Durchstarten im Landkreis Harz

Orientieren 11 Seit 2007 unterstützt unser Bildungs- träger, die AWZ GmbH, den Prozess der Berufsorientierung an den Sekundar- schulen, den Sonder- und Förderschu- len, sowie an den Gymnasien mit Hilfe vieler Aktivitäten. Viele Fortschritte wurden seitdem erreicht. Die Verbin- dung zwischen Schule und Praxis ist wesentlich enger geworden. Die Ziel- stellungen jedoch, dass die Berufsori- entierung einen Beitrag zur Senkung der Schulabbrecherquote und zur Re- duzierung der vorzeitigen Beendigung der Erstausbildung zu leisten, wurden immer noch nicht erreicht. Daher sind immer wieder alle Formen der Berufs- orientierung bezüglich der Effektivität zu prüfen und gegebenenfalls auch neue Lösungsansätze zu suchen. Aus unserer Sicht ist der Berufsorientie- rungsprozess so zu qualifizieren, dass den sich ständig verändernden Bedin- gungen in der Wirtschaft und in der Gesellschaft stärker als bisher Rechnung getragen wird. Ich denke hier nicht nur an die Auswirkungen der digitalen Re- volution auf alle Bereiche des Lebens, sondern auch an den sich vollziehenden Wertewandel in der Gesellschaft. Unser Bildungsträger bietet den Schulen des Altkreises Halberstadt die Teilnahme an zwei Programmen der Berufsorientierung an. Das Landesprogramm BRAFO - B erufs- wahl R ichtig A ngehen F rühzeitig O ri- entieren“ für die Schüler der 7. Klas- sen ist modular aufgebaut und besteht aus den beiden Modulen „Kompe- tenz- und Interessenerkundung“ und „Betriebserkundung“. Ein übergeordne- tes Ziel u des Landesprogramms BRAFO bildet die konsequente Ausrichtung auf Gleichstellung und Inklusion, Vielfalt und Geschlechtergerechtigkeit im gesamten BRAFO-Prozess. Dieses Programm soll den Schülern helfen, frühzeitig ihre Stärken und Schwächen zu erkennen, um darauf aufbauend eine konkrete Berufsori- entierung anzugehen. Sie erhalten, noch vor der Berufsberatung durch die Bundesagentur für Arbeit, die Möglichkeit, ihre individuellen Fä- higkeiten zu erkennen und diese mit gewünschten Berufsfeldern abzuglei- chen. BRAFO hat jetzt nicht mehr den Ansatz der Berufsfeldorientierung, sondern funktioniert nunmehr auf der Basis des Lebenswelt- und Tätigkeits- feldansatzes. Für Schüler mit besonderem Unter- stützungsbedarf besteht zusätzlich die Möglichkeit, an einem einwöchigen freiwilligen Betriebspraktikum in den Ferien nach Beendigung des 7. Schul- jahres bis zu den darauf folgenden Winterferien teilzunehmen. Es erfolgt die Suche nach einem passenden Prak- tikumsbetrieb, der idealerweise die empfohlene Lebenswelt im Hauptpro- zess abbildet. Dieses Jahr haben wir die Zusage von über 80 Unternehmen aus der engeren Region. Dieses Programm nutzten bisher vor allem die Schüler der Sekundarschu- len. Seit wenigen Jahren nehmen aber auch zunehmend Schüler von Förder- und Sonderschulen teil, so auch des Landesbildungszentrums für Hörgeschädigte, der Albert-Schweitzer –Schule und der Reinhard-Lakomy- Schule in Halberstadt teil. Schon im letzten Jahr wies ich darauf hin, dass ein großer Teil der Schüler eines Jahrgangs überhaupt keine prak- tischen Erfahrungen im Rahmen der Berufsorientierung in den verschie- denen Berufsfeldern hat. Das waren bis jetzt die Schüler der Gymnasien . Hier hat es inzwischen wesentliche Änderungen gegeben. Die Schüler der 8. Klassen des Käthe-Kollwitz- Gymnasiums und des Martineum in Halberstadt nahmen inzwischen in der Klasse 8 ebenso wie die Schüler der Sekundarschulen im Altkreis Hal- berstadt an der zweitägigen Potenzial- analyse teil. Hier finden handlungsorientierte Übungen (Rollenspiel, Konzentrations- und Belastungstests, Arbeitsproben, Übungen in 4 bis 5 verschieden Berufsfeldern) statt. Darüber hinaus erfolgen Fremdeinschätzungen durch die Eltern, Klassenleiter und einen Mitschüler und werden ins Verhältnis zur Selbsteinschätzung des einzelnen Schülers gesetzt. Auf dieser Basis erfolgt die Erfassung der Kompeten- zen, Stärken und Interessen. Dadurch ergibt sich ein auswertbares Ergebnis für die Beurteilung des Schülers. So können vorhandene soziale, methodi- sche, personale und fachliche Kom- petenzen erkannt und dem Schüler Hinweise für die weitere Vorbereitung auf seinen späteren beruflichen Werdegang, bzw. auch für das Studium gegeben werden. Im Frühjahr nehmen die Schüler wie die Schüler an den einwöchigen Werkstatttagen teil und sammeln hier praktische Erfahrungen in 5 verschiedenen Berufsfeldern. Auf der Basis der dann vorliegenden Ergebnisse absolvieren die gleichen Schüler im 1. Schulhalbjahr der 9. Klassen noch einmal ein einwöchiges Praktikum in einem selbst gewählten Berufsfeld an unserer Einrichtung. Im Bereich Holz werden je nach Interes- senlage und Befähigung der einzelnen Schüler nutzbare Gegenstände (Bänke, Tische, Regalwände), im Bereich Farbe und Raumgestaltung Klassenräume renoviert, im Bereich der Küche und Gastronomie eine umfangreiches Dinner organisiert, vorbereitet und umgesetzt. EFFEKTIVE GESTALTUNG DES BERUFSORIENTIERUNGSPROZESSES

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