Ratgeber für den Trauerfall Bayreuth

1 Grußwort von Dekan Jürgen Hacker Der große Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) schreibt: „Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das weiß, dass es sterben wird. Die Verdrängung dieses Wissens ist das einzige Drama des Menschen.“ Mit unserem überarbeiteten Friedhofswegweiser möchten wir gegen die Verdrängung unserer Sterblichkeit Anregungen geben. Ich erlebe es immer wieder – auch in meinem persönlichen Umfeld: Oft sind wir nicht, oder nur ungenügend, vorbereitet auf die letzte Lebensstunde. Auf unsere eigene und die eines Angehörigen. Während es heute der Wunsch vieler Menschen ist, dass „es einmal schnell geht“, „dass ich der Familie nicht zur Last falle“, beteten frühere Generationen: „Bewahre uns vor bösem, schnellem Tod.“ – „Herr, bewahre uns davor, unvorbereitet unsere letzte Stunde antreten zu müssen.“ In den vergangenen Jahrhunderten war der Tod allgegenwärtig und mitten im Leben – in unserer Gegenwart haben wir ihn fast vollständig aus unseren Lebensbezügen verbannt. Es ist wichtig, dass wir unsere letzten Dinge frühzeitig regeln – unseren Besitz, unsere gesundheitliche Fürsorge (Stichwort: „Patientenverfügung“). Aber auch die Fragen rund um die eigene Bestattung: Welche Lieder sollen gesungen oder gespielt werden, welches Bibel-Wort soll der Traueransprache zugrunde liegen, was hilft, dass durch meine Trauerfeier die Anwesenden getröstet werden? Um sich rechtzeitig darüber Gedanken machen zu können, möchte Ihnen unser Friedhofswegweiser konkrete Hilfestellung anbieten, etwa bei der Auswahl der möglichen Grabformen. Und dennoch – oft begegnet uns der Tod überraschend und unvorbereitet. Die vorliegende Broschüre möchte Sie auch in diesem Fall unterstützen: Viele stehen noch unter dem Schock des Todes eines lieben/nahen Angehörigen. Man hat noch gar nicht richtig begriffen, was geschehen ist, und doch sind bis zur Bestattung so viele Dinge zu erledigen. Sarg und Grab, Zeitungsanzeige, die Vorbereitung der Bestattung, die Einladung der Trauergäste – all das macht einem den Tod schmerzlich bewusst. Entscheidungen sind zu treffen. Es soll ein würdiger Abschied werden und eine gute Erinnerung bleiben. Am 19. September 2021 konnten wir an den Eingängen unseres Stadtfriedhofes die Schilder „Immaterielles Erbe Friedhofskultur“ anbringen – als erster Friedhof in Bayern überhaupt. Dadurch wird deutlich: Friedhöfe gehören zu unserem Leben dazu – sie sind, wie Regionalbischöfin Dr. Greiner einmal sagte – Lebensorte. Und wenn sie historisch so bedeutsam sind wie in Bayreuth, sind Friedhöfe auch Lernorte. Es ist deshalb unser Anliegen als evangelische Gesamtkirchengemeinde Bayreuth, dass unsere Friedhöfe nicht nur Orte der Trauer und Klage, der Erinnerung und des Totengedenkens sind, sondern auch vom Glauben an die Auferstehung künden. Wir als Kirche möchten Angehörige mit ihrer Trauer nicht alleinlassen, deshalb bieten wir im Sterbefall Begleitung an: die Aussegnung zu Hause, im Krankenhaus oder im Seniorenheim, seelsorgerliche Gespräche, den Gottesdienst zur Bestattung und nicht zuletzt das Gebet um Trost und Beistand in den schweren Stunden des Abschiednehmens. Als Träger von drei Friedhöfen in der Stadt Bayreuth sind wir für deren Stil und Gestaltung verantwortlich. Sie sollen Oasen der Ruhe und Besinnung, aber auch des Lebens sein, die ihre eigene Schönheit haben – und keine toten Steinwüsten. Wir müssen auch dem kulturellen Erbe und der Sicherheit Rechnung tragen. Zudem spielt der ökologische Aspekt der Friedhöfe als „grüne Lungen“ in der Stadt eine wichtige Rolle. Bitte verstehen Sie die Friedhofsordnungen als Ausdruck dieser Verantwortung. Ich hoffe, dass Ihnen dieser Wegweiser in den angesprochenen Fragen eine Hilfe sein kann. Unser Friedhofspersonal und die Mitarbeitenden unserer Friedhofsverwaltung im Kirchengemeindeamt, Kirchplatz 2, stehen für Rückfragen gerne bereit. Für Christen, so sagt es Martin Luther, ist mit dem Tod umzugehen die Schule des Glaubens. Vielleicht hilft uns mancher Spaziergang über unsere Friedhöfe dazu, einen neuen Zugang zur eigenen Endlichkeit zu finden und sich mit den existenziellen Fragen des Woher und Wohin zu beschäftigen. Jürgen Hacker, Dekan Grußwort von Dekan Jürgen Hacker

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