Seite 9 - koeln_chronik_leseprobe

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anz Gallien ist besetzt. Ganz
Gallien? Nein, nur ein Jahr nach
der Eroberung durch Gaius Julius
Caesar 55 v. Chr. wollen sich die Ebu-
ronen die scheinheilig als
pax romana
verkau e Fremdherrscha in ihrem
Land zwischen Rhein, Maas, Eifel und
Ardennen nicht länger bieten lassen.
Gemeinsammit den Römern haben
sie die Belgier niedergerungen, ohne
Caesar übel zu nehmen, dass der sie
als Germanen bezeichnet. Dabei sind
sie schon ihremNamen nach –
eburo
ist keltisch für
Eibe
– Kelten. Aber
als nach einer verpfuschten Ernte im
November der Winter mit Macht im
Rheinland Einzug hält, überlegen die
Eburonen es sich anders und über-
fallen die gut versorgten römischen
Legionen in ihrem gemütlichen
Winterlager. Der Scheinangri reicht,
damit die Truppe überstürzt ieht
– genau in einen Hinterhalt, in dem
10 000 Römer fallen, welche Schmach!
Caesar ist stinksauer und sinnt auf
Rache. Dummerweise haben die
Eburonen selbst keinen Hofreporter,
um späteren Generationen ihre Sicht
der Dinge mitzuteilen. So wird eben
Caesar mit seiner in späteren Zeiten
verhassten Schullektüre
De bello gallico
zum einzigen Zeugen ihres Schicksals.
Wie neutral er berichtet, ist umstritten.
In rasender Wut und umGrabes-
ruhe bedacht, rauscht er mit neuen
Truppen jedenfalls gleich mehrfach ins
Rheinlandund lässt die Höfe in Brand
stecken. Kühe und Schafe der Eburo-
nen jagen die Römer in dieWälder –
und wer aus demVolk sich nicht über
den Rhein retten kann, wird kaltblütig
ermordet. Was übrig bleibt, dürfen
die anderen Barbaren gerne plündern.
Zumindest in dieser Hinsicht lügt
Caesar wohl nicht – Archäologen n-
den zwei Jahrtausende später die Reste
verlassener Siedlungen und Gehö e.
Die Stunde der Opportunisten
Unter dem Dom-
vorplatz liegen die
Fundamente des
mächtigen römi-
schen Nordtores.
Foto: Martin Wein
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Oppidum ubiorum
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