Ratgeber für Bau und Sanierung im Ortenaukreis

© finecki / Fotolia Teilmodernisierung durch vorgezogenen Fenstertausch Teilmodernisierung durch vorgezogenen Fenstertausch 18 Ein bisschen Bauphysik Eine Fenstererneuerung verbessert die Luftdichtheit der Gebäudehülle. Sie verringert damit unangenehme Zug­ erscheinungen und Lüftungswärmeverluste aber auch die Frischluftzufuhr ins Gebäude. Entgegen der weit verbreite- ten Meinung spielt eine Wärmedämmung der Außenwand für die Luftdichtheit des Gebäudes dagegen keine Rolle, da eine verputzte Wand ohnehin bereits luftdicht ist. Der Luft­ wechsel findet im Altbau über Fugen und Ritzen im Dach bzw. in der obersten Geschoßdecke und über die Bauteilan- schlüsse von Fenstern und Türen bzw. dort nicht vorhandene oder ermüdete Dichtungsprofile statt. Vor dem Fenstertausch reichte diese unkontrollierte Lüftung häufig aus bzw. es kam zu Kondenswasserausfall auf der Fensterscheibe. Nach dem Einbau von modernen Fenstern ist die Situation eine andere! Zum einen sorgen die luftdichten Fenster für einen verringer- ten Luftwechsel und damit eine erhöhte Raumluftfeuchte und zum anderen sind die kältesten, Kondenswasser gefährdeten Stellen der Gebäudehülle nicht mehr die Fensterscheiben sondern die Wärmebrücken im Mauerwerk. An diesen feuch- ten Ecken kann es zu Schimmelbefall kommen. Was also tun? Der Einbau von Fenstern mit einer zweifachen Wärmeschutz- verglasung ist keine Garantie gegen Schimmel! Das liegt daran, dass diese Fenster genauso luftdicht sind, wie Fenster mit einer dreifachen Wärmeschutzverglasung und selbst die zweifache Wärmeschutzverglasung bereits bessere Wärme- schutzwerte hat wie viele Altbauwände. Daher empfehlen wir bei einem vorgezogenen Fenstertausch je nach Baualter des Gebäudes flankierende Maßnahmen (siehe umseitig) zu ergreifen. Dann sind auch der Einbau von Fenstern auf dem Stand der Technik, d. h. mit dreifacher Wärmeschutzverglasung und ein Zuschuss von 20 Prozent über das BEG (Bundesförderung für effiziente Gebäude) möglich. Ideal wäre es, den Fenstertausch mit der Dämmung der Außenwände und oder einer Lüftungsanlage zu kombinieren. Empfehlungen In jedem Fall sollten Sie die Luftfeuchtigkeit im Raum kontrollieren. Da wir Menschen keinen Sensor dafür haben, hilft Ihnen dabei ein Hygrometer . Ab einer relativen Feuchte von über 60 Prozent sollte gelüftet werden. Verlangen Sie von Ihrem Fensterbauer oder Energieberater, die Notwendigkeit lüftungstechnischer Maßnahmen zu überprüfen. Dies schreibt die DIN 1946, Teil 6 Lüftung von Wohnungen vor. Die Vorschrift gilt im Mehrfamilienhaus bei einem Austausch von mehr als einem Drittel der Fenster und im Einfamilienhaus bei einem Austausch von mehr als einem Drittel der Fenster oder der Sanierung von mehr als einem Drittel der Dachfläche. Besprechen Sie die Möglichkeit flankierender Maßnahmen (siehe umseitig) mit Ihrem Fensterbauer bzw. Energieberater.

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