Frankfurt am Main Bergen-Enkheim Bürgerinformationsbroschüre

Überblick über die Geschichte des Stadtteils Kein Ort im weiten Umkreis um Frankfurt am Main kann so bedeu- tende Funde aus der Altsteinzeit auf- weisen wie Bergen-Enkheim. Ein Faustkeil aus der Acheul-Periode aus hartem Kieselschiefer, 1961 in einer Gärtnerei an der Vilbeler Landstraße gefunden, weist ein Alter von etwa 200.000 Jahren auf. Noch älter er- scheint eine Basaltspitze, die 1971 in der Landgrafenstraße beim Bau einer Garage aus einer ungestörten Löss- Schicht ans Tageslicht kam. Wäh- rend der Faustkeil als Werkzeug der Neandertalrasse gilt, könnte das Schlagwerkzeug dem Steinheim- Menschen zugerechnet werden und etwa 100.000 Jahre älter sein. Durch Bergen verläuft die „Hohe Straße“, ein uralter Völkerweg. Dort siedelten sich vor fünf- bis sechstau- send Jahren zuerst die Bandkerami- ker, dann die Michelsberger und schließlich die Schnurkeramiker an und ließen Hacken, Beile, Schaber gelände in Bergen ein befestigtes Lager angelegt. An dieses Erdkastell mit einigen Ziegelbauten innerhalb der Wälle schloss sich nach Osten ein Lagerdorf und ein Gutshof an. Weitere Höfe konnten rings um Ber- gen-Enkheim nachgewiesen werden. Ausgegraben wurde die „villa rusti- ca“ nördlich von Bergen und eine Töpferei mit einer Abfallgrube ost- wärts von Enkheim. Aus dem Lager- dorf entstand schließlich das Dorf Bergen, das aber erst 800 Jahre spä- ter mit geschriebenen Urkunden in das Licht der Geschichte tritt. Die erste urkundliche Erwähnung von Bergen wurde zunächst unter Vorbe- halt einer Urkunde aus dem Jahre 907 zugeschrieben, mit der ein Güter- tausch zwischen den Klöstern Fulda und Echternach (Luxemburg) bestä- tigt wird. Im Hinblick auf eine mögli- che 1.100-Jahr-Feier im Jahre 2007 wurde inzwischen der Sachverhalt vom Staatsarchiv Marburg, wo diese Urkunde liegt, erneut überprüft. Da- bei ist zweifelsfrei geklärt worden, dass es sich bei dem dort genannten „Perge“ um das Dorf „Perc“ (heute: Berg) in der Nähe der Mosel handelt. Vollkommene Klarheit bezüglich der Ersterwähnung Bergens ergibt sich aber eindeutig aus einer Urkunde über eine Schenkung Kaiser Heinrich IV. aus dem Jahre 1057. Der junge König übereignet dem Kloster Eich- stätt an der Altmühl 12 „mansus“ (etwa 100 Hektar Land), zwei Wein- und Tongefäße als Zeugen ihres Da- seins zurück. Die großen Vorratsge- fäße vom Luisenhof am Gräsigten Weg stellen die bedeutendsten Fun- de aus der Urnenfelder-Bronzezeit dar (1200-800 v. Chr.), aber auch ostwärts des Stadtteils Enkheim sind Armreifen und Spiralen aus dieser Epoche geborgen worden. Im Enk- heimer Feld fand man Gefäße aus der Hallstattzeit oder Älteren Eisen- zeit (800-500 v. Chr.) und im Wald kamen in der Nähe der Gelnhäuser Poststraße bronzene Hals- und Arm- ringe mit eingelegten Korallen als Grabschmuck einer keltischen Fürs- tin aus der Jüngeren Eisenzeit oder Latènenezeit zum Vorschein (500 v. Chr. – 50 n. Chr.). Alle diese Funde sind Zeichen einer frühen und ver- hältnismäßig dichten Besiedlung in vorgeschichtlicher Zeit. Vor fast 2.000 Jahren – im 1. Jahr- hundert n. Chr. – hatten römische Legionäre im heutigen Burggarten- berge und 24 Hörige (Leibeigene) in Bergen im Niddagau. Auf dieser Grundlage ist im Jahre 2007 zum Ber- ger Markt eine 950-Jahr-Feier veran- staltet worden. Am Markt-Sonntag (31.08.) wurde aus diesem Anlass vormittags im Festzelt eine akademi- sche Feier abgehalten. Nachmittags folgte dann unter Federführung des Vereinsrings und der Mitwirkung vie- ler Bergen-Enkheimer Vereine ein großer Festumzug, der die vielen Be- sucher begeisterte und den Bergen- Enkheimer Bürgern noch lange in Er- innerung bleiben wird. Das Dorf Enkheim ist (wie alle auf -heim endenden Orte) fränkischen Ursprungs. Seine erste urkundliche Erwähnung findet sich in der Aus- stattungsurkunde für das Kloster Altenburg im Jahre 1151, aus dem später das Kloster Arnsburg ent- stand. Der reiche Wildbannvogt des Wildbannes Dreieich, Konrad von Hagen schenkt dem Kloster „vineam unam Berge iuxta Ennincheim“ – also einen Weinberg in Bergen in der Nähe von Enkheim. Weitere Schen- kungen ermöglichten dem Kloster dann die Anlage eines Wirtschafts- hofes, der bis heute als „Mönchhof“ erhalten geblieben ist. In Bergen gab es seit der fränkischen Zeit einen Königshof im Gebiet um die Herrn- gasse, der im Spätmittelalter teils an die Herren von Hanau, teils durch Schenkung an das Zisterzienser­ kloster Haina kam. Frankfurt am Main Bergen-Enkheim 4

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