Heidenheim Wegweiser

Aus der Geschichte Heidenheims Dr. Helmut Weimert Die ältesten Zeugnisse menschli- cher Anwesenheit im Gebiet der modernen Stadt Heidenheim sind etwa 80.000 Jahre alt. Eine konti- nuierliche Besiedlung dürfte nach den archäologischen Befunden jedoch erst gegen Ende der Jungsteinzeit um 2500 v. Chr., vielleicht auch seit der Spätbron- zezeit um etwa 1300 v. Chr. ein- gesetzt haben. Die nachfolgende Urnenfelderepoche (ca. 1200- 800 v. Chr.) ist durch umfangrei- che Siedlungsreste in Heiden- heim und Schnaitheim belegt. Ausgedehnte hallstattzeitliche Grabhügelfelder lassen darauf schließen, dass insbesondere die nähere Umgebung Heidenheims vom 8. bis zum 5. vorchristlichen Jahrhundert frühe keltische Be- wohner sah: In den Seewiesen zwischen Heidenheim und Schnaitheim, imWald Scheiter- hau westlich von Mergelstetten, imWald Badhäule östlich von Großkuchen und zwischen Klein- kuchen und Nattheim finden sich diese Friedhöfe. Mit Ausnahme des inzwischen überbauten See- wiesen-Grabhügelfeldes lassen sich die genannten Bodendenk- male noch heute ohne Schwierig- keiten im Gelände entdecken. Ein Teil der Funde, darunter auch die typischen schwarzverzierten Keramikgefäße der sog. Ostalb- gruppe, kann im Museum Schloss Hellenstein besichtigt werden. Eine sehr gut erhaltene spätkelti- sche Viereckschanze des 2. oder 1. vorchristlichen Jahrhunderts birgt der Wald Röserhau zwischen Schnaitheim und Kleinkuchen. Zwei weitere dieser als Reste von Gutshöfen gedeuteten, annä- hernd quadratischen Erdwerke liegen im Lehrhau östlich von Mergelstetten und südsüdwest- lich von Kleinkuchen. Etwa um das Jahr 100 n. Chr. errichteten die Römer in Heidenheim ein Steinkastell. Die 5,2 ha große Be- festigung, Teil des sog. Alblimes, bedeckte eine Fläche, die heute ungefähr von der westlichen Brenzstraße, der Karlstraße, der Kurt-Bittel-Straße und einer ge- dachten Linie zwischen der Ost- seite des Hellensteingymnasiums und dem Amtsgericht umschlos- sen wird. Das Militärlager beher- bergte die Ala II Flavia milliaria, eine Reitereinheit mit einer Soll- stärke von 1.000 Mann. Zahlrei- che Funde belegen, dass bereits in jener Zeit der Totenberg als Be- stattungsplatz diente. Im Zuge der letzten Grenzkorrektur des obergermanisch-raetischen Li- mes wurde die Truppe um das Jahr 160 ins neuerbaute Kastell Aalen nordwärts vorverlegt. Diese Maßnahme bedeutete jedoch kei- neswegs das Ende der mittlerwei- le außerhalb des Kastells entstan- denen Zivilsiedlung. Die archäolo- gischen Quellen lassen vielmehr den Schluss zu, dass sich das rö- mische Heidenheim zu einer wichtigen Ortschaft im Nordwes- ten der römischen Provinz Rae­ tien entwickelt hatte. Die reichen Bohnerzvorkommen der Umge- bung sowie die verkehrsgünstige Lage mögen entscheidende wachstumsfördernde Faktoren gewesen sein. Erst die Jahre um 259/260, als die Alamannen die bisherige Nordostgrenze des Im- perium Romanum endgültig überwanden, brachten auch das Schloss und Stadt Villa Ebbinghaus 8

RkJQdWJsaXNoZXIy NDIyMzg=