Bürgerinformationsbroschüre Gemeinde Altenstadt a. d. Waldnaab

2 Geschichte von Altenstadt a.d. Waldnaab Die Gründung Altenstadts ist urkundlich nicht nachzuweisen. Dass Altenstadt a.d. Waldnaab aber ein sehr alter Ort ist, unterliegt keinem Zweifel, da der Schnittpunkt bedeutender Altstraßen landsuchende Siedler zum Bleiben und Sesshaft- machen einlud. Um 1000 stand bereits eine Kirche in Altenstadt. Fundamente, die bei Friedhofsarbeiten beim ehemaligen „Beinhaus“ gefun- den wurden, beweisen diese Theorie. Um 1150 wurde eine Wehrkirche errichtet. Diese diente bereits als Vorläufer der jetzigen alten Pfarrkirche. Sie wurde im Laufe der Zeit immer wieder erweitert. In der Gründerzeit hieß das heutige Altenstadt a.d. Waldnaab „Traindorf“. Das Wort „Train“ ist wahrscheinlich von Fahren oder Treiben abzuleiten. Da der Ort an zwei alten Straßen­ zügen errichtet wurde, bedeutete die Bezeichnung also Dorf am Fahr- oder Triebweg. Später im Mittelalter lag Altenstadt an drei Handelswegen: der Goldenen Straße von Nürnberg nach Prag, der Magdeburger Straße von Regensburg nach Magdeburg und der Eisenstraße von Auerbach bis Altenstadt, wo sie in die Goldene Straße einmündete. Altenstadt-Traindorf war Besitz der Grafen von Altendorf und ging erst 1232 an die Grafen von Ortenburg über. Da eine Burg in Altenstadt nicht nachweisbar ist, dürften die Altendorfer auf der Landzunge zwischen Waldnaab und Floß eine Burg oder zumindest ein „Vestes Haus“ erbaut haben. Ihr Bestreben war sicher, eine Siedlung in dieser Gegend entstehen zu lassen. Traindorf selbst wurde dann wahrscheinlich vernachlässigt und als alte Stätte bezeichnet, da die neue Stätte zur Kontrolle der Handelsstraßen günstiger gelegen war. In dieser Zeit entstand für Traindorf der Name „Alte Stätte“. 1261 erwarb Herzog Ludwig der Strenge von Bayern Neustadt. In dessen Salbuch sind die Gefälle von Alt- und Neustadt auf- geführt, woraus hervorgeht, dass Altenstadt a.d. Waldnaab die ältere, früher gegründete Gemeinde ist. Der Sohn Ludwig des Strengen, der spätere deutsche Kaiser Ludwig der Bayer, verpfändete die Herrschaft an den Land- grafen Ulrich I. von Leuchtenberg für geleistete Dienste. Nach dessen Tod traten 1334 seine beiden Söhne Ulrich II. und Johann I. an seine Stelle. Durch den Hausvertrag von Pavia, den Kaiser Ludwig 1329 mit den Söhnen seines verstorbenen Bruders Rudolf, Rupert und Ruprecht schloss, in dem sie ihre Lande teilten, kam das Gebiet um Altenstadt in die Hände der Pfalzgrafen. Später hat Pfalzgraf Rupert die Herrschaft an den Böhmen-König Kaiser Karl IV. verpfändet. Die böh- mischen Könige setzten Vasallen über die Herrschaft ein. Als solche erschienen die Pflug, nach diesen die Guttensteiner und danach die Ritter von Heideck. Den Heideckern folgten die böh- mischen Herren von Lobkowitz, in deren Besitz die Herrschaft, die 1641 durch den Kaiser als reichsunmittelbar erklärt wurde und der die Lobkowitz in den Reichs-Fürstenstand erhob, bis zur Übergabe 1807 an Bayern, blieb. Aus dem Freiheitsbrief König Wenzels von Böhmen vom Jahre 1387 geht hervor, dass Altenstadt um diese Zeit bereits zum Markt erhoben wurde. 1652 gab es bereits eine Schule am heutigen Pfarrplatz mit dem Schulmeister Michael Gleißner. Die Eingliederung Altenstadts in das Stammland Bayern führte zunächst nicht zum Wachsen und Aufblühen der Gemeinde. Einen ersten Aufschwung brachten der Bau der Eisenbahnlinie von Weiden nach Eger und die Errichtung des Bahnhofs im Jahre 1862. In der Umgebung entstanden zahlreiche Glashüt- ten. Die Bleikristallherstellung wurde in den Jahren 1925/30 durch die Firmen Hofbauer und Beyer & Co nach Altenstadt gebracht. Bis zur endgültigen Produktionseinstellung 1995 war die Glasindustrie fast 70 Jahre lang in Altenstadt ein wesent- licher Faktor für das schnelle Wachsen der Gemeinde. Im Rahmen der Gebietsreform wurde die ehemalige Gemeinde Meerbodenreuth mit ihren Ortsteilen Buch, Kotzau und Süßen- lohe 1975 nach Altenstadt eingegliedert. Unser 2014 errichtetes Heimatmuseum am Pfarrplatz, das vom Heimatverein Altenstadt betrieben wird, zeigt ausführlich die Geschichte. Ein Besuch lohnt sich! www.heimatverein-altenstadt.de Wappenbeschreibung Mit dem schräggestellten roten Adler wurde 1459 das Wappen der Herren und spä- teren Fürsten von Lobkowitz bereichert. Diese waren von 1567 bis 1807 Besitzer der Herrschaft bzw. gefürsteten Grafschaft Neustadt-Störnstein (Sternstein), zu der Altenstadt gehörte. Eine Genehmigung des Fürstlichen Hauses zur Übernahme von Wappenbestandteilen war aber im vorliegenden Fall nicht erforderlich, da es sich bei dem schräggestellten Adler nicht um einen Teil des Stammwappens handelt, sondern um eine spätere Ergänzung. Die schwarze Pflugschar weist auf die Pflug von Rabenstein hin, die im 15. Jahrhundert Pfandherren des damals böhmischen Lehens Neustadt-Störnstein und von gro- ßer geschichtlicher Bedeutung für die ganze Landschaft waren.

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