L(i)ebenswertes Lichtenau

GESCHICHTE DER STADTTEILE Grauelsbaum Grauelsbaum wurde im Januar 1975 im Zuge der Gemeindegebietsreform eingemeindet. Der Ort ver- dankt seine Entstehung dem Zoll- und Fährbetrieb. Durch die unzähligen Altrheinarme und den damit verbundenen Fischreichtum wurden Fischer angezogen. Nach mündlicher Überlieferung sollen diese beobachtet haben, dass alljähr- lich zu einer gewissen Zeit Schwärme von „Älsen“ den Rhein aufwärtsziehen. Damit dieser Älsenschwarm schon von Wei- tem erkannt werden konnte, nahmen die Fischer auf der Krone eines hohen Baumes Platz, der „grauer Äls-Baum“ ge- nannt wurde. Im Laufe der Zeit wurde daraus Grauelsbaum. Geschichtlich belegbar ist 1369 die Nennung der Fähre „bi Krowelsbőme“. Die von den Fährleuten angelegte Siedlung lag wohl zuerst linksrheinisch und gelangte erst durch Ände- rungen im Lauf des Rheines auf die rechte Seite. Neben der Fischerei wurde früher vorwiegend Tabak- und Obstbau sowie Korb- und Weidenflechterei betrieben. 1590 hatte Grauelsbaum etwa 60 Einwohner, nach dem Dreißigjährigen Krieg noch etwa 30. 1802 umfasste das Dorf 22 Häuser. Inzwischen wohnen rund 600 Personen in Grau- elsbaum. Muckenschopf Muckenschopf wurde im Januar 1974 im Rahmen der Gemeindegebietsreform eingemeindet. Woher der Name stammt, konnte bisher nicht eindeutig geklärt wer- den. Erzählungen nach war der Boden, wo heute Mucken- schopf steht, früher eine ausgebreitete Weidefläche. Aus der heutigen Nachbargemeinde Helmlingen wurde das Vieh auf diese Weiden gebracht. Mücken und Fliegen, in dieser Ge- gend „Mucken“ genannt, sollen das Weidevieh im Sommer dermaßen belästigt haben, dass man beschlossen hat, zum Schutz dagegen einen großen Schopf zu errichten. Diesem folgte ein zweiter Schopf, aus diesen Schöpfen wurden Höfe, aus denen sich das Dorf Muckenschopf entwickelt hat. Im Jahr 1273 wird der „Hof, den man Muckenschopf nennt“ erstmals geschichtlich erwähnt. Weil Muckenschopf auf Scherzheimer Gemarkung entstanden war, gehörte es bis zum 19. Jahrhundert zum Scherzheimer Gerichtsstab und damit zur Hanau-Lichtenbergischen Landesherrschaft. Im Schwedenkrieg 1647 wurde Muckenschopf beinahe voll- ständig niedergebrannt. Kaum hatte man sich davon erholt, wurde Muckenschopf im Jahre 1689 Opfer der Raubkriege Ludwigs XIV. Nachdem nur zwei Häuser die Verwüstung überstanden, wurde Muckenschopf wieder aufgebaut. Und so lag im Jahre 1790 die Einwohnerzahl immerhin schon wieder bei etwa 260 Personen. Heute hat der Stadtteil rund 400 Einwohner. Scherzheim Scherzheim wurde im Januar 1972 im Rahmen der Gemeindegebietsreform als erste Gemeinde einge- meindet. Scherzheim gilt als Muttersiedlung aller Lichtenauer Stadt- teile. Der Name lässt sich vermutlich von einer Person her- leiten. Denn die Siedlung, deren Anfänge wohl in das 4. Jahrhundert zurückreichen, entstand als „Heim des Scar- to“ aus der Merowingerzeit. Nach der Besitzergreifung der Alemannen wurde an der Mahlstätte, dem Ulmer Hof, mit dem Bau der Siedlung begonnen. Belegt ist 1145 die Verbin- dung des Ortes mit dem benachbarten Ulm. Ursprünglich also zum Herrschaftsgebiet des Klosters Schwarzach gehö- rend, kam Scherzheim Ende des 14. Jahrhunderts an die Grafschaft Lichtenberg. 1492 zählte Scherzheim rund 150 Einwohner, einhundert Jahre später bereits 350. Zahlreiche 12

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