Ein Leben lang zu Hause wohnen Maßnahmen zur Wohnraumanpassung im Ortenaukreis
1 Grußwort des Landrats Thorsten Erny Liebe Ortenauerinnen und Ortenauer, in jedem Lebensabschnitt spielt unser Zuhause eine zentrale Rolle – als Rückzugsort, als Raum für Sicherheit und als Mittelpunkt unseres Lebens. Mit zunehmendem Alter verändern sich jedoch unsere Bedürfnisse und es wird immer wichtiger, das Wohnumfeld den persönlichen Anforderungen anzupassen. Barrierefreies Wohnen ist dabei ein entscheidender Baustein, um Selbstständigkeit und Lebensqualität so lange wie möglich zu bewahren. Besonders im Alter wächst die Bedeutung von Wohnräumen, die den individuellen Bedürfnissen angepasst sind – sei es durch barrierefreie Zugänge, durchdachte Raumkonzepte oder technische Unterstützungssysteme. Diese Broschüre soll Ihnen wertvolle Anregungen und praktische Tipps geben, wie Sie Ihr Zuhause altersgerecht, barrierefrei und behinderten- gerecht gestalten können. Sie ist ein Wegweiser für alle, die ihre Wohnsituation aktiv und zukunftsorientiert angehen möchten – sei es durch kleine Veränderungen oder umfassende Umgestaltungen. Mir ist es ein persönliches Anliegen, dass unsere Ortenau lebenswert und auch altersgerecht gestaltet ist. Diese Broschüre soll Ihnen dabei als Leitfaden und Inspiration dienen. Sie bietet praktische Informationen, wertvolle Tipps und gute Beispiele. Mein besonderer Dank gilt dem Kreisseniorenrat im Ortenaukreis e. V., auf dessen Initiative dieser Ratgeber zurückgeht. Ich lade Sie herzlich ein, die Möglichkeiten des barrierefreien Wohnens für sich zu entdecken und so Ihre Lebensqualität langfristig zu sichern. Mit den besten Wünschen für Ihre Zukunft Thorsten Erny Landrat des Ortenaukreises © Landratsamt Ortenaukreis
Grußwort des Kreisseniorenrats Achtzig Prozent aller pflegebedürftigen Mitmenschen leben mit ihrer Einschränkung in den eigenen vier Wänden und müssen in einer meist nicht barrierefreien oder behindertengerechten Wohnung ihren Alltag verbringen. Viele Hilfen, um dieses Leben zu erleichtern, werden auf dem Markt angeboten und könnten im fortgeschrittenen Alter bereits vor Eintritt einer körperlichen Einschränkung geändert oder beseitigt werden. Mit unserer Broschüre „Ein Leben lang zu Hause wohnen – Maßnahmen zur Wohnraumanpassung“ wollen wir einen Beitrag leisten, diesen Weg offensiv zu beschreiten und frühzeitig Barrieren in der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus abzubauen und die Räumlichkeiten so anzupassen, dass mit eingeschränktem Bewegungsradius es sich leichter zu Hause wohnen lässt. Auch technische Hilfsmittel können dabei zum Einsatz kommen, um die Selbstständigkeit zu erhalten und die Lebensqualität zu steigern. In unserer Broschüre finden Sie umfassend alle Themen, die dabei in Frage kommen, aber auch viele Anregungen und Adressen, um finanzielle Unterstützung zu erhalten. Es soll ein Leitfaden sein, der Ihnen hilft, besser mit individuellen Einschränkungen zurechtzukommen. Wir sind sicher, dass Sie für sich selbst Tipps und Anregungen durch diese Broschüre erhalten und wollen Sie animieren die Hilfen, die Sie finden, anzugehen und umzusetzen. Nutzen Sie auch die mögliche Wohnraumberatung, zu der Sie ebenfalls Adressen in unserem Heft vorfinden. Versuchen Sie also Ihre Umgebung so gut es geht im Rahmen Ihrer Möglichkeiten so anzupassen, dass Sie von den möglichen Erleichterungen möglichst lange profitieren können. Hinweise hierzu finden Sie auch unter https://barrierefrei-wohnen.kvjs.de/raeume. Wir als Kreisseniorenrat sind im Austausch mit der Kreishandwerkerschaft Ortenau, um die einzelnen Handwerksbetriebe für dieses Thema zu sensibilisieren und eine weitere Initiative für Seniorenfreundliche Handwerker in der Ortenau zu starten. Zum Thema Sicherheit sind wir im stetigen Austausch mit der Kriminalpolizei und veröffentlichen deren Hinweise dazu auf unserer Website www.kreisseniorenrat-ortenaukreis.de. In diesem Sinne hoffen wir mit unserer Initiative und dem vorliegenden Heft Ihnen eine wichtige Unterstützung und Hilfe zu sein. Mit den besten Wünschen Gerd Baumer Vorsitzender Kreisseniorenrat Ortenaukreis 2 © Gerd Baumer
3 Grußwort des Landrats Thorsten Erny 1 Grußwort des Kreisseniorenrats 2 Allgemeine Einführung 5 Barrierefreies Wohnen 5 Barrierefrei ist nicht gleich behindertengerecht 5 Wohnraumanpassung 7 Wohnraumberatung 7 Rundgang durch die Räume 8 Grundlegendes für alle Wohnbereiche 8 Wohnumfeld 10 Eingang, Treppenhaus und Flur 10 Küche 12 Badezimmer 13 Wohnzimmer 14 Schlafzimmer 15 Balkon, Terrasse und Garten 16 Wohnraumanpassung bei Demenz 17 Alter und Technik 18 Smart-Home-Technologie 18 Alltagshelfer von heute – digital – effizient – modern 19 Hausnotruf 19 Hilfsmittel, Pflegehilfsmittel oder 21 Alltagshilfen? Checkliste: 22 Ein Leben lang zu Hause wohnen Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten 25 Inhaltsverzeichnis Flipping-Book Ihre Broschüre als Flipping-Book: • leicht zu blättern • übersichtlich • auch mobil! Ein Leben lang zu Hause wohnen Maßnahmen zur Wohnraumanpassung im Ortenaukreis Ein Hinweis vorab: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der ausgeschriebenen Sprachformen männlich, weiblich und divers verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat ausschließlich redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung. Pflege 29 Pflegegrade und Leistungen 29 Pflegearten 31 Beratung und Unterstützung 32 Sicherheit im häuslichen Umfeld 34 Schutz vor Betrug und Abzocke im Internet 35 oder am Telefon! Inserentenverzeichnis/Impressum 37 © Marko Ristic · adobestock.com
