Wegweiser Gesundheit im Altenburger Land und Umgebung

DAS DIABETISCHE FUSSSYNDROM – EINE VERMEIDBARE KOMPLIKATION? Dr. Birgit Schwetlick im Gespräch Seit 2005 gibt es am Klinikum Altenburger Land eine Ermächtigungs­ sprechstunde zur Behandlung von Patienten mit Problemwunden und zur Behandlung des diabetischen Fußsyndromes – die Fußambulanz. Sie wird von Dr. med. Birgit Schwetlick geleitet, die gleichzeitig als Leitende Oberärztin im Klinikum tätig ist. Frau Dr. Schwetlick, vielen Diabetikern sind leider oft die Risiken an ihren Füßen nicht bewusst. Was sind die Ursachen dafür? Der Hauptgrund ist ein zu hoher Blutzucker (Glukose). Er verbindet sich im Körper mit unterschiedlichen Eiweißen, die auch Bestandteile der Nerven und Blutgefäße sind. Je höher der Blutzucker, destomehr Eiweiße werden „verzuckert“. Diese Verbindung führt zu Nervenschädigungen und Durchblutungsstörungen in den Organen. Was passiert bei einer Nervenstörung am Fuß? Durch die Störung der motorischen Nerven entstehen Veränderungen an der Fußarchitektur. Mit dem Verlust der sensiblen Nerven werden die Veränderungen am Fuß nicht mehr wahrgenommen. Der Fuß ist nicht mehr richtig zu spüren und das ist die eigentliche Ursache der Probleme. Das ist kein bewusster Vorgang und hat nichts mit Intelligenz zu tun. Die autonomen Nerven unterliegen nicht unserem „Wollen“. Eine Störung führt dazu, dass der Fuß trocken wird, die Haut sich nicht mehr selbst fettet und dadurch rissig wird. Dadurch entstehenWunden mit Eintrittspforten für Bakterien. Durch die Störung der autonomen Nerven zusammen mit der Fehlstellung des Fußes kommt es zu einer vermehrten Hornhautbildung im Ballenbereich. Die Zehen verändern sich zu Krallenzehen, der Vorfußballen wölbt sich vor. Die Knochen in diesemBereich drücken in Richtung Fußsohle und von außen drückt die Hornhaut. Das zwischen Knochen und Hornhaut liegende Gewebe hält diesen Druck nicht lange aus. Folge sind runde, schmerzlose Geschwüre unter der Hornhaut, die oft erst nach Entfernung der Hornhaut ent­ deckt werden. Die Hornhaut muss deshalb vom Arzt oder Podologen entfernt werden. Welche Bedeutung hat die arterielle Durchblutungsstörung beim diabetischen Fuß? Normalerweise macht eine arterielle Minderdurchblutung Schmerzen in der betroffenen Extremität. Schmerzen sind immer ein Alarmsignal. Das Fatale bei der gleichzeitigen Nervenstörung ist die Tatsache, dass das Warnsignal Schmerz nicht mehr oder nur reduziert wahr­ genommen wird. Benötigt ein diabetischer Fuß eine spezielle Wundbehandlung? Wunden stellen für den diabetischen Fuß eine regelrechte Bedrohung dar. Die zunächst nur oberflächliche Wunde kann Ausgangspunkt für eine Infektion sein, die in die Tiefe dringt und die Knochen erreichen kann. Der infizierte Fuß ist zu erkennen durch Rötung, Überwärmung und Schwellung. Der typische Schmerz, den eine Infektion verursacht, fehlt häufig beim diabetischen Fuß. Dadurch wird die Infektion oft zu spät erkannt und als Bagatelle empfunden. Wie behandeln Sie diese Wunden? Die Wundversorgung selber hat sich in den vergangenen Jahren sehr gewandelt. Noch vor 15 Jahren war die klassische Behandlung die trockene Wundbehandlung in Form von Baumwollkompressen als Wundauflage. Die Wundauflagen saugten das Wundsekret auf und hielten die Wunde trocken. Heute weiß man, dass eine Wunde, die feucht gehalten wird, rascher abheilt. !n einem feuchten Milieu teilen und wachsen die Zellen schneller. Das Prinzip erinnert an ein Frühbeet, in dem junge Pflänzchen mit einer Glasabdeckung vor Austrocknung geschützt werden und ein Klima geschaffen wird, in dem die kleinen Pflänzchen besser wachsen können. Es gibt heute viele Wundauflagen, die entsprechend demWundstadium eingesetzt werden, worunter die Wunde feucht bleibt. Die speziellen Einsatzmöglichkeiten kennt ein erfahrener Wundtherapeut. Warum ist die Entlastung des Fußes dabei so dringend notwendig? EineWunde an der Fußsohlemuss nicht nur korrekt verbunden, sondern auch entlastet werden.Wie kann eineWunde heilen oder„ein Pflänzchen wachsen“. Wenn sie beim Gehen durch jeden Schritt immer wieder gequetscht wird? Ist eine Wunde infiziert, dann wird mit jedem Schritt der Infekt in die Füße gedrückt. So besteht die Gefahr, dass sich eine Infektion rasch über den Fuß ausbreitet. Dies läuft bei der gestörten Kliniken / Krankenhäuser 30

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