Informationsbroschüre Markt Ergolding

5 Ergolding als Herzogs- und Königsgut Über Ergolding sind zwei Urkunden erhalten, die zu den ältes­ ten der bayerischen Geschichte gehören. Sie stammen aus den Jahren 822 und 824. Danach fanden hier Gerichts- bzw. Land- tage statt, bei denen die geistlichen und weltlichen Großen des Landes versammelt waren. Diese beiden Überlieferungen un- terstreichen die besondere Stellung und die große Bedeutung unseres Ortes in den ersten Jahrhunderten nach der Besied- lung. Ergolding war schon in der Agilolfinger Zeit ein Fiskal- oder Staatsgut und gehörte als solches den bayerischen Herzögen. Den Herzoghof wird man sich als einen großen Gutshof vor- stellen müssen, der von einem herzoglichen Beamten verwaltet wurde. Wahrscheinlich hatte er sich an der Stelle des heutigen Zehnerhofes befunden. Im Jahre 788 setzte Karl der Große den letzten Agilolfinger auf den bayerischen Herzogthron, Tassilo, wegen Ungehorsamkeit gegen die königliche Gewalt ab und steckte ihn in ein Kloster. Alle seine Besitzungen wurden vom König eingezogen. Ergol- ding wird damit zum Königsgut und bleibt es mehr als zwei- hundert Jahre lang. Kaiser Heinrich II., der Heilige, gründete 1007 das Bistum Bamberg und stattete es reichlich mit Gütern aus seinem könig­ lichen Besitz aus. Mit Urkunde vom 1. November 1007 ging das Ergoldinger Königsgut mit all seinen Zugehörigen, wie Dörfern, Weilern, Kirchen, Knechten und Mägden, überbauten Grundstücken, bebautem und unbebautem Land, Wäldern, Weiden, Jagden, Fischwassern, Mühlen und allen beweglichen und unbeweglichen Sachen als Schenkungen an das bamber­ gische Hochstift über. Die Bischöfe verwalteten ihre Güter und Besitzungen nicht selbst, sondern gaben sie als Lehen (= Landleihe) an einheimische Adelige weiter. So finden wir von dieser Zeit an in Ergolding einen Ortsadel vor. Die ersten Herren, die sich nach ihrem Sitz Ergolding benannten und deren Namen überliefert sind, waren Dietmar de Ergoltingen (1133), Herrant de Ergoltingen (1147), Walchuon de Ergoltingen (1187), Pertholt aus Ergolding (1212). Von Thomas dem Ergoldinger ist uns das Wappen bekannt. An einer Urkunde aus dem Jahre 1296 ist ein Spiegel erhalten geblieben. Es zeigt einen seitlichen Sparren und ist für die Ge- staltung des Gemeindewappens im Jahre 1955 verwendet worden. Wie lange Ergolding im Besitz des Bistums Bamberg war, lässt sich nicht genau sagen. Jedenfalls übten zu Beginn des 13. Jahr- hunderts die Bayerischen Herzöge bereits die Vogteiherrschaft (= Schutzherrschaft, Gericht, Polizeirecht) in Ergolding aus und besaßen auch Grundrechte in unserem Dorf. Gräberfelder bzw. Ausgrabungen Beim Autobahnbau stieß man 1978 am nördlichen Rand von Ergolding auf einen Friedhof aus der Römerzeit, der freigelegt und untersucht wurde. Das spindelförmige Gräberfeld hat eine Ausdehnung von 73 Meter in der Länge und 22 Meter an der größten Breite. Bei einem römischen Friedhof befand sich aller Erfahrung nach auch ein römerzeitlicher Gutshof, eine sog. „villa rustica“. Die Lage des zum Ergoldinger Gräberfeld gehörigen Gutshofes ist bereits seit 1975 durch Luftaufnahmen und Bodenbegehungen bekannt. 1982 wurde in Ergolding in der Fischergasse eine 6.000 Jahre alte Siedlung der Altheimer Kultur (benannt nach seinem ersten Fundort) gefunden. Das Dorf bestand um das Jahr 3730 v. Chr. Eine zweite Grabungsstelle befand sich ab 1981 auf dem Galgenberg bei Kopfham. Es handelt sich auch hier um eine be- festigte, Jungsteinzeitliche Siedlung der Chamer Gruppe, das ist eine Kulturgruppe, die unmittelbar der Altheimer Kultur folgte und die letzte Stufe der Jungsteinzeit bildete. Bei der Erschlie- ßung der Fischergasse Anfang 2016wurden weitere Fundstücke aus der Zeit der sogenannten „Altheimer Kultur“ entdeckt. Kräuterwerkstatt im Heimathaus, Foto: Markt Ergolding

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