Hamburg-Mitte Wegweiser für Seniorinnen und Senioren

7 ren. Der Betroffene verliert immer mehr die Kontrolle über sein Denken und Handeln, wodurch sich seine Persönlichkeit und sein Verhalten verändert. Dieser Zustand ist auch für die Angehörigen sehr belastend, da demenzkranke Men- schen mit andauernder Krankheit oft wichtige Stationen ihres Lebens einfach vergessen und manchmal sogar ge- walttätig werden. Daneben ist die häusliche Pflege eine enorme psychische und finanzielle Belastung für die Ange- hörigen. Oft wird medizinische Hilfe, mit der die Symptome wirksam gemildert werden könnten, zu spät gesucht, da Demenz auch in der heutigen Gesellschaft noch ein Tabuthe- ma darstellt. Eine frühzeitige Diagnose bedeutet für den Patienten einen Zeitgewinn. Im günstigen Fall kann durch Medikamenten- einnahme der Krankheitsverlauf verlangsamt und dadurch noch für viele Jahre Lebensqualität gewonnen werden. Für vorsorgende Maßnahmen bleibt mehr Zeit, um im Sinne des Patienten ein Netzwerk an Hilfen aufzubauen und Entschei- dungen für den späteren Verlauf der Krankheit zu treffen. Erhält der Hausarzt durch einen Test im Rahmen einer all- gemeinmedizinischen Untersuchung des Gesundheitszu- standes Hinweise auf eine demenzielle Erkrankung seines Patienten, wird er ihn zur weiteren Abklärung an einen Geria­ ter, Gerontopsychiater oder einen Neurologen überweisen, um Diagnose und medizinischen Behandlungsplan aufein- ander abzustimmen. Sowohl die Demenzerkrankung als auch die Depression erfordert fachärztliche Betreuungwie auch ein verlässliches persönliches Umfeld des Betroffenen. Wenn die krankheits- bedingten Probleme imAlltag überhand nehmen, sollte über die Aufnahme in eine stationäre Pflegeeinrichtung nachge- dacht werden. Imnachfolgenden Teil möchtenwir Sie sowohl mit psychologischen Ratschlägen unterstützen, als auch die gesetzlichen Richtlinien und die wichtigsten Pflege- und Beratungsstellen der Kommune vorstellen. Warnsignale der Alzheimer Erkrankung Folgende Auffälligkeiten lassen sich zu der in einem gewis- sen Umfang „normalen“ Vergesslichkeit imAlter abgrenzen: J Ihr Angehöriger hat nicht nur den Namen des Nachbarn vergessen, sondern kann sich an die Person an sich nicht mehr erinnern. J Weil manche Worte entfallen sind, werden falsche oder Fantasie-Begriffe gewählt. J Durch zeitlichenOrientierungsverlust verschwimmen nicht nur Wochentage, sondern auch Monate und Jahreszeiten. Bekannte Wege nach Hause werden wegen räumlichem Orientierungsverlust plötzlich nicht mehr gefunden. J Die Persönlichkeit Ihres Angehörigen verändert sich dras- tisch. ZumBeispiel wird eine bislang ausgeglichene Person auf einmal bei jeder Gelegenheit aufbrausend. J Alltagskompetenz geht verloren. Weil alltäglichen Dingen kein Sinn mehr zugeordnet werden kann, fällt das Essen mit Besteck oder die Nutzung anderer Gebrauchsgegen- stände schwer. Tipps für den Alltag Biographie-Koffer Nennt sich die Sammlung der besonderen persönlichen Erinnerungen, zum Beispiel Bilder, Stofftiere oder Selbst- gebasteltes, mit denen der Betroffene angenehme Gefühle verbindet. Gegebenenfalls sollten vergrößerte Fotos von besonderen Feierlichkeiten oder Stationen des Lebens in ein Fotoalbum geklebt werden, das sich Ihr Angehöriger immer wieder ansehen kann. Ernährung Viele Demenzkranke haben einen sehr starken Bewegungs- drang, den Sie nicht unterdrücken können. Allerdings sollten Sie für einen gefahrlosen Streckenverlauf sorgen. Der da- durch vermehrte Kalorienbedarf kann durch kleine Zwi- schenmahlzeiten (Fingerfood) gedeckt werden. Das Durst- empfinden lässt im Alter generell sehr häufig nach, daher ist es ratsam, die aufgenommene Flüssigkeit durch ein spezielles, als Hilfsmittel anerkanntes Glas, das die jeweils getrunkene Flüssigkeitsmenge aufaddiert, zu kontrollieren. Personensuche Großen Kummer für Angehörige bereiten immer wieder spontane Spaziergänge, insbesondere zu nächtlichen Stun- den. Oft findet der Betroffene später den Weg nach Hause nicht mehr und schämt sich zu sehr, Ortsansässige um Hilfe zu bitten. Die Suche lässt sich so manches Mal ver- kürzen, wenn der Betroffene stets ein Handy bei sich trägt. Wenn er es nicht bedienen kann, lässt es sich wenigstens im Zweifelsfall orten. Denn es besteht die Möglichkeit, sich zur deutschlandweiten Handyortung über den Notruf 112 registrieren zu lassen. Eine Life-Sensor-Notfallakte ermög- licht die Hinterlegung von Angaben zu einer Kontaktperson oder zu einem Hausarzt. Fundsachen Auf nächtlichen Ausflügen kann schon mal was verloren gehen. Wer auf ehrliche Finder setzt, fixiert frühzeitig Na- mensetiketten inMänteln, Taschen, Regenschirme und Geld- börsen. In Schlüsseletuis sollten Sie allerdings besser die Adresse weglassen. Und wenn es schon nicht zurück ge- bracht wird, findet sich auch im Fundbüro manches wieder. Hilfen für Betroffene und Angehörige Betroffene sollten sich in der Anfangsphase der Erkrankung einer Selbsthilfegruppe anschließen. Dadurch wird einer-

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