Interview | 29 Interview Über den Beruf Wenn ich gefragt werde, was ich auf der Arbeit mache, ist die Antwort eigentlich ganz einfach: Ich begleite und assistiere unsere Klienten bei allem, was wir auch tagein-tagaus machen. Je nachdem, in welchem Ausmaß die Klienten es möchten, unterstütze ich – ob beim Zähneputzen, beim Erledigen von Papierkram, beim Essen oder dem gemeinsamen Warten auf den Bus. Wir gehen sozusagen gemeinsam durch den (All-)Tag. In unserer Einrichtung leben Menschen mit psychischen und geistigen Beeinträchtigungen, und das zum Teil über viele Jahre hinweg. Sie sind hier also zu Hause, und wir möchten ihnen im besten Fall auch ein bisschen „Familie“ sein. Und da wir mit Menschen in ihrer ganzen Individualität arbeiten, ist die Arbeit sehr abwechslungsreich. Es gilt, sich auf die Klienten und ihre Charaktere einzulassen. Zudem haben wir alle unsere guten und nicht so guten Tage, haben mal gute und mal schlechte Laune. Das wirkt sich natürlich direkt auf die Arbeit miteinander aus – ist spannend und herausfordernd zugleich. Mein Weg in den Beruf Da meine Eltern beide in einem sozialen Beruf arbeiten, war für mich schon früh klar, dass ich in diesem Bereich arbeiten möchte. Ich habe zunächst eine zweijährige Ausbildung zum Sozialassistenten gemacht. Und dann im Anschluss berufsbegleitend die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger – mit dem großen Vorteil, dass ich während der 3,5 Jahre parallel Geld verdienen konnte. Meine Ziele Für mich ist es der schönste Beruf der Welt! Aber natürlich gibt es viele spannende Themengebiete im sozialen Bereich, in die man sich noch eingehender einarbeiten kann. Und ich beabsichtige, dies über ein berufsbegleitendes Studium zu tun. Darüber hinaus liegt es mir sehr am Herzen, in der Gesellschaft bestehenden Vorbehalten gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen entgegenzuwirken. Ich merke in Gesprächen häufig, dass es aufgrund von fehlenden Kontakten Berührungsängste gibt. Hier möchte ich gerne mehr Verständnis füreinander schaffen. Wenn ich aus meinem beruflichen Alltag berichte, höre ich oft „Das könnte ich nicht.“ „Warum nicht?“, frage ich dann. „Hast Du es denn schon mal probiert?“ Mein Plus im Privatleben Da die Klienten nicht immer mit Worten zum Ausdruck bringen können, wie es ihnen gerade geht, müssen wir ihre Gefühlslage, ihre Empfindungen und Bedürfnisse auf anderem Wege „erspüren“. Diese Fähigkeit zur Empathie kommt mir auch im Freundes- und Bekanntenkreis zugute. Ich kann mich gut in andere Menschen hineinversetzen. Florian Dörr, 23 Jahre, Heilerziehungspfleger, in einer besonderen Wohnform für Menschen mit psychischen und geistigen Beeinträchtigungen, Schottener Soziale Dienste gGmbH „Kein Tag ist wie der andere“ Autorin/Fotografin: Manuela Kaufmann, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit Schottener Soziale Dienste gGmbH
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