedenken genutzte salzige Heilquelle.
Die Herren von Sulzberg gehörten zu den einflussreichsten Adelsfamilien im Allgäu. Ritter Hermann von Sulzberg hatte seit dem Jahr 1237 das erbliche Schenkenamt inne und damit eines der vier Hofämter des Fürstabtes.
Später übersiedelte Hermann nach Goldach bei Rorschach in der Schweiz. Die Burg, die er dort erbaute, erhielt ebenfalls den Namen Sulzberg. Das Goldacher Ortswappen ist fast identisch mit dem Sulzberger Gemeindewappen.
Der heutige Gasthof „Hirsch“ wird im Jahr 1394 als Meierhof, also als Herrenhof und Sitz des Ortshauptmannes, genannt. Die im Zuge des „Hirsch“-Umbaus 1995 durchgeführten archäologischen Untersuchungen erbrachten wichtige Erkenntnisse über die besondere Bedeutung eines Meierhofes mit einem Meter dicken Wehrmauern, Eisenverarbeitung und späterer Taverne.
Seit dem Jahr 1670 hält Sulzbach einen Wochenmarkt ab. Doch noch entscheidender für die Entwicklung der Gemeinde ist die Wiederentdeckung der Heilquelle bei „Sulzbrunn“ im Jahr 1837. Erste chemische Analysen wiesen einen starken Jodgehalt des Quellwassers nach. Die Heilwirkung wurde damit wissenschaftlich bestätigt.
Bereits drei Jahre später wird das „Kemptener Waldwasser“ – den Namen „Jodquelle Sulzbrunn“ gab es noch nicht – in Flaschen gefüllt und in den Handel gebracht. Es folgte 1854 der Bau der ersten Badeanstalt in Sulzbrunn die kurz darauf zum Kurbad erweitert wird.
Nicht zuletzt Justus von Liebig machte das Sulzbrunner Mineralwasser bekannt, weil er es als das merkwürdigste von Europa bezeichnete, da es wegen nur geringer Spuren von Brom zu den reinsten Jodwasser gerechnet werden könne.
Parallel erfolge der Anschluss des Ortes an die Eisenbahn (1895) und seine Elektrifizierung in den Jahren ab 1907. Bereits 1919 wurde das Allgäuer Überlandwerk (AÜW) gegründet, das heute die Stadt Kempten, fast den gesamten Landkreis Oberallgäu und Teile der benachbarten Landkreise mit Strom versorgt. Au, die Keimzelle des Allgäuer Überlandwerkes, ist die zentrale Netzleitstelle für das gesamte Unternehmen.
Seit dem Jahr 1950 darf der Ort offiziell ein Gemeindewappen führen. Mit der Gemeinde- und Landkreisreform 1972 wurde die Gemeinde Ottacker in den Markt Sulzberg eingegliedert, fünf Jahre später auch die Gemeinde Moosbach. In den folgenden Jahren wurde viel gebaut: Die Teilhauptschule mit Turnhalle, das Rathaus und der Aufstau des Rottachsees. Neue Wohngebiete und Gewerbeparks entstanden.
Der Markt Sulzberg erhielt das Prädikat „Erholungsort“ (2004) sowie „Gentechnikfreie Kommune“ (2013). Heutige Themen sind die Dorferneuerung, ein Klimaschutzkonzept sowie die Erschließung weiterer Baugebiete. Der Markt Sulzberg geht mit der Zeit – wie schon seit mehr als 950 Jahren.

 

Bildquelle: Wikipedia, Urheber: Richard Mayer

Datum der Veröffentlichung: 27.05.2014

Bayern, Oberallgäu, Sulzberg

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