Patientenbroschüre Klinikum Memmingen AöR

34 Patientenbroschüre Institut für Pathologie Ausgelagerter Praxisraum des Instituts für Pathologie Kaufbeuren-Ravensburg, Überörtliche BAG für Histologie und Zytologie, Dr. Lessel, Prof. Dr. Gaumann, PD Dr. Schwarz-Furlan, Dr. Bank, Dr. Alfer Leiter des Standorts Memmingen PD Dr. Stephan Schwarz-Furlan Pathologisches Institut Tel: 08331 / 70-2056 Fax: 08331 / 96094-180 E-Mail: info@pathologie- memmingen.de Weit verbreitet ist die Vorstellung, Pathologen arbei­ teten im Obduktionssaal und unterstützten die Kri­ minalpolizei bei der Verbrechensaufklärung. Diese Tätigkeit wird allerdings im deutschsprachigen Raum nicht von Pathologen, sondern von Rechtsmedizinern ausgeübt. Pathologen hingegen arbeiten zu 98 % am Lebenden, indem sie Gewebe, das von Patienten bei Operationen oder bei diagnostischen Eingriffen ent­ nommen wird, untersuchen. Am Standort Memmin­ gen werden von uns jährlich etwa 20.000 feingeweb­ liche Untersuchungen durchgeführt. Dagegen nimmt sich die Zahl der klinischen Obduktionen, also von Patienten, die eines natürlichen Todes gestorben sind, bei denen aber die genaue Todesursache den klini­ schen Kollegen und den Angehörigen des Verstorbe­ nen unklar blieb, mit etwa 20 pro Jahr sehr gering aus. Die feingewebliche (histopathologische) Untersu­ chung basiert darauf, dass das eingesandte Gewebe vollständig oder in Teilen in ein etwa 2 cm großes Wachsblöckchen überführt wird, von dem wenige Mikrometer dünne Schnittpräparate hergestellt wer­ den können, die nach Kolorierung mit verschiedenen Farbstoffen unter dem Mikroskop betrachtet werden können. Dabei leiten Pathologen aus den im Mikros­ kop erkennbaren Veränderungen der Struktur der verschiedenen Zellen (Morphologie) und der Archi­ tektur der durch sie gebildeten Zellverbände die Dia­ gnose einer etwaigen Erkrankung ab: als Abweichung vom Normalen. Damit ist die Pathologie ein diagnostisches Fach in der Medizin, insbesondere im Hinblick auf bösartige Erkrankungen (Malignome). Bei über 95 % der Dia­ gnosen bösartiger Tumore wird der maligne Befund erst durch die vom Pathologen durchgeführte histo­ logische Sicherung „definitiv“ – und schafft damit die Voraussetzung für eine entsprechende Therapie. Auch bei der Behandlung ist der Pathologe in das den Patienten betreuende Ärzteteam eingebunden: Wäh­ rend einer Operation kann krankes Gewebe einge­ schickt und innerhalb weniger Minuten im so genann­ ten Schnellschnitt untersucht werden. Hier geht es oft um die Frage, ob ein bösartiger Tumor vollständig entfernt wurde oder ob noch mehr Gewebe entfernt werden muss (Nachresektion). Selten kann auch erst während einer Operation im Rahmen der Schnell­ schnittuntersuchung entschieden werden, ob ein gutartiger oder ein bösartiger Prozess vorliegt, wonach sich der weitere Verlauf der Operation richtet. Nach der Operation wird das entfernte Gewebe wei­ ter untersucht. Dabei wird z. B. die genaue Größe und Ausdehnung eines Tumors festgestellt und ob er even­ tuell schon die benachbarten Lymphdrüsen befallen hat. Diese Informationen sind wesentliche Entschei­ dungshilfen für die weitere Therapie, insbesondere im Hinblick auf eine ergänzende Chemotherapie oder Strahlentherapie. Ein wichtiges neues Feld der Pathologie ist die Mole­ kularpathologie, bei der nicht mehr die mikroskopisch erkennbare Gestalt (Morphologie) der Gewebe son­ dern die Veränderungen auf molekularer Ebene erfasst werden durch die Untersuchung der DNA und/oder RNA der Zellen unter Anwendung der Polymerase-­ Ketten-Reaktion (PCR), entsprechender Sequenzie­ rungs- und Hybridisierungstechniken. Wir führen diese Untersuchungen im Verbund mit weiteren Ins­ tituten für Pathologie des Voralpenraums an unseren Standorten inMünchen-Giesing und Penzberg (www. molekularpathologie-suedbayern.de) du rch. Heute sind wir in der Lage, am Tumorgewebe eines einzelnen Patienten über 350 verschiedene Gene bzw. bis zu 1,2 Millionen Basen (Megabasen) zu analysieren, um her­ auszufinden, ob hier spezifische genetische Verände­ rungen vorliegen, für die neue, auf eine sog. Zielstruk­ tur (target) gerichtete Krebsmedikamente entwickelt worden sind, die imRahmen einer „individualisierten“ Therapie bei demPatienten eingesetzt werden können.

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