Energiesparendes Sanieren und Bauen in Aachen

35 II Gebäudehülle Beim U-Wert wird nicht die Luftdichtheit bewertet. Die Energieersparnis neuer Fenster durch dichtere Flügel und luftdichten Einbau kommt also positiv hinzu. Spielt neben demWärmeschutz der Schallschutz eine Rolle, so stellt dies besondere Anforderungen an Rahmen und Gläser (z. B. andere Glasstärken, besondere Befestigungen der Glasscheiben im Rahmen). Diese Funktion ist – ebenso wie der Einbruchschutz – im Standardfenster nicht enthalten und gesondert zu betrachten. In der Regel können in einem Fenster nicht alle Funktionen auf dem gleichen Qualitätsniveau umgesetzt werden. Komplettaustausch Zweifache Wärmeschutzverglasung ist das Mindestmaß, dreifache ist inzwischen auch bei Bestandsgebäuden üblich und meistens nur geringfügig teurer. Häufig verwendete Rahmenmaterialien sind Kunststoff, Holz und Aluminium oder Holzrahmen mit Aluminium-Verblendung. Moderne Rahmen können unabhängig vom Material die wichtigen Kriterien Wärmeschutz, Luftdichtheit, etc. erfüllen. Die Entscheidung für eine Rahmenart wird eher von der Gestaltung und den Kosten bestimmt. Es ist zu beachten, dass die Verglasung energetisch besser ist als der Rahmen: Je größer der Rahmenanteil desto schlechter wird das gesamte Fenster. Andererseits sollten die Fensterflügel nicht zu groß gewählt werden, weil sie – vor allem bei Dreifachverglasung – sehr schwer werden können. Dies führt zu erhöhtem Kraftaufwand bei der Bedienung und zu mehr Materialaufwand zur Stabilisierung der Rahmen. Die Randverbindungen, die als Abstandhalter zwischen den Glasscheiben liegen, sollten stets als sogenannte„warme Kante“ gewählt werden, damit hier keine Wärmebrücke entsteht. Sie bestehen meist aus Kunststoff oder Edelstahl und leiten deutlich weniger Wärme weiter als die Abstandhalter aus Aluminium. Beim Austausch des gesamten Fensters ist der fachgerechte Einbau besonders wichtig. Weil für Außentüren sehr ähnliche Regeln gelten, beschreiben wir diese am Ende dieses Kapitels. Austausch der Verglasung Sinnvoll ist der alleinige Austausch der Fensterscheiben nur dann, wenn: • • die Fensterrahmen in einem sehr guten Zustand sind und voraussichtlich noch etwa 15 Jahre halten, • • die Scharniere und Beschläge intakt sind oder mit wenig Aufwand erneuert werden können, • • die Fensterrahmen bereits über Dichtungslippen verfügen oder Dichtungslippen nachgerüstet werden können. Der Vorteil einer solchen Modernisierung ist, dass die Fenster gestalterisch nahezu unverändert bleiben und die Maßnahme kostengünstiger ist als der Komplettaustausch. Nachteile sind, dass in der Regel keine Dreifachverglasung eingebaut und die energe- tische Qualität der Rahmen selbst nicht verbessert werden kann. Beim Austausch der Verglasung sollten immer auch die Anschlüsse der vorhandenen Rahmen an andere Bauteile überprüft werden, wie nachfolgend beschrieben. Ertüchtigung der Bauteilanschlüsse Früher wurden Fenster generell nicht in dem Maß abgedichtet wie in modernen Gebäuden. Das gilt auch für die Anschlüsse zwischen Fenster und Außenwand bzw. Fenster und Sturz bzw. Rollladenkasten. Zunächst muss geprüft werden, wo Undichtigkeiten sind bzw. Abdichtungen fehlen oder schadhaft sind. Dann kann entschieden werden, wie und mit welchen Materialien (Dichtstoffe, Dichtbänder, Abdeckleisten oder Ähnliches) der Zustand ver- bessert werden kann. Exkursion in die Bauphysik: Neue Fenster und Schimmelgefahr Dass häufig Schimmelprobleme unmittelbar nach einem Fenster- austausch auftreten, liegt daran, dass neue Fensterrahmen abgedichtet und luftdicht eingebaut sind. Die vorher permanente Lüftung durch Ritzen und Fugen fällt weg. Dieser Teil des Luftaustauschs muss jetzt von den Bewohnern*innen und / oder von Lüftungsgeräten übernommen werden. Geschieht dies nicht oder nicht ausreichend, steigt die Schimmelgefahr. Dies gilt für zweifach- und dreifachverglaste Fenster in gleicher Weise! Im Hinblick auf Luftdichtheit unterscheiden sich die beiden Fensterarten nur wenig, im Hinblick auf die Wärmedämmung schon (siehe U-Wert-Tabelle). Wenn nach einem Fensteraustausch die kälteste Oberfläche im Raum nicht mehr die Fensterscheibe, sondern dieWand ist, führt auch dies nicht„automatisch“ zu Schimmel. Wenn das Lüftungsverhalten nicht angepasst wird, steigt allerdings das Schimmelrisiko, vor allem an ungünstigen Stellen (z. B. hinter großen Schränken) und in wenig beheizten Räumen (z. B. in Schlafzimmern). Auch dies gilt grund- sätzlich, unabhängig vomWärmeschutz der neuen Fenster. Fensteraustausch: altbaugerecht

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