Gemeinde Ofterdingen Informationsbroschüre

6 Der sagenhafte Heinrich von Ofterdingen von Albrecht Esche Ein Minnesänger sei er gewesen, dieser kaum fassbare Heinrich von Ofterdingen. Eine historisch nicht fixierbare Gestalt, weshalb er zumeist in den Bereich des Sagenhaften verbannt wird. Über sein Leben und Werk finden sich keine historischen Belege. Kein Geburts- und kein Sterbedatum ist überliefert, allein im Namen steckt ein Hinweis auf seine Herkunft: Ofterdingen. Vