Informationsbroschüre des Stadtteils Karlsruhe-Grötzingen

Kultur Ortsverwaltung Grötzingen | 17 Das badische Malerdorf – der Kulturstadtteil Mit dem Erwerb eines Sommerhauses durch Friedrich Kallmorgen im Jahre 1889 begann die Geschichte der Grötzinger Malerkolonie. Wenig später kaufte der Tiermaler Otto Fikentscher die Augustenburg, ein ehemals markgräflich-badisches Schloss, in dem er sich mit seiner Frau Jenny niederließ. Ihre Karlsruher Malerkollegen Gustav Kampmann, Franz Hein und Karl Biese schlossen sich mit ihren Familien an. Immer im künstlerischen Austausch mit der nahegelegenen badischen Residenz, gehörten die Grötzinger zu den Gründungsmitgliedern des 1896 entstandenen sezessionistischen „Karlsruher Künstlerbundes“. An dessen reformerischen Bestrebungen zur Förderung des künstlerischen Wandschmucks für Schule und Heim hatten die Grötzinger großen Anteil. In ganz Deutschland berühmt wurden die vom Künstlerbund hergestellten Lithografien, die vor allem durch die Leipziger Verlage Teubner und Voigtländer vertrieben wurden. Bald nach 1900 löste sich die Grötzinger Malerkolonie weitgehend auf. Im Sommer kam das Ehepaar Kallmorgen weiterhin nach Grötzingen, und die Fikentschers lebten dort bis ins hohe Alter. 1912 zog mit Oskar Hagemann und Gertrud Stamm-Hagemann wieder ein Künstlerehepaar in die verfallende Augustenburg ein. Unter dem Eindruck der Malerinnen und Maler studierten einige Grötzinger Buben um 1910 an der Akademie: Gustav Hofmann, Karl Doll, Fritz Siegrist und August Rumm. Zu Beginn der 1920er Jahre erst wohnten und arbeiteten wieder mehrere Künstler im Malerdorf; auch ihr Thema war die Landschaft um Grötzingen. Paul Rein und Karl Martin Graff ließen sich in Grötzingen nieder, nur kurze Zeit lebten Friedrich Bach, Hugo Bickel, Albert Feßler und das Künstlerehepaar Hans und Else Winkler-Dentz dort. Der neusachliche Maler Georg Scholz ist als einziger der Grötzinger Künstler aus dieser Zeit noch heute weit über Baden hinaus bekannt. Ab Mitte der 1920er Jahre bis 1938 gab es in unregelmäßigen Abständen Ausstellungen in Grötzingen, in den großen badischen Ausstellungen der 30er und 40er Jahre waren sie jedoch kaum vertreten. Ende der 1930er Jahre ließ sich der Bildhauer Karl Seckinger in Grötzingen nieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten noch Gustav Hofmann und Karl Seckinger im badischen Malerdorf, und auch neue Künstler, die wie ihre Vorgänger an der Karlsruher Akademie studiert hatten, ließen sich nieder. Zwischen ihnen entwickelten sich sehr lose Bekanntschaften, das Interesse an Grötzinger Motiven verband sie. Zu nennen sind hier Franz und Susanne Dewald, Helmut Lingg, Waltraud Kniss und in den 1980er Jahren die Malerinnen und Maler Hans Peter Fischer, Helmut Liebe, Brigitte Nowatzke-Kraft, Richard Rothweiler, Bruno Schüßler, Johanna Sitterle und Josef Sommer, der Bildhauer Oskar Rösch und der Keramiker Stefan Holzmüller. Weitere aktive Künstlerinnen und Künstler, die sich in Grötzingen niedergelassen haben und durch ihre Werke begeistern, sind unter anderem Sabine Classen, Horst Leyendecker, Heidrun MalComes, Guntram Prochaska, Axel Schmid und Ulrich Sekinger. Sowohl der 1967 gegründete Verein „Heimatfreunde Grötzingen e. V.“ als auch der 2006 gegründete „Freundeskreis Badisches Malerdorf Grötzingen e. V.“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, die über hundert Jahre bestehende Tradition des künstlerischen Schaffens in Grötzingen zu fördern und zu beleben. Heute, nach mehr als 125 Jahren, existiert wieder eine lebendige Kunstszene im inzwischen zu Karlsruhe gehörenden Stadtteil. Tradition und Moderne ergänzen sich, Individualität und eine Erweiterung des künstlerischen Spektrums über die Malerei hinaus sind Kennzeichen der spannungsvollen Weiterentwicklung der Kunst in Grötzingen. Kunst für alle an der Fischtreppe Grötzingen, Foto: Karen Eßrich Ausstellung in der Begegnungsstätte, Foto: Karen Eßrich

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