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5 Allgemeine Einführung In der eigenen Wohnung sollte sowohl die ungehinderte Erreichbarkeit der Räume als auch die uneingeschränkte Nutzbarkeit der Alltagsgegenstände gewährleistet sein. So kann die Wohnung oder das Eigenheim mit gezielten Umbaumaßnahmen seniorengerecht und barrierefrei umgestaltet werden. Ziel einer solchen Wohnraumanpassung ist in erster Linie der Erhalt oder die Wiedergewinnung der eigenständigen Lebensführung sowie die Verbesserung der Wohnungs- und Lebensqualität. Barrierefreies Wohnen Unter „Barrierefreiheit“ versteht man einen umfassenden Zugang und uneingeschränkte Nutzungschancen aller gestalteten Lebensbereiche. Das Prinzip der Barrierefreiheit zielt darauf ab, dass bauliche und sonstige Anlagen sowohl für Menschen mit Beeinträchtigungen als auch für Personen mit Kleinkindern oder für ältere Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind. Bei Gelenkerkrankungen oder ähnlichen körperlichen Beeinträchtigungen kann die Bewältigung des Alltags oftmals schon daran scheitern, wenn der Zugang zur Wohnung im dritten Stock mangels Fahrstuhl erheblich erschwert wird. Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber für alle Neubauten mit mehreren Stockwerken Fahrstühle als Teil des barrierefreien Wohnens vorgeschrieben. Bei der barrierefreien Wohnraumgestaltung ist vor allem darauf zu achten, dass alle Räume und Alltagsgegenstände ungehindert und gefahrlos genutzt werden können. Ein Bewegungsmelder, der das Licht selbsttätig ein- und ausschaltet, oder automatisierte Rollläden sind nützliche Hilfsmittel. Das Badezimmer sollte im Hinblick auf die Dusche möglichst ebenerdig sein. Alternativ empfiehlt sich das Anbringen einer kleinen Rampe. Griffe in Reichweite erleichtern außerdem das Duschen, Baden oder Waschen am Waschbecken. Barrierefrei ist nicht gleich behindertengerecht Grundsätzlich gilt, dass es zwischen den Begrifflichkeiten „barrierefrei“ und „behindertengerecht“ einen Unterschied gibt. So ist eine Behinderung jeweils individuell. Menschen mit Sehbehinderung haben andere Bedürfnisse als beispielsweise Personen, die querschnittsgelähmt und deshalb auf den Rollstuhl angewiesen sind. Beide Menschen haben eine Behinderung, ein gehbehinderter Mensch benötigt jedoch grundsätzlich eine anders gestaltete Wohnung als ein Sehbehinderter. Eine behindertengerechte Wohnung ist deshalb nach der individuellen Behinderung gestaltet, während eine barrierefreie Wohnung grundsätzlich dahingehend zu gestalten ist, dass alle Wohnbereiche ungehindert erreicht werden können. Eine barrierefreie Wohnung wird nicht nur von älteren Menschen und Menschen mit körperlichen Einschränkungen benötigt, sondern ist für die ganze Familie eine große Erleichterung. © Fokussiert · adobestock.com
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7 Wohnraumanpassung Eine Wohnraumanpassung soll Ihnen oder Ihren Angehörigen das selbstständige Leben in Ihrem Zuhause erleichtern, sowohl im Alter als auch bei Behinderung oder Pflegebedürftigkeit. In manchen Lebenssituationen wird der Verbleib in der eigenen Wohnung ohne Wohnraumanpassung schwierig. Beispielsweise werden mit der Zeit Stufen und sanitäre Anlagen zum Problemfall. Deshalb müssen Sie nicht zwangsläufig ans Umziehen denken. Mit rechtzeitigen Umbaumaßnahmen in der Wohnung können Sie die Bewältigung des Alltags vereinfachen und somit Ihre Selbstständigkeit und Lebensqualität fördern. Dafür sorgt zum Beispiel die Installation eines Treppenlifts oder die rutschsichere Ausstattung der Stufen im Treppenhaus. Mehr Sicherheit bietet auch die Anbringung von gut erkennbaren Haltegriffen und Stützstangen oder die Installation von Bewegungsmeldern für den nächtlichen Weg zur Toilette. Allgemein sollte darauf geachtet werden, dass alle Stolperfallen in den Wohnräumen beseitigt werden. Der Einbau von gut erreichbaren Lichtschaltern, das Absenken von Hängeschränken in der Küche und der Umbau der Wanne zu einer stufenlosen Dusche sind ebenso hilfreiche Maßnahmen für den alltäglichen Bedarf in den eigenen vier Wänden. Bevor Sie Umbaumaßnahmen einleiten, sollten Sie eine fachkundige Beratung hinzuziehen. Mit einem Wohnraumberater können Sie sich einen Überblick über die Veränderungsmöglichkeiten verschaffen und mit der Planung beginnen. Wenn Sie in einer Mietwohnung leben, sollten Sie anschließend Ihre Pläne mit Ihrem Vermieter besprechen, denn er muss der Wohnungsanpassung zustimmen. Eine Beratung ist auch im Hinblick auf die Bezuschussung der baulichen Maßnahmen wichtig. Allgemeine Einführung Wenn sogar der beste Umbau nicht zu mehr Barrierefreiheit und Selbstständigkeit führt, sollten Sie über eine neue Wohnung nachdenken. Die Pflegeversicherung bezuschusst auch den Seniorenumzug in eine barrierefreie Wohnung als Maßnahme der „Wohnraumanpassung für Senioren“. Wohnraumberatung Viele Menschen wollen rechtzeitig Voraussetzungen schaffen, um möglichst lange und selbstständig in den eigenen vier Wänden leben zu können. Durch bauliche Umbaumaßnahmen sollte die Wohnung sicher und bequem eingerichtet sein und den altersbedingt veränderten Bedürfnissen gerecht werden. Bei der Nutzung von kostenpflichtigen Maßnahmen gibt es aber auch eine Vielzahl an Möglichkeiten, Zuschüsse oder Darlehen in Anspruch zu nehmen. Bei einem Gespräch mit einem qualifizierten Wohnraumberater bekommen Sie Informationen über verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten und finden gegebenenfalls Unterstützung bei den Antragsverfahren. Darüber hinaus können Sie technische Fragen klären, den Verlauf planen und Kontaktdaten von Architekten und Handwerkern einholen. Bei einem Beratungsgespräch kann sich aber auch herausstellen, dass ein Umbau höhere Kosten verursachen würde als ein Umzug in eine geeignete Wohnung. Deshalb ist es empfehlenswert, alle sachgerechten Alternativen mit einem kompetenten Wohnraumberater zu besprechen und gründlich abzuwägen. Im Idealfall wird die Bauausführung beziehungsweise der Umzug durch die Beratungsstelle begleitet sowie die Finanzierung abgeklärt. Wohnberatung für Offenburg Bürgerschaftliches Engagement, Ehrenamt und Beratung Offenburg Marktplatz 5, 77652 Offenburg Telefon: 0781 822222 Gregor Vollmer Wohnberater barrierefrei-aktiv Dörfle 17, 77704 Oberkirch Mobil: 0170 5074004 E-Mail: info@barrierefrei-aktiv.de Internet: www.barrierefrei-aktiv.de Wohnberatung für Gengenbach und Umgebung Zertifizierte Wohnberaterin für ältere und behinderte Menschen Monika Köbele Grabenstraße 21, 77723 Gengenbach Telefon: 07803 9214661 Fax: 07803 934711 E-Mail: kontakt@shp-gengenbach.de Internet: www.seniorenhilfe.plus © navintar · adobestock.com
