Seite 6 - 75363_50_05_14

Basic HTML-Version

4
finden, wie es der junge Hesse gesehen und verinnerlicht hat.
Könnte jener noch einmal in das heutige Calw zurückkehren,
würde er eine fast fünfmal so große, moderne Stadt entdecken,
in der sich vieles geänder t hat.
Calw, die Stadt am Wasser
Die Geschichte und Geschicke der 1075 urkundlich erstmals
erwähnten Stadt sind geprägt von ihrer Lage am Fluss. Eingezwängt
in das enge Nagold-Tal, mussten sich die Calwer schon immer etwas
einfallen lassen. Landwirtschaft war und ist bis heute kaum möglich,
also besann sich die Bevölkerung im Mittelalter auf Handwerk und
Handel. Begünstigt von der verkehrsgünstigen Lage am Wasser
und geprägt von protestantischer Arbeitsethik waren die Calwer
darin über Jahrhunderte so erfolgreich, dass das Städtchen an der
Nagold mit Holz- und Salzhandel sowie Textilherstellung („Calwer
Compagnie“) zeitweilig zum bedeutendsten Wirtschaftszentrum
Württembergs aufstieg – im 17. Jahrhundert gar halb so groß wie
Stuttgart und so finanzkräftig, dass man den herzoglichen Hof mit
Geld versorgte. Diese wirtschaftlichen Glanzzeiten sind freilich
lange vorbei.
Calw, die Fachwerkstadt
Geblieben ist eine malerische Fachwerkstadt mit über 200 denk-
malgeschützten Häusern, die den einstigen Reichtum ihrer Bürger
Stadtportrait
„Zwischen Bremen und Neapel, zwischen
Wien und Singapore habe ich manche hüb-
sche Stadt gesehen, Städte am Meer und
Städte hoch auf Bergen, und aus manchem
Brunnen habe ich als Pilger einen Trunk
getan, aus dem mir später das süße Gift des
Heimwehs wurde. Die schönste Stadt von
allen aber, die ich kenne, ist Calw an der
Nagold, ein kleines, altes, schwäbisches
Schwarzwaldstädtchen.“
Calw, die Hermann-Hesse-Stadt
Diese Zeilen schr ieb Hermann Hesse
(1877–1962) im Jahre 1918 über seine
geliebte Vaterstadt Calw. Dem Dichter und
Nobelpreisträger ist es zu verdanken, dass
Charme und Schönheit des Schwarzwald-
städtchens in die Literatur eingegangen
und zu Weltruhm gelangt sind. Wer heute
auf den Spuren des „Steppenwolf“ durch
die Gassen von Calw geht – ob als Einhei-
mischer oder Tourist –, wird vieles noch so
Calw im Uberblick
Brühl Calw
Bi rcan Mef ide
„Se i t Jahren arbe i t e
i ch h i er f ür d i e Ta f e l .
Es mach t mi r Spaß ,
f ür andere da zu se i n
und dem e i nen oder
anderen e i n Läche l n
zu schenken .“