Bürgerinformationsbroschüre für die Stadt Hilchenbach

Leben am Rothaarsteig Im Jahr 1292 wird Hilchenbach erstmals urkundlich erwähnt. Für die Stadtteile Ruckersfeld und Müsen liegen noch ältere Urkunden vor. Im gesamten heutigen Stadtgebiet dürfte es allerdings bereits viel früher feste Ansiedlungen gegeben haben. Auch große historische Ereignisse sind dokumentiert. Die Ginsberger Heide beispielsweise war 1568 Sammelort eines großen Heeres. Aus dem spanisch-niederländischen Krieg unter der Führung von Wilhelm I. von Oranien gingen schließlich die heutigen Niederlande und dessen Königshaus Huis OranjeNassau hervor. Dort wo sich damals Soldaten zusammenfanden, finden seit 1907 das Giller-BergTurnFest und seit 1991 KulturPur statt. Jährlich bietet das internationale Musik- und Theaterfestival ein vielfältiges Programm mit internationaler Kunst, Musik, Kleinkunst, Kabarett und einem bunten zumeist kostenlosen Familienprogramm. Nicht weit von der Ginsberger Heide entfernt befindet sich die Ginsburg, das Wahrzeichen unserer Stadt. Sie ist eine im 13. Jahrhundert errichtete nassauische Grenzfeste zur Sicherung des Territoriums gegen die Grafen von Wittgenstein und kurkölnische Besitzungen im Sauerland. Hier fanden im 17. Jahrhundert schaurige Hexenprozesse statt und ab und an kann man noch heute Raubritter Hans Hübner und seine schaurigen Gesellen dort antreffen. Nach vielen Raubzügen wurde Hans Hübner von einem Grafen aus Dillenburg erschlagen. Seither soll seine Seele nachts in Gestalt einer Eule auftauchen. Nach dem Wiederaufbau des Bergfrieds als Aussichtsturm und umfangreichen Baumaßnahmen ist die Ginsburg über weite Entfernungen zu erkennen. Das weitläufige Ausgrabungsgelände ist beliebtes Ausflugsziel. Im Jahr 2001 wurde hier der überregionale bekannte Rothaarsteig eröffnet – ein guter Grund, warum Hilchenbach den Slogan „Leben am Rothaarsteig“ trägt. 20 Jahre später hat der Verein zur Erhaltung der Ginsburg e. V. das Gelände zur barrierefreien Höhenburg ausgebaut und um viel Sehenswertes erweitert. Die berühmtesten Persönlichkeiten Aus dem beschaulichen Stadtteil Grund stammt Johann Heinrich Jung, weltbekannt als Jung-Stilling, der im ausgehenden 18. Jahrhundert Berühmtheit als Augenarzt und Nationalökonom erlangte. In seinem nach einem Brand wieder errichteten Geburtshaus sind unter anderem einige von ihm entwickelte medizinische Geräte ausgestellt, mit denen er beispielsweise den grauen Star operierte. Seit 2021 ist auch die Erstausgabe der Übersetzung von Jung-Stillings Lebenseschichte in japanische Schrift in der Jung-Stilling-­ Stube in Grund zu bewundern. Toyoki Ogasawara hat dieses Buch geschaffen und aus Japan zugesandt. Als praktizierender Arzt, Professor für Staatswissenschaften sowie Freund und Weggefährte von Johann Wolfgang von Goethe hat der Universalgelehrte JungStilling mit eigenen Schriften, wie beispielsweise „Scenen aus dem Geisterreiche“, in vielen Fachgebieten im 19. Jahrhundert seine Spuren hinterlassen. Carl Kraemer, der „Vater“ des deutschen Tierschutzgesetzes, stammt ebenfalls aus Hilchenbach. Er setzte sich schon im Ersten Weltkrieg für einen besseren Umgang mit Militärpferden ein. Brutale Tierfallen und unwürdige Schlachtmethoden waren ihm zuwider. Leider missbrauchten die Nationalsozialisten seine Ideen um das Schächten aus rassenideologischer Sicht zu untersagen. Carl Kraemer selber wird durch seine Entnazifizierungsakte entlastet. Aus seinem Engagement soll der Pferdeanhänger hervorgegangen sein und auch der Tierschutzkalender geht auf ihn zurück. Bis heute ist der Tierschutzverein für Hilchenbach und Umgebung e. V. feste Institution und Herzensangelegenheit der Hilchenbacherinnen und Hilchenbacher. Unser Ehrenbürger Wilhelm Münker, Naturschützer und Mitbegründer des Deutschen Jugendherbergswerks, gehört ebenfalls zu den Menschen, die weit über die Grenzen Hilchenbachs hinaus Bedeutendes geleistet haben. Das Deutsche Jugendherbergswerk verfügt heute als moderner Dienstleister über ein vielfältiges Angebot für Kinder und Jugendliche, Familien, Gruppen und Einzelreisende. Wilhelm Münker hat sich sein ganzes Leben lang für den Klimaschutz, den Erhalt des Mischwaldes, für den Nichtraucherschutz und ein gesundes Leben eingesetzt. Durch die Einrichtung eines Licht- und Luftbades im Freibad Hilchenbach leistete er Fortschrittliches in damals noch 6

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