Rundgang durch die Räume Bewegungsmelder schalten das Licht an und bieten Orientierung bei Dunkelheit. Ausreichend Haltegriffe bzw. Handläufe sowie Stütz- und Sitzmöglichkeiten (am besten mit Armlehnen) vermindern die Sturzgefahr und bieten ausreichende Erholung. Ein Notrufsystem erhöht die Sicherheit (siehe auch: „Wichtig für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen“ und im Abschnitt „Badezimmer“). Ausreichend Steckdosen an der Wand vermeiden Verlängerungskabel. Verlängerungen der Fenstergriffe erhöhen die Erreichbarkeit und ermöglichen individuelles Lüften. Telefone mit Hörverstärkern und Freisprechanlagen verbessern die Kommunikation (siehe auch: „Wichtig für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen“). Kontrastreiche Farben z. B. bei Wänden und Türen und Handläufen unterstützen die visuelle Orientierung in der Wohnung. Der folgende „Rundgang“ durch die verschiedenen Räume eines Haushalts führt Ihnen vor, an welchen Stellen Umbaumaßnahmen vorgenommen werden können, um das selbstständige Leben in der Wohnung oder im Eigenheim zu erleichtern. Bitte beachten Sie, dass nur eine kleine Auswahl von möglichen Hilfsmitteln oder Umbaumaßnahmen angesprochen wird. Manche Tipps können selbstverständlich in mehreren Räumen angewandt werden. Bei einer individuellen Wohnberatung kann abgeklärt werden, wie Ihre Wohnsituation noch besser gestaltet werden kann. Grundlegendes für alle Wohnbereiche Stufen und Schwellen sollten vermieden werden. Ist dies nicht möglich, können Haltegriffe (beidseitig) zur leichteren Bewältigung der Stufen und Schwellen angebracht werden. Stufenkanten sollten farblich markiert werden. Lifte (z. B. Plattform- oder Treppenlift) und Rampen unterstützen bei der Überwindung von Stufen und Höhenunterschieden. Alternativ können Treppenraupen Rollstuhlfahrern helfen, Stufen zu überwinden. Faltbare Gehhilfen, (z. B. Rollatoren) bieten festen Halt und ermöglichen eine sichere Fortbewegung innerhalb der Wohnung. Diese können mit einem Korb zum Transport von Gegenständen oder einer Sitzbank für eine Pause zwischendurch ausgestattet sein. In Bad, Küche und Eingang sowie bei Treppen helfen rutschhemmende Bodenbeläge bei der Standfestigkeit und um Stürze zu vermeiden. Stolperfallen wie Teppichkanten, Läufer ohne rutschhemmende Unterlage, schummriges Licht und sperrige Möbel sind zu beseitigen. Durch das Entfernen von überflüssigen Möbeln kann Bewegungsfreiheit geschaffen werden. Türöffnungen mit einer Mindestbreite von 90 cm sowie breite Zugangswege im Außenbereich erleichtern die Nutzung von Rollstühlen und Rollatoren. Eine gute Ausleuchtung, die dem Tageslicht ähnlich ist, erhöht die Aktivität und Konzentrationsfähigkeit, was die Sturzgefahr vermindern kann. Leuchtende und gut erreichbare Lichtschalter sind nutzungsfreundlich. 8 © adobestock.com
9 n W ichtig für Menschen mit Demenz: Laufwege sind stets freizuhalten. Sicherheitsschlösser sollten eingebaut werden, die auch von außen geöffnet werden können. Immer für ausreichend helles Licht sorgen, Dunkelheit kann Ängste auslösen. Der natürliche Tagesverlauf des Lichts sollte auch in der Häuslichkeit eingehalten werden, um so den Lebensrhythmus positiv zu beeinflussen. Helle Farben an den Wänden sorgen für Wohlbefinden. Bei der Möblierung ist auf Überschaubarkeit und Vertrautheit zu achten. Fenster und Türen sollten ggf. mit Schlössern gesichert sein. Kerzen, Feuerzeuge oder Streichhölzer müssen sicher verwahrt sein. Defekte Geräte sollten sofort entsorgt bzw. gegen baugleiche Geräte ersetzt werden. Eventuell spiegelnde Flächen entfernen, wenn das eigene Spiegelbild als beängstigend erlebt wird oder die Flächen als Wasser oder Eis wahrgenommen werden. Piktogramme, Symbole oder farbliche Kennzeichnung von Türen oder anderen Gegenständen zur besseren Orientierung sollten angebracht werden. Elektrische Geräte sollten mit Abschaltautomatik verwendet werden, z. B. Bügeleisen oder Herdwächter. n W ichtig für Menschen mit Sehbehinderung: Eine kontrastreiche Gestaltung der Wohnung (auch im Bad) sollte immer gewährleistet sein. Aufenthaltsbereiche sollten immer gut und blendfrei beleuchtet sein. Ein Blendschutz sorgt für perfekte Lichtverhältnisse in der Wohnung. Technische Hilfsmittel zum Lesen oder Telefone mit großen Tasten erleichtern den Alltag. n Wichtig für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen: Es gibt verschiedene Telefonverstärker, Schwerhörigentelefone und barrierefreie Handys. Hörgeräte sollten mit einer aktivierten Induktionsspule (T-Spule) oder mit Bluetooth ausgerüstet sein. Die Telefonhilfen müssen vorab getestet werden, da der Bedarf sich nach dem Ausmaß des Hörverlustes richtet. Für Ertaubte gibt es ebenfalls technische Lösungen. Bei Menschen mit Hörbeeinträchtigungen ist eine Anbindung bereits installierter Rauchwarnmelder an Lichtsignalanlagen möglich. Bei einer