Demenzratgeber für die Hansestadt und den Landkreis Lüneburg

Ernährung Damit muss man im Alter rechnen … Mit zunehmendem Alter unterliegen wir zahlreichen „Umbauprozessen“: Knochen- und Muskelmasse, Körper- wasser und Nervengewebe nehmen ab. Somit sinkt auch der Energiebedarf. Der Rückgang der Muskelmasse betrifft bei- spielsweise nicht nur die Skelettmuskulatur, sondern auch die Muskulatur des Darms, was zu einer Verlangsamung der Verdauung führen kann. Die Verminderung des Nervengewebes hat Einfluss auf die Nahrungs- aufnahme und die Verdauung, was zur Folge hat, dass sich Hunger- und Durstempfinden, aber auch Geruchs- und Geschmackssinn verän- dern. Insgesamt ist zu bedenken, dass im Alter die Sturzgefahr steigt. Wurde Demenz festgestellt, treffen diese Veränderungen in besonderer Weise zu: J mit steigender Vergesslichkeit kann der Verlust des Hunger- und des Durstgefühls einhergehen J eventuell können auch Medikamente als Nebenwirkung zur Appetit­ losigkeit oder auch Mundtrockenheit führen Die unterschiedlichen Stadien haben somit auch Auswirkungen auf die Ernährung. Jedoch ist stets zu berücksichtigen, dass das soziale Umfeld oder körperliche Aktivitäten sowie das bisherige Leben eine Rolle spielen. Verträglichkeit der Lebensmittel, Bedarfsanpassung hinsichtlich des Nährstoffs- und Energiebedarfs und der individuellen Bedürfnisse sind unbedingt zu beachten. Zu vermeidende Mangelernährung (evtl. Gewichtsverlust, Zahn- oder Zahnprothesenprobleme) und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind entscheidend bei der Ernährung der Demenzkranken. Zu beach- ten ist auch die Tatsache, ob der Demenzkranke noch folgerichtig mit dem Essbesteck umgehen kann. Vermehrt über den Tag verteilte kleine Mahlzeiten sind besser als wenige, größere Mengen. Noch einmal: Eine ausgewogene Ernährung ist in jeder Lebensphase, besonders bei Erkrankungen, wichtig – ebenso Zwischenmahlzeiten wie Joghurt, Milch, Pudding oder püriertes Obst. Mahlzeiten gestalten Mangelernährung oder fortschreitender Gewichtsverlust sind ernst zu nehmende Symptome bei Demenzkranken. Dadurch geraten nicht sel- ten pflegende Angehörige oder auch Pflegedienstleister unter Druck. Immerhin gilt Mangelernährung bei pflegebedürftigen Menschen als größtes ernährungsbezogenes Gesundheitsrisiko. Die Ursachen für ein solches Krankheitsbild sind vielschichtig. So reichen sie von krankheitsbedingten Auslösern über Appetitlosigkeit und Nahrungsverweigerung bis hin zum Vergessen der Nahrungsauf- nahme. Eine entspannte Atmosphäre während der Mahlzeiten schafft genussvolle Momente. Frühere Gewohnheiten wieder aufgreifen Gewichtsverlust oder Essensverweigerung kann oftmals mit Gewohnheiten zusammenhängen. Kartoffelliebhaber bekom- men vom Pflegedienst oder auch von pflegenden Angehörigen plötzlich Nudeln vorgesetzt. Oft verweigern demenziell Erkrankte dann die Nahrung und das Umfeld kann sich diese Reaktion nicht erklären. Ebenso kann es sein, dass ein warmes Abend­ essen abgelehnt wird, weil der Betroffene es gewohnt ist, mittags warm und abends nur ein belegtes Brot zu essen. Grundsätzlich gilt: Gewohnheiten beizubehalten kann Mangelernährung vor- beugen. Denn so wird Sicherheit und Stabilität geschaffen. Eine vollwertige, ausgewogene Ernährung ist wichtig für die Gesundheit. Dabei sollten aber Genuss und Freude am Essen und Trinken nicht in den Hintergrund geraten. 50 Ernährung

RkJQdWJsaXNoZXIy NDIyMzg=