Ausbildung Leipzig

20 Die Handwerkskammer zu Leipzig bietet in Kooperation mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung eine vertiefte Berufsorientierung für junge Geflüchtete und Zugewanderte an. Im Projekt „Berufliche Orientierung für Zugewanderte (BOF)“ werden sie in zwei Phasen schrittweise auf eine Ausbildung vorbereitet und kontinuierlich begleitet. In der ersten Phase erhalten die Teilnehmenden im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer zu Leipzig in Borsdorf die Möglichkeit, sich intensiv in bis zu drei Handwerksberufen zu erproben. Im Rahmen der Werkstatttage können sie testen, ob und welche Berufe ihrer persönlichen Eignung und Neigung entsprechen. Es werden handwerkliche Fertigkeiten und Kenntnisse vermittelt, Informationen zum Aufbau und Inhalt der dualen Berufsausbildung ausgetauscht, Bewerbungsunterlagen angefertigt, eine Potenzialanalyse durchgeführt und auf den Berufsschulunterricht vorbereitet. Außerdem werden Lerntechniken, Methodenkompetenzen und Problemlösungsstrategien vermittelt und berufsbezogener Sprach- und Fachunterricht angeboten. Während des gesamten Projektes werden die Teilnehmenden sozialpädagogisch betreut. Am Ende der Werkstattphase entscheiden sich die Teilnehmenden für einen Ausbildungsberuf, welcher anschließend in einem Praktikum überprüft werden kann. In der zweiten Phase finden Praktika in ein oder zwei Handwerksbetrieben statt. Hier können zuvor erworbene Kenntnisse in der betrieblichen Praxis angewendet und ausgebaut werden. Betriebs- und Arbeitsabläufe werden direkt miterlebt und erste Kontakte geknüpft. Wenn alles gut läuft, folgt dann eine Ausbildung. Ansprechpartner Ahmed Barhdadi Steinweg 3 04451 Borsdorf Telefon: 034291 30-162 E-Mail: barhdadi.a@hwk-leipzig.de Karriere im Handwerk Berufliche Orientierung für Zugewanderte (BOF) © Robert Iwanetz Wie bist du zu deinem Traumberuf Tischler gekommen? Obed: Ich wusste immer, dass ich handwerklich arbeiten möchte, am liebsten mit Holz. Das BOF-Projekt in Borsdorf gab mir die Chance, meinen Berufswunsch zu festigen und mich auszuprobieren. Ich habe mich in den Fliesenleger-, Trockenbau-, Maurer- und Elektronikwerkstätten ausprobiert. Für das Praktikum hat mich die Handwerkskammer an den Betrieb „Innenbau und Design GmbH“ vermittelt. Hier habe ich ein vierwöchiges Praktikum absolviert. Danach habe ich bei einem Tischlermeister im selben Betrieb eine Einstiegsqualifizierung und die dreijährige Berufsausbildung zum Tischler gemacht. Nun bin ich Geselle und habe eine Festanstellung. Wie war das mit der Sprache? Obed: Ich konnte kein Deutsch, als ich 2017 aus Syrien nach Deutschland gekommen bin. Dann bin ich am Vormittag zur Berufsschule, und abends zur Sprachschule gegangen. Nachts habe ich gelernt. Das war hart, aber ich hatte ein Ziel. Die Lehrer haben sich bemüht, mir die Dinge in einfacher Sprache zu erklären. Wörter, die ich nicht verstanden habe, habe ich zu Hause gegoogelt. Für Fachbegriffe, die ich nicht verstanden habe, habe ich mir im Internet Bilder zur Erklärung gesucht. Ich habe auch von meinem Meister gelernt: „Wenn man etwas verstehen möchte, muss man zwischen den Zeilen lesen und nicht die Zeilen selbst.“ Wie hat sich Deine Persönlichkeit entwickelt? Obed: Durch die Ausbildung bin ich selbstbewusst geworden und stolz auf das, was ich erreicht habe. Mit meinem Gesellenstück, einer Betttruhe aus massivem Holz, habe ich sogar den dritten Platz des sächsischen Gestaltungswettbewerbs der Tischlergesellen „Die Gute Form“ belegt. Mein nächstes Ziel soll die Meisterausbildung sein. Was sagt deine Familie? Obed: Meine Eltern sind sehr stolz auf mich und freuen sich, dass ich so weit gekommen bin. Aber die Ausbildung habe ich nur für mich und meine Zukunft gemacht. Ich komme mit dem Rad zur Arbeit. Wenn ich nach Feierabend nach Hause komme, freue ich mich auf ein Bier und eine Kippe. Freunde und Familie sagen, dass ich sehr „deutsch geworden“ („alman desi“) bin. Interview © Anika Dollmeyer mit BOF – Teilnehmer Mohammed Obed

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