Stadt Neubulach Leben - Wohnen - Wohlfühlen

4 Neubulach und der Bergbau „Unter denen würtenbergischen Bergwercken ist wohl Bulach das allerälteste, maßen selbiges schon in dem 13. Jh. Florieret und hieselbst eine schöne Bergstadt gestanden“ ¹ Neubulach blickt auf eine lange Bergbaugeschichte zurück und es ist davon auszugehen, dass die Stadtgründung im engen Zusammen- hang mit dem Bergbau mit Silber und Kupfer steht. So wird der Beginn des Bulacher Bergbaus für 11. Jahrhundert ange- nommen, auch wenn er erstmals urkundlich 1286 erwähnt ist. Der Reichsadler, den Neubulach von jeher imWappen führt, deutet auf die ursprüngliche Reichsunmittelbarkeit hin und legt nahe, dass die Stadt noch unter der staufischen Herrschaft um 1245/46 gegründet wurde. Darüber hinaus war es ein königliches Recht, ein Bergwerk zu gründen und dieses erhielten die späteren Herren der Stadt, die Grafen von Hohenberg, erst 1322. Die älteste Erwähnung Neubu- lachs als Stadt stammt aus dem Jahr 1300, als Friedrich Löthe, Vogt von Bulach, einen Vertrag mit dem Stadtsiegel siegelt. Der Abbau von Silber und Kupfer erfolgte ursprünglich im Tagebau, so dass es relativ leicht war, an die Schätze zu gelangen. Ab dem 13. Jahrhundert waren die oberirdisch erreichbaren Vorkommen erschöpft und es wurde zum technisch schwierigeren und aufwän- digeren Untertagebau übergegangen. Dem Grafen von Hohenberg gelang es nur wenige Zeit später, den Besitz am Stadtgebiet inklusive des Silberbergwerks zu erwerben. Anno 1364 kaufte ihm der Kurfürst von der Pfalz die Gegend ab. Weniger als hundert Jahre später, im Jahr 1440, wurde die Stadt unter die Grafschaft Württembergs gestellt. 1450 wurde die Stadt zum Sitz einer Bergvogtei mit eigener Berg- baubehörde. Als nach dem großen Stadtbrand von 1505 die Häuser wieder aufge- baut worden waren, wurde Neu-Bulach umbenannt, auch um es von dem ursprünglichen„Alten-Bulach“ zu unterscheiden. 1558 warb Herzog Christoph vonWürttemberg schließlich dem Kloster Hirsau die restlichen Teile von Altbulach und Liebelsberg ab und förderte die Stadt. Er erteilte ihr und den Bergleuten besondere Freiheiten. Er bestimmte einen Bergrichter nach Neubulach, verlieh die Rechte für einen Jahr- undWochenmarkt und ließ den Bergbau im Teinachtal auch von der Liebelsberger Seite her aufnehmen. Die Arbeiten wurden jedoch aufgrund der geringen Ausbeute rasch abgebrochen. Anno 1601 wurde der Bergbau endgültig aufgegeben. In den nachfolgenden Jahrhunderten wurden immer wieder Anstrengun- gen mit dem Ziel der kommerziellen Erzgewinnung unternommen, der geringe Ertrag führte jedoch stets zur schnellen Einstellung der Bergbautätigkeiten. Trotz der Fehlschläge des 16. und 17. Jahrhunderts wurden auch in den folgenden Jahrhunderten erneute und zum Teil äußerst auf- wendige Versuche seitens der württembergischen Herzöge und ver- schiedener Gewerkschaften im Bulacher Bergrevier unternommen. So wurde im 18. Jahrhundert der Maria-Stollen erneut auf gewältigt und vom Himmelsfahrtsschacht aus die„Lange Strecke“ unter der Stadt hindurch vorgetrieben. 1820 schließlich bildete sich eine neue Gewerkschaft, die unter anderem denWilhelmstollen anlegte, der heute als Besucherbergwerk Hella-Glück-Stollen bekannt ist. ² Schließlich wurde mit demVersuch des Wismut Abbaus in den 1920er Jahren der Bergbau komplett eingestellt. Die Anlagen zur Aufbereitung der Halden demontierte man nach 1945. Das Silberbergwerk wurde 1970 erschlossen. Zur Behandlung von Atemwegserkrankungen wurde 1972 ein Seitenarm des Silberberg- werkes als Therapiestation ausgebaut. Der Erfolg dieser Heilmetho- de führte dazu, dass Neubulach 1996 als erster Ort in Deutschland das Kurprädikat„Luftkurort mit Heilstollenkurbetrieb“ erhielt. Es folgten weitere Arbeiten. 2005 wurde schließlich die Eröffnung des Erlebnisstollens, eines noch tiefer liegenden Teils des Silberberg­ werkes gefeiert. Folglich kommt dem Stollen heute eine ganz neue Bedeutung zu. Er ist als Besucherbergwerk mit Erlebnisstollen und dem Heilstollen ein begehrtes Ausflugs- und Erholungsziel, das für seine Besucher im- mer wieder aufs Neue die alten Bergmannszeiten lebendig werden lässt. ¹ Beschreibung einiger Wirtenbergischen Bergwerke: Bulach, Physikalisch- ÖkonomischeWochenschrift Bd. 2 (1757), S. 684-706, zitiert auch in Metz, Rudolf: Mineralogisch-landeskundlicheWanderungen im Nordschwarzwald, besonders in dessen alten Bergbaurevieren, 2. Aufl., Lahr 1977, S. 2018 ² Neubulach eine Stadt im Silberglanz, Markstein Verlag, Seite 290 Bergbau in Neubulach (1534 bis 1700) von Uwe Meyerdirks Bergwerk Waldarbeiter

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