Alles Wissenswerte über Lindenberg - die Sonnenstadt im Allgäu

Lindenberg kann auf eine mehr als 1150jährige Geschichte zurückblicken. Bereits 857 n. Chr. in einer Schenkungsurkunde des Klosters St. Gallen erwähnt, blieb dem damaligen Dörflein aber lange Zeit Auf- stieg und Bedeutung versagt. Wie die umliegenden Gemeinden wechselte es mehrmals seine Herren. Erst war es Jahrhunderte lang sankt-gallisch, dann wurde es mit der Herrschaft Altenburg an Österreich verkauft, bis es 1806 durch den Pressburger Frieden endgültig zu Bayern kam. Der wirtschaftliche Aufschwung Lindenbergs begann mit dem Pferdehandel, an dem sich einheimische Bauernsöhne mit großem Geschick beteiligten. Schon 1617 findet diese Betätigung ihren Niederschlag in amtlichen Dokumenten. Mit der Zeit erwarben sich die Pferdehändler von Norddeutschland bis nach Italien einen exzellenten Ruf. Erst 1868 ging zum letzten Mal ein Pferdetransport von Lindenberg über die Alpen nach Italien. Früh legten sich die Lindenberger neben der oft kärg- lichen Landwirtschaft eine weitere Erwerbsquelle zu, die Strohhutherstellung. Bereits seit langem fertigten die Einwohner zur Winterzeit, wenn also die Hofar- beit ruhte, mit Stroh vom eigenen Acker zunächst für den Eigenbedarf Strohhüte an. Die Geburtsstunde der Strohhutproduktion über den Eigenbedarf hinaus war gekommen, als Pferdehändler, die im Winter nicht mehr über die Alpen zurück konnten, den Stroh- hutflechtern in Italien zuschauten und dabei die Kunst erlernten, besonders verfeinerte und begeh- renswerte Hüte anzufertigen. Und schon nach kurzer Zeit war diese Heimarbeit auf dem besten Wege, eine echte Hausindustrie zu werden. Das eigentliche Zeitalter der Hutindustrie begann im Jahre 1815. Die hydraulische Hutpresse und die Nähmaschi- ne kamen in Gebrauch. Die Lindenberger wurden immer wohlhabender, immer exklusiver. Lindenberg trug nun den Beinamen „Klein-Paris“. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es im Westallgäu nicht weniger als 34 Strohhutbetriebe. In dieser Zeit ließen sich in Lindenberg viele Arbeitssuchende nieder, so dass der Ort bereits über 5.000 Einwohner zählte. Diese Entwicklung machte zahlreiche bauliche Maßnahmen erforderlich: ein stattliches Rathaus, ein Kranken- haus, eine neue Schule und viele Bürgerhäuser in Jugendstil-Architektur entstanden; die im neubaro- cken Stil erbaute Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul, der „Dom des Westallgäus“ wurde 1914 eingeweiht. Im selben Jahr ging auch ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung: Am 8. August erhob König Ludwig III. Lindenberg zur Stadt! Lindenberg – Ein Stadtporträt 4 © Thomas Gretler

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