Gut wohnen im Alter und mit Behinderung in der Stadt Marburg

22 Wohnen für Menschen mit Demenz Immer mehr Menschen erkranken im Alter an Demenz. In dieser Situation ist es für viele Menschen wichtig, weiter in der eigenen Wohnung leben zu können. Denn im bekannten und vertrauten Wohnumfeld zu sein, schenkt Sicherheit, dient der Orientierung, ermöglicht Selbstbestimmung. Nehmen Alltagskompetenzen mit fortschreitender Erkrankung ab, lässt sich mit einigen Veränderungen im Wohnraum das Leben und das Zusammenleben für und mit an Demenz erkrankten Menschen sicherer und einfacher gestalten. Türen • sind wichtige Orientierungspunkte und fördern die Selbständigkeit. • Wird nicht mehr erinnert, welcher Raum sich hinter der Tür verbirgt, helfen Aufkleber, Fotos, Bilder oder einfach nur die Aufschrift wie beispielsweise „Bad“. • Wiedererkennung des bewohnten Zimmers kann durch Kennzeichnung erreicht werden, die einen Bezug zur Lebensgeschichte hat. • Mit Kontrastfarbe gestrichene Türen sind leichter wahrnehmbar, da sie sich von der Wandfarbe abheben. • Soll umgekehrt unbemerktem Verlassen der Wohnung vorgebeugt werden, kann die Haustür mit einem Vorhang verdeckt werden. Ein an der Tür angebrachtes Klangspiel oder eine Signalfußmatte künden das Verlassen der Wohnung an und alarmieren andere Hausbewohner. • Glastüren sollten unbedingt mit einem Fensterbild sichtbar markiert werden. Licht und Farbe • Dunkle Ecken sollten gut ausgeleuchtet sein, dazu können Bewegungsmelder mit eingebauter Lampe dienen (Nachtlichter). • Auch nachts dienen diese Lampen der Orientierung und sorgen für einen sicheren Weg vom Schlafzimmer ins Badezimmer. • Es wird empfohlen, Räume mit 500 bis 600 LUX auszuleuchten. • Helle und freundliche Pastell-Wandfarben beruhigen – gemusterte Tapeten können Unruhe begünstigen. • Ein reflektierender Fußbodenbelag kann möglicherweise als eine Wasserfläche wahrgenommen werden; Muster im Bodenbelag werden mitunter als „Löcher“ oder „Hürden“ verkannt und werden nicht mehr betreten. • Manche Menschen mit Demenz fürchten sich vor ihrem eigenen Spiegelbild. Hier hilft das Entfernen des Spiegels, das Verdecken von spiegelnden Schranktüren hinter Vorhängen oder das Abhängen mit Tüchern. Küche • Eine mögliche Gefahrenquelle in der Küche können Elektro- und Gasherd bzw. Backofen sein. Eine spezielle vom Elektriker eingebaute Herdabschaltautomatik kann hier abhelfen. • Generell sollten alle Elektrogeräte einen Überhitzungsschutz mit Abschaltautomatik haben. • Besser als die Anschaffung neuer Geräte mit einfacher Bedienfunktion ist das Reparieren alter Geräte. Das Bedienen neuerer Geräte kann von Menschen mit Demenz nur noch sehr schwer erlernt werden. • Spül- undWaschmaschinen sollten einen Aquastopp haben. • Menschen mit Demenz benötigen oft nur das Nötigste: Reduziert man die Ausstattung der Küche und lässt die wichtigsten Gegenstände gut sichtbar und erreichbar sein, ist das sehr hilfreich. • Werden Schranktüren ausgehängt, sind die Gegenstände dahinter gut sichtbar. • Ein Sitzplatz zum gemütlichen (Mit-)Arbeiten in der Küche ermutigt zum Aufenthalt oder zum (Mit-) Kochen in der Küche. Badezimmer • Es wird empfohlen, die Badezimmertür nach außen aufgehen zu lassen, damit sie im Notfall leicht geöffnet werden kann. • Auch das Entfernen des Schlosses kann das Einsperren im Bad verhindern. • Eine Toilettenerhöhung und das Anbringen von Haltegriffen an Toilette, Waschbecken und Dusche geben Sicherheit. • Generell sollten Duschen und Wannen sowie kritische Stellen am Boden mit rutschfesten Matten versehen sein. • Es gibt spezielle Vorrichtungen, die verhindern, dass zu heißes Wasser aus den Leitungen fließt. Menschen mit Demenz können manchmal veränderte Temperaturwahrnehmungen haben und so besteht eine erhöhte Verbrühungs-/Verbrennungsgefahr.

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