schlechten Raumakustik gibt es verschiedene Sanierungslösungen (z. B. Akustikdecke, Raumteiler und Wandpaneele). Aber auch mit einfachen Mitteln kann die Akustik verbessert werden (z. B. Stoffe, Pflanzen und offene Regale). Fliesen, Laminat und andere harte Bodenbeläge sind zu vermeiden bzw. mit Teppich zu bedecken oder durch andere schallschluckende Bodenbeläge zu ersetzen. Störende Nebengeräusche können manchmal durch einfache Lösungen (z. B. Filzgleiter) vermieden werden. Es sollten keine Lüfter und andere geräuschproduzierende Geräte in der Nähe der Kommunikationsorte aufgestellt werden. Türen und Fenster sollten schalldicht sein. Notrufsystem: Eine Sprachübertragung des Notrufs sollte deutlich und klar sein und am besten ist, wenn Notrufübertragung sowie Notrufannahme optisch angezeigt werden. Sitzecken und Kommunikationsorte sollten so angeordnet sein, dass Menschen mit Hörbeeinträchtigungen den Raum und die Türen im Blickfeld haben. Das Wohnzimmer bzw. andere Zimmer sollten hell und blendfrei ausgeleuchtet sein. Rundgang durch die Räume © adobestock.com
Rundgang durch die Räume n F ür Menschen mit Demenz kann wichtig sein: Das Umfeld (z. B. Bank, Geschäfte, Nachbarn) sollte über die Erkrankung frühzeitig in Kenntnis gesetzt werden, damit die Person mit Demenz verständnisvoll unterstützt werden kann. Zum Beispiel: die Rufnummer der pflegenden Personen zu hinterlassen, sonderbares Verhalten nicht negativ zu bewerten, evtl. zu viel gekaufte Ware später zurückgeben zu können, den Wohnort bekannt zu geben. Wohnumfeld Bei Neubau oder Umzug kann man auf das Wohnumfeld achten. Im Bestand ist nur bedingt eine Veränderung möglich. Erschütterungsarme Gehwege und ihre Absenkung sind für Nutzerinnen und Nutzer von Rollstühlen und Rollatoren wichtig. Zu beachten ist auch, dass Rampen nur bis zu einer Neigung von sechs Prozent als barrierefrei gelten (DIN 18040-1). Auf eine Infrastruktur in der Nähe, wie z. B. Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen sowie Apotheken und Möglichkeiten des öffentlichen Nahverkehrs sollte geachtet werden. 10 Eingang, Treppenhaus und Flur 1 D er Zugang zum Haus sollte generell stufenlos und ohne Schwellen gestaltet werden, der Fußabstreifer im Boden versenkt sein. 2 Beidseitige Geländer bzw. Handläufe verhelfen zu mehr Stabilität und Sicherheit. Geländer mit Beleuchtung sind auch im Dunkeln leicht zu finden. Deren optimale Höhe beträgt circa 90 cm. Handläufe sollten mindestens 30 cm über Treppenanfang und -ende hinausreichen. 3 E in Vordach vor der Eingangstür dient als Wetterschutz und verringert bei Nässe die Rutschgefahr. 4 Sitzgelegenheiten, Abstell- und Bewegungsflächen im Eingangsbereich einplanen (für Rollstuhlfahrer nach DIN 18040-2 R). 5 E in Bewegungsmelder für die Außenbeleuchtung vor der Eingangstür lässt Besucher besser erkennen und verringert die eigene Sturzgefahr. 6 Leuchtende Lichtschalter und eine beleuchtete Klingel können im Dunkeln leichter wahrgenommen und weniger verwechselt werden. 7 D er Türspion sollte auf Augenhöhe sein und kann mit Weitwinkel und Kamera ausgerüstet sein. Alternativ kann eine Gegensprechanlage mit Videoüberwachung und/oder Lichtsignalanlage für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen installiert werden. Die Klingel sollte in allen Aufenthaltsbereichen gehört werden. 8 Gut erkennbare Hausnummern erleichtern das Finden der angegebenen Adresse, z. B. für den Rettungsdienst. Türsicherungen/Sicherung der Lichtschächte helfen, um unerwünschten Eindringlingen den Zugang zu verwehren. Die Mülltonnen, Briefkasten und Zeitungsrolle sollten barrierefrei zugänglich sein. © Alexander & Theresia Schulz · adobestock.com © adobestock.com
11 n W ichtig für Menschen mit Demenz: Ein Ausleuchten des Weges zur Toilette über Bewegungsmelder erleichtert die nächtlichen Gänge. Die Treppen müssen immer ausreichend gesichert sein – Geländer, rutschfeste Bodenbeläge und ausreichende Beleuchtung sind ein Muss. n Wichtig für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen: Für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen gibt es verschiedene Lichtsignal- und Vibrationsanlagen, die die akustischen (Klingel-)Signale ergänzen. Es gibt Gegensprechanlagen, die Sprache auch im Störschall sauber und klar übertragen und die Hörbereitschaft der Gegenseite optisch anzeigen. Des Weiteren gibt es Systeme mit Induktionsübertragung. Auch eine Bildübertragungsanlage lässt sich technisch einrichten. Die Freigabe der Haustür kann durch eine optische oder fühlbare Anzeige signalisiert werden. Rundgang durch die Räume 8 1 2 6 5 3 4 7
Rundgang durch die Räume 7 Es ist sinnvoll, den Herd, den Kühlschrank und die Spülmaschine auf Arbeitshöhe anbringen zu lassen, um ein leichteres Bedienen zu ermöglichen. 8 Achten Sie auf eine sinnvolle Anordnung der Arbeitsfelder. Bringen Sie rund um den Arbeitsbereich leichtgängige Hebel und Türgriffe sowie ausreichend stabile und gut erreichbare Haltegriffe an. Spezielles Geschirr und Besteck erleichtern das Essen und Trinken: Besteck mit Fingergriffmulden, Kombination aus Gabel und Messer, gewinkeltes Besteck, rutschfeste Unterlagen, Deckelöffner usw. Ein Handbesen und eine Kehrschaufel mit langem Griff ermöglichen das Kehren ohne Bücken. Zeitschaltuhren können für verschiedene Geräte genutzt werden. Es sollte evtl. ein Verbrühungsschutz für Warmwasseranlagen installiert werden. n W ichtig für Menschen mit Demenz: Der Herd sollte mit Abschaltautomatik oder Hitzewache installiert sein. Empfehlenswert sind kabellose Wasserkocher, um Unfälle zu vermeiden. Die Küchenausstattung sollte auf das Nötigste reduziert sein. Gebrauchsgegenstände müssen gut zugänglich und erreichbar positioniert werden. Schubladen und Schränke, die gefährliche Geräte, Gegenstände und Reinigungsmittel enthalten, sollte man abschließen oder mit einer Kindersicherung versehen. Zur Verbesserung der zeitlichen Orientierung ist es hilfreich, gut lesbare Uhren mit großen arabischen Zahlen und Abreißkalender anzubringen. Küche Wer eine Küche altersgerecht und barrierefrei gestalten möchte, sollte immer die individuellen Anforderungen und besonderen Ansprüche der Bewohnerinnen und Bewohner beachten. Angefangen vom Türzugang, über genügend Kniefreiräume, bis hin zum Mobiliar – die Anzahl an Umbaumaßnahmen für eine benutzerfreundliche Küche ist enorm. 