Schule - und was dann? 2019/2020 - KHW Kronach

2 Sehr geehrter Herr Schneider, Sie sind Kreishandwerksmeister, was bedeutet das eigentlich? Als Kreishandwerksmeister vertrete ich ehrenamtlich alle Handwerker des Landkrei- ses Kronach. Ich selbst bin zwar Schreiner- meister, aber ich vertrete auch alle anderen Gewerke des Handwerks. Warum sollten junge Menschen eine Ausbildung in einem Handwerksbetrieb beginnen? Das Handwerk bietet eine Vielzahl an Mög- lichkeiten, sich beruflich zu entwickeln. Eine Ausbildung im Handwerk ist quasi der Start in eine spannende berufliche Karriere. Diese könnte zum Beispiel vom Gesellen über den Handwerksmeister an die Spitze eines Unter- nehmens führen. Dieses Szenario ist übrigens nicht so unwahrscheinlich, wie es vielleicht klingen mag. Ein solcher Weg beginnt in der Schule, hier werden viele Voraussetzungen gelegt, die man später in Ausbildung und Beruf benötigt. Wie kann man sich denn einen solchen Weg vorstellen? Während der Lehre erhält man umfangreiche Kenntnisse und erlernt Techniken des Aus- bildungsberufs. Sie endet mit der Gesellen- prüfung und man erhält den Gesellenbrief. Besteht man diese erfolgreich, bekommt man den Gesellenbrief überreicht und darf als Geselle in diesem Beruf arbeiten. Manch einem genügt diese Ausbildung. Aber in den letzten Jahren zeigt es sich immer wieder, dass viele junge Menschen sich beruflich weiterentwickeln möchten. Das Handwerk bietet hier eine Vielzahl von Möglichkeiten. Die bekannteste ist hier die Erlangung des Meistertitels. In Lehrgängen werden die Kenntnisse und handwerklichen Fertigkeiten des Berufs intensiv vertieft und nach erfolg- reichem Bestehen der Meisterprüfung wird der Meisterbrief übergeben. An dieser Stelle angelangt, besteht immer noch die Möglich- keit, sich beruflich weiterzuentwickeln. Es ist mittlerweile üblich, dass man an die Meister- ausbildung ein Studium anschließt. So kann man sich beispielsweise zum Betriebswirt des Handwerks ausbilden lassen. Aber noch bin ich ja nicht an der Spitze eines Unternehmens, wie Sie oben gesagt haben. Wenn ich da nicht aus der Unternehmerfami- lie komme, ist das doch eher schwierig, oder? Als Meister, auch wenn man angestellt ist, gehört man zur Führungsebene in einem Unternehmen. Der Meister muss bei seiner täglichen Arbeit ständig Entscheidungen treffen, die über Wohl und Wehe des Unter- nehmens entscheiden. Sie sprechen in Ihrer Frage auch das Thema Geschäftsübergabe an. Hier hat auch bei uns Handwerkern ein Umdenken eingesetzt. Sicherlich gibt es noch Betriebe, wo eine solche Firmenübergabe innerhalb der Familie funktioniert, aber die Lebenswirklichkeit ist häufig eine andere. Geschäftsübergaben an Nichtfamilienmitglieder sind deshalb nichts Ungewöhnliches mehr. Um ein Geschäft im Handwerk führen zu können, muss man die Grundlagen des jeweiligen Handwerks beherrschen, und das beginnt mit der Aus- bildung. Wo kann sich jemand, der sich für eine Ausbildung im Handwerk interessiert, infor- mieren? Es gibt vielfältige Möglichkeiten. Da sind die Ausbildungsmessen, die z. B. von der Handwerkskammer, dem Landkreis oder von den Schulen organisiert werden. Hier erhält man einen groben Überblick über das, was das Handwerk für Möglichkeiten bietet. Alle unsere Innungen nehmen gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft daran teil und informieren spezifisch, welche Berufe man bei ihnen erlernen kann. Dann gibt es die sogenannten Handwerkspaten. Es gibt in allen Innungen Handwerker, die in den Schulen Vorträge halten, hier kann man sich detailliert informieren und direkt fragen. Aber das Beste ist natürlich, wenn man ein Praktikum absolviert. Hier erhält man einen perfekten Überblick über das jeweilige Hand- werk und die damit verbundenen Aufgaben. Hier erkennt der zukünftige Auszubildende, ob der Beruf tatsächlich gefällt. INTERVIEW MIT KREISHANDWERKSMEISTER HEINRICH SCHNEIDER

RkJQdWJsaXNoZXIy NDIyMzg=