1 Hängeschränke können (elektrisch oder mechanisch) abgesenkt werden, sodass Sie den Inhalt im Sitzen entnehmen können. 2 Sie sollten bei Bedarf ein unterfahrbares Kochfeld einbauen, damit Sie auch im Sitzen kochen können, wenn langes Stehen nicht möglich ist. 3 Planen Sie einen gut erreichbaren Platz für die Lagerung von Vorräten und Behältern ein; eventuell den Inhalt der Oberschränke umräumen. Apothekerauszüge sind oft sehr hilfreich. 4 Bauen Sie Unterschränke nur mit Auszügen und Schubladen ein. 5 Passen Sie die Höhe der Arbeitsplatte an, sodass Sie bei Bedarf im Sitzen arbeiten können und verschaffen Sie sich unterhalb der Arbeitsfläche genug Raum für Beinfreiheit. Ein kleiner Esstisch erspart Wege und schafft zusätzliche Arbeitsfläche. 6 Schaffen Sie auf den Arbeitsflächen genug Platz zum Arbeiten – ebenso im Bereich des Spülbeckens. 12 1 2 3 4 5 6 8
13 Farbliche Akzente helfen sehbehinderten oder dementen Menschen, die verschiedenen sanitären Anlagen leichter zu erkennen. Bauen Sie für den Notfall eine Notrufanlage oder Inaktivitätserkennung ein. Für den Fall eines Sturzes sollte am Boden, nicht höher als 10 cm, ein Notrufknopf angebracht werden, insbesondere wenn kein mobiles Notrufsystem installiert wurde oder es im Bad abgelegt wird. n W ichtig für Menschen mit Demenz: Aqua-Stopp-Systeme vermeiden Überschwemmungen und sollten an Waschbecken und Badewanne angebracht sein. Gegenstände, die dem demenziell erkrankten Menschen gehören, sollten gut erkennbar markiert sein. Medikamente und Hygieneartikel dürfen nicht erreichbar sein und sollten auf jeden Fall verschlossen aufbewahrt werden. Angehörige sollten immer darauf achten, dass die Badezimmertür nicht von innen abgeschlossen werden kann. Badezimmer 1 Schiebetüren oder sich nach außen öffnende Türen ermöglichen im Notfall Helfern oder Angehörigen, gestürzte Personen zu erreichen. 2 Eine bodengleiche Dusche mit rutschfesten Fliesen erleichtert die Nutzung des Duschbereichs und reduziert das Unfallrisiko. 3 Ausreichende Bewegungsflächen im Bad erleichtern die tägliche Körperpflege. 4 Eine Sitzgelegenheit vor dem Waschbecken sowie ein Duschhocker im Duschbereich erleichtern den Wasch-/Duschvorgang. Es ist ratsam, Unterbauten am Waschbecken zu entfernen und einen Raumsparsiphon einzubauen. 5 Einhebelarmaturen sind leichter zu bedienen, Verbrühungsschutz oder Temperaturbegrenzer anbringen. 6 Ein Spiegel auf Augenhöhe erleichtert die Körperpflege. 7 Ein höhenverstellbares unterfahrbares Waschbecken lässt sich individuell anpassen. 8 Eine individuell angepasste Höhe der Toilette sowie Haltegriffe an der Wand können das Hinsetzen und Aufstehen erleichtern. Feste Duschtrennwände sind Barrieren! Deshalb sollte der Spritzschutz der barrierefreien Dusche aus einem Duschvorhang bestehen. Ein Dusch-WC (Wasch- und Trockenfunktion) macht es möglich, auch bei Bewegungseinschränkungen, lange alleine mit dem Toilettengang zurechtzukommen. Rutschhemmende Beschichtungen für Wannen helfen, Unfälle und Stürze zu vermeiden. Ein Badewannenlift oder ein Badebrett helfen beim Ein- und Aussteigen ohne fremde Hilfe. Strahlungsheizkörper gegenüber der Dusche oder Badewanne mit Handtuchhaltern sind sehr sinnvoll und sorgen für hohen Komfort. Waschmaschine und Trockner auf einem Sockel sind leichter bedienbar. Rundgang durch die Räume 1 2 3 4 5 6 7 8
Rundgang durch die Räume 7 Blumen und Grünpflanzen sollten gut zugänglich sein, sodass sie ohne Probleme gewässert werden können. U m auch im Sitzen einen guten Blick aus dem Fenster zu bekommen, sollten Fensterbrüstungen eine Höhe von maximal 60 cm haben. n Wichtig für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen: Es gibt verschiedene Übertragungssysteme für Radio, Fernsehen und andere Tonmedien, die Hörgeräteträgern das Verstehen erleichtern. Die Systeme sollten im Vorfeld ausprobiert werden. Zum Beispiel können Sie eine induktive Höranlage mit Anschluss an den Fernseher und das Radio einbauen. n W ichtig für Menschen mit Demenz: Fernseher und Radios können im fortgeschrittenen Krankheitsstadium Angst oder Aggressionen auslösen und sollten mit einer Einschaltsicherung versehen werden. Wohnzimmer 1 Schaffen Sie Raum, damit alle Möbel und Fenster leicht zugänglich sind. Das steigert die Lebensqualität und den Komfort. 2 Bedienungselemente (wie z. B. Lichtschalter, Steckdosen etc.) sollten immer in einer Höhe von 85 cm angebracht und leicht zu erreichen sein. Funklichtschalter sind eine perfekte Alternative. 3 Positionieren Sie das Telefon in unmittelbarer Nähe Ihres Sitzplatzes, um es bei Bedarf sofort bedienen zu können. 4 Elektrische Rollläden öffnen und schließen automatisch und erfordern kaum Kraftaufwand. 5 Schaffen Sie sich Sitzmöbel in geeigneter Höhe an oder passen Sie diese durch Holzklötze vom Schreiner an. 6 Aufstehsessel sind nicht nur sehr bequem, sondern unterstützen Sie im Alltag. Diese können ebenfalls elektrisch bedient werden. 14 1 6 2 4 3 5 7
15 7 Das Bett sollte von drei Seiten zugänglich sein, um ausreichend Platz für notwendige Pflegemaßnahmen zu haben. Eine Zeitschaltuhr ist sinnvoll, um Jalousien oder Rollläden täglich zu einer fest programmierten Zeit automatisch zu öffnen oder zu schließen. Kleiderschränke mit Schiebetüren sorgen für mehr Platz und Bewegungsfreiheit im Raum. Mit einem modernen Kleiderliftsystem können auch Personen mit eingeschränkter Mobilität den Kleiderschrank problemlos nutzen. Bei Bedarf empfiehlt sich die Nutzung eines Toilettenstuhls. n Wichtig für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen: Mit speziellen Blitz- und Vibrationsweckern stellt das Wecken von Menschen mit Hörbeeinträchtigung kein Problem dar. Rundgang durch die Räume Schlafzimmer 1 Lichtschalter, Telefon, Notruf, Türöffner oder andere Elemente sollten auch vom Bett aus bedient werden können (z. B. bequeme Funk- anstatt Wandschalter). 2 Für den nächtlichen Gang zur Toilette sind Sensorlichter (Bewegungsmelder) ideal für die Orientierung im Dunkeln. 3 Eine individuell angepasste Höhe des Bettgestells oder eine erhöhte Matratze erleichtern das mühelose Aufstehen. 4 Elektrische Pflegebetten sind komfortabel und erleichtern bei Bedarf die Pflege. Zudem lassen sich Kopf- und Fußteil auf die eigenen Bedürfnisse einstellen. 5 Sinnvoll wäre ein zweiter Telefonanschluss. Neben dem Bett sollte genug Platz für das Telefon bzw. den Hausnotruf in geeigneter Matratzenhöhe vorhanden sein. 6 Ein Nachttisch auf Rollen kann immer in die richtige Position gebracht werden. 1 5 6 7 2 3 4
Rundgang durch die Räume n W ichtig für Menschen mit Demenz: Rundwanderwege im Garten können mit Beschäftigungsmöglichkeiten angelegt sein. Giftige Pflanzen sollten aus dem Garten entfernt werden. Balkon, Terrasse und Garten 1 Ein rutschfester und ebener Bodenbelag hilft dabei, Stürze zu vermeiden. 2 Gartenwege sollten möglichst einen Meter breit und ohne größere Fugen sein, um sie bei Bedarf mit dem Rollstuhl oder Rollator nutzen zu können. 3 Stühle und andere Sitzmöbel bieten eine gute Gelegenheit zur Erholung. 4 Gleichen Sie die Höhe der Böden an, um den Übergang vom Zimmer auf den Balkon oder auf die Terrasse zu erleichtern. 5 Ein stabiler Haltegriff neben der Balkon- oder der Terrassentür erleichtert die Überwindung von Türschwellen. 6 Für ausreichenden Sonnenschutz sollte am besten durch eine elektrische Markise gesorgt werden. 7 Solarlampen (auch mit Bewegungsmelder) sorgen für ausreichend Beleuchtung im Garten. Falls ein schwellenloser Übergang nicht möglich ist, helfen Rampen oder Plattformlifte sowie Stufen zur Terrasse oder zum Garten größere Höhenunterschiede zu überwinden. Drehsitze ermöglichen ein bequemes Umsetzen zwischen Wohnzimmer und Balkon oder Terrasse. Ein mobiler Gartensitz ermöglicht komfortables Sitzen und Knien während der Gartenarbeit. 16 1 2 3 4 5 6 7 © Casa imágenes · adobestock.com © Casa imágenes · adobestock.com
17 Wohnraumanpassung – Veränderungen werden nötig Durch fortschreitende Demenz wird die Orientierung selbst in den eigenen vier Wänden immer schwieriger, jedoch kann die Lebensqualität in der vertrauten Wohnung durch kleine Baumaßnahmen deutlich verbessert werden. Dabei sollte beachtet werden, dass größere Veränderungen in einer möglichst frühen Phase der demenziellen Veränderung durchgeführt werden, damit sich der Betroffene an die neue Umgebung gewöhnen kann. Vertrautheit spielt eine wesentliche Rolle bei Demenz. Gegenstände und Möbel, die einen emotionalen Wert für den Betroffenen haben, sollten nicht entfernt werden. Daneben können Methoden und Hilfsmittel, die in der Jugend des demenziell Veränderten angewandt wurden, zu mehr Selbstständigkeit führen: zum Beispiel Armaturen mit Kreuzgriff oder Zugkordeln an Toilettenspülungen. Zu viele Veränderungen können die Betroffenen überfordern und Ablehnung hervorrufen. Die Bedürfnisse der demeziell Veränderten sind sehr unterschiedlich. Daher sollte das Tempo der Umbaumaßnahmen an die individuellen Fähigkeiten angepasst werden. Bewegungsmelder, indirekte Lichtquellen und vertraute Gegenstände hingegen sorgen für eine bessere Orientierung in der Wohnung. Teppichböden und Vorhänge dämpfen den Umgebungslärm, sollten aber keine Hindernisse und Stolperfallen darstellen. Des Weiteren empfiehlt es sich, spiegelnde Flächen in den Räumen zu entfernen oder zuzuhängen. Die Bedeutung der eigenen vier Wände für Personen mit demenzieller Veränderung Am liebsten zu Hause – das ist natürlich die Wunschvorstellung vieler älterer Menschen. Doch für Personen mit demenzieller Veränderung hat die eigene Wohnung eine ganz besondere Bedeutung. Wenn das Gedächtnis nachlässt und die Orientierung im Laufe einer demenziellen Veränderung immer schwieriger wird, erhalten die eigene Wohnung und die gewohnte Umgebung einen besonders hohen Stellenwert. In den eigenen vier Wänden werden durch die Krankheit verlorengegangene Fähigkeiten kompensiert. Betroffene müssen sich nicht an eine neue, fremde Umgebung anpassen. Die eigene Wohnung hat vielfältige Funktionen: Sie bietet Handlungs- und Bewegungsmöglichkeiten, sie bietet einen Gefühls- und Wahrnehmungsraum, hier findet Kommunikation statt und man identifiziert sich mit ihr. Immerhin ist die Wohnung ein Teil des Lebens. Je mehr sich demenziell Veränderte in ihre Wohnung zurückziehen – da alltägliche Dinge wie Einkaufen oder Spazierengehen immer schwieriger und irgendwann unmöglich werden – desto höher wird ihre Bedeutung. Hier kennen sich demenziell Veränderte aus, fühlen sich geborgen, wohl und sicher. Trotz der nachlassenden Fähigkeiten können sie hier noch eine Weile ihren Alltag bewältigen. Wohnraumanpassung bei Demenz © LIGHTFIELD STUDIOS · adobestock.com
Alter und Technik gerechtes Umbauen“ unterstützen das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sowie die KfW-Bankengruppe Smart-Home-Lösungen mit finanziellen Zuschüssen (Hotline für Eigentümer, Mieter und Vermieter: 0800 539 9002). Hilfe im Alltag Smart-Home-Technologien erleichtern nicht nur die Kommunikation und die Überwachung, sondern können in nahezu jedem Bereich des Haushalts zum Einsatz kommen. Richtig eingesetzt, können sie eine nützliche Hilfe für alltägliche Handlungen und Hausarbeiten darstellen. Beliebt im Alter sind unter anderem Beleuchtungssysteme, die nachts automatisch den Weg zur Toilette erhellen. Des Weiteren bieten elektrische bzw. mechanische Gardinenlifts, die per Knopfdruck oder Hebelbewegung herabgesenkt werden, nicht nur eine willkommene Hilfestellung, sondern mindern auch die Sturzgefahr im Alltag. Weitere technische Anwendungen sind zum Beispiel elektronische Kleiderlifts und Schrankregale, die sich in Griffweite senken lassen, oder Aufstehsessel und Drehbetten, die per Knopfdruck in wenigen Sekunden in eine günstige Sitz- und Aufstehposition gebracht werden können. Der Sicherheitsaspekt spielt eine große Rolle für die meisten Hausbesitzer. Moderne Systeme sind zuverlässiger, einfacher und vielseitiger als je zuvor und sorgen für mehr Gebäudesicherheit. Mithilfe der Smart-Home-Technologie kann beispielsweise ein „belebtes Haus“ simuliert werden – auch wenn die Bewohner selbst nicht zu Hause sind. Des Weiteren erkennen Sensoren an Türen und Fenstern Einbruchsversuche und benachrichtigen die Hausbesitzer per Smartphone-App. Bodensensoren in der Wohnung melden schwere Stürze beim jeweiligen Notfallkontakt. Zudem können automatische Herdabschaltungen und Wasser-Stopp-Systeme mehr Sicherheit bei beginnender Demenz eines Angehörigen bieten. Das Angebot an Hilfsmitteln, die das barrierefreie und altersgerechte Wohnen erleichtern, reicht vom Duschhocker über Gehhilfen bis hin zum sprechenden Schlüsselanhänger. Auch aus dem Bereich Smart Home bzw. des Ambient Assisted Living (AAL) eignen sich viele technische Systeme zur besseren Alltagsbewältigung. Smart-Home-Technologie Smart Home sowie Ambient Assisted Living (AAL) stehen für Konzepte, Produkte und Dienstleistungen, die neue Technologien in den Alltag einführen, um die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensphasen, vor allem im Alter, zu erhöhen. Ins Deutsche übersetzt steht AAL für Altersgerechte Assistenzsysteme für ein gesundes und unabhängiges Leben. Wesentlich für dieses Konzept sind intelligente Informations- und Kommunikationstechnologien. Ähnliche Begriffe für vernetzte Systeme sind unter anderem Smart House, Smart Living, vernetztes Wohnen, intelligentes Wohnen oder eHome. Die AAL-Technologie wird sowohl zur Steigerung der Lebensqualität, zum sparsamen Energiemanagement als auch für ein komfortables, sicheres und selbstständiges Leben im häuslichen Umfeld angewandt. So werden Smart-Home-Technologien eingesetzt, um wiederkehrende Prozesse selbstständig zu steuern. Die häufigsten Anwendungsbeispiele liegen in den Bereichen Sicherheit, Komfort und Unterhaltung: automatische Abschaltung des Herdes bei Abwesenheit Überwachung von Häusern und Wohnungen, Schutzmaßnahmen gegen Einbrüche individuelle Beleuchtungs-, Raumtemperatur- oder Musiksteuerung Kommunikation und Videounterhaltung per Fernseher oder Tablet-PC Steuerung von Lampen, Heizungen und anderen Elektrogeräten mit dem Smartphone automatisches Öffnen und Schließen von Rollläden intelligente Rauchmelder informieren bei Brandverdacht auch Verwandte oder Nachbarn SMS-Benachrichtigung der Waschmaschine Eingangsüberwachung mit Türöffnung Automatische Flurbeleuchtung Klingel mit optischem Signal Sensor im Briefkasten Die Anwendungen sind einfach zu beherrschen und können nahezu unauffällig in den Alltag eingebunden werden. Die Systeme werden an die spezielle Lebenssituation der betroffenen Personen angepasst und können bei Bedarf verändert oder erweitert werden. Im Rahmen des Bundesprogramms „Alters18 © Seventyfour · adobestock.com
19 Smartphone-Apps oder Smartwatches (intelligente Uhren) können ihren Blutdruck messen oder einen Sturz melden und so Ihre Aktivität überwachen. Dank dem eingebauten GPS-Tracker können Sie im Notfall erreicht werden und auch selber Notrufe absetzen. Spezielle Apps auf Ihrem Smartphone erinnern Sie daran, wann Sie Ihre Medizin einnehmen müssen. Viele Spiele-Apps sind zum Gedächtnistraining und können demenziell erkrankte Menschen beim Erinnern unterstützen. Telefone können durch besonders lautes Klingeln oder mit blinkenden Anzeigen oder Lichtsignalen ausgestattet werden. Perfekt für Menschen mit einer Hörbehinderung. Um die TV-Sendungen noch genießen zu können, ohne dass sich die Nachbarn wegen der Lautstärke belästigt fühlen, sollten drahtlose Kopfhörer benutzt werden. Zum Einkaufen eignet sich ein sogenannter Treppensteiger-Trolley, der dank seiner Drei-Rad-Achse problemlos über Stufen und Absätze gezogen werden kann. Hausnotruf Der Hausnotruf ist ein Hilfsmittel, das alleinstehenden Menschen ein hohes Maß an Sicherheit bietet. Bei einem Sturz oder plötzlicher Übelkeit kann der Hausnotruf schnelle Hilfe bieten. Auf dem Markt gibt es unterschiedliche Systeme. Die Funktionsweise der Hausnotrufgeräte ist immer dieselbe: Dabei trägt man einen kleinen Funksender bei sich, der mit einer Notrufzentrale verbunden ist. Wird der Knopf gedrückt, ruft die Zentrale zu Hause an und meldet sich über einen speziellen Lautsprecher, der ebenfalls zum System gehört. Falls dabei keine Antwort gegeben wird, benachrichtigt die Notrufzentrale einen Angehörigen, der vorher festgelegt wurde. Kostenübernahme kann über die Pflegekasse oder bei fehlenden Voraussetzungen über Sozialleistungen (Sozialhilfe/Grundsicherung) erfolgen. Alter und Technik Alltagshelfer von heute – digital – effizient – modern Bei vielen Türen ermöglich ein Schlüsselantrieb mit Fernbedienung oder App das kontaktlose Öffnen und Schließen. Elektrische Schiebetüren mit Bewegungsmelder sind für alle (kleineren) Räume in der Wohnung oder im Haus geeignet. Sicherheit beim Sport oder Spazierengehen bieten sogenannte mobile Alarmsysteme, die an jeder Handtasche oder an jedem Gerät (Rollator, Gehstock usw.) befestigt werden können. Im Notfall produziert das Gerät schrille Geräusche und löst ein Alarmsignal aus. In jedem Raum oder auch in den Schränken können (batteriebetriebene) LED-Lichter mit Bewegungsmelder angebracht werden. An den Sockelleisten geben sie am besten Licht, wo Stolperfallen oder unübersichtliche Stellen in der Wohnung bestehen. Intelligente Wisch- und Saugroboter helfen die Wohnung sauber zu halten und entlasten so bei der anstrengenden Wochenarbeit. Auch die Fenster lassen sich leichter mit einem Roboter putzen und das lästige Rasenmähen gehört dank ihnen der Vergangenheit an. Wie aus vielen Hotels vielleicht schon bekannt, kann ein Karten-Schalter die komplette Stromzufuhr der Haushaltsgeräte kontrollieren. Elektrische Geräte, die schwer zu erreichen sind, lassen sich per Fernbedienung und Funk-Steckdose leicht ein- und ausschalten. Sprachassistenten (wie Alexa oder Siri) erfüllen Ihre Wünsche auf Befehl, ohne dass Sie Ihren Sitzplatz verlassen müssen. © The SingleCoil · adobestock.com © Prostock-studio · adobestock.com
20 2308_ck_anz_128x120_image_Sozialstation_Haslach_druck.indd 1 22.08.23 11:20 2308_ck_anz_128x120_image_Sozialstation_Haslach_druck.indd 1 22.08.23 11:20 • Pflegerische Versorgung in der Häuslichkeit • Ärztliche Verordnungen • Unterstützung im Bereich der Hauswirtschaft • Betreuung zur Entlastung von Angehörigen pflegebedürftiger Menschen • Pflegeberatungen nach §37.3 SGB XI • Hausnotruf • Schulungen in der Häuslichkeit • Tagespflege mit Fahrdienst & abwechslungsreichem Programm
21 Das breite Spektrum der Pflege- hilfsmittel finden Sie im folgenden Hilfsmittelverzeichnis der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV): https://hilfsmittel.gkv-spitzenverband.de. Inzwischen sind bereits über 36.000 Produkte im Hilfsmittelkatalog enthalten. Nur für diese kommt eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse in Frage. Im GKV- Hilfsmittelverzeichnis können Sie online schnell überprüfen, ob das gewünschte Produkt dabei ist: www.rehadat-gkv.de. Auch bei Ihrem Hausarzt oder in Sanitätshäusern erfahren Sie, für welche Hilfsmittel die Gesetzliche Krankenversicherung die Kosten übernimmt. Alltagshilfen werden – im Gegensatz zu den Hilfs- und Pflegehilfsmitteln – von allen Generationen beansprucht. Die Kosten werden von der Krankenkasse nicht übernommen und auch die Pflegeversicherung bietet keinerlei finanzielle Unterstützung dafür. Hierbei handelt es sich um einfache Gegenstände des täglichen Lebens, wie beispielsweise rutschfeste Unterlagen, spezielle Bestecksets, Flaschenöffner mit Hebelwirkung oder Fernbedienungen bzw. Telefone mit großen Tasten. Sie fördern die Sicherheit im täglichen Leben und unterstützen die Selbstständigkeit. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche digitale Alltagshilfen, wie elektronische Türspione, Lichtsensoren, Bewegungsmelder, elektrische Türen bzw. Rollläden und vieles mehr. Den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Für jeden Bereich in der Wohnung gibt es die unterschiedlichsten Hilfsmittel, die die Nutzung der Alltagsgegenstände für alle Bewohner erleichtern. Mit welchen Hilfsmitteln Sie Ihr Leben im eigenen Haushalt bequemer gestalten können, erfahren Sie bei einer Wohnberatung, bei einem Physio- oder Ergotherapeuten oder im nächsten Sanitäts- bzw. Gesundheitshaus. Eine Fülle von Angeboten finden Sie auch im Internet in diversen Online-Shops für barrierefreies Wohnen. Hilfsmittel, Pflegehilfsmittel oder Alltagshilfen? Es gibt inzwischen unzählige Hilfsmittel, die im Alltag das selbstständige Leben ermöglichen bzw. erleichtern. Doch worin besteht der Unterschied zwischen den verschiedenen Hilfsmitteln, Pflegehilfsmitteln oder Alltagshilfen? Hilfsmittel sind immer notwendig, um den Betroffenen bei der Bewältigung von Krankheiten oder einer Behinderung das Leben zu erleichtern und in einigen Fällen sogar zur Genesung beizutragen. Dazu zählen sowohl Rollstühle, Rollatoren, orthopädische Schuhe und Schuheinlagen als auch Prothesen, Kompressionsstrümpfe, Haltegriffe, Hörgeräte oder Sehhilfen. Auch wenn die Produktpalette sehr breit ist, finanzielle Unterstützung von der Krankenkasse erhalten Sie nur dann, wenn diese im Hilfsmittelverzeichnis aufgeführt sind (siehe § 33 SGB – Sozialgesetzbuch) und Sie eine ärztliche Verordnung erhalten haben. Pflegehilfsmittel werden – wie der Name schon sagt – in der häuslichen Pflege benötigt, um den Pflegebedürftigen eine selbstständige Lebensführung zu ermöglichen. Gleichzeitig dienen sie zur Linderung von Beschwerden, wenn dadurch unnötig Schmerzen vermieden werden. Sie erleichtern den Pflegealltag enorm und unterstützen die Angehörigen der Betroffenen ebenfalls. Das können zum Beispiel AntiDekubitus-Matratzen, Pflegebetten, Badewannenlifter, Duschstühle, Haltegriffe oder WC-Sitzerhöhungen sein. Wenn in bestimmten Fällen die Finanzierung nicht von der Krankenkasse übernommen wird, können die Pflegebedürftigen bei der Pflegeversicherung einen Antrag stellen. Anspruch auf die Versorgung mit Pflegehilfsmitteln haben nur Pflegebedürftige, die vom Medizinischen Dienst (MD) bereits in einen Pflegegrad eingestuft worden sind (siehe § 40 SGB – Sozialgesetzbuch XII). © GrafKoks · adobestock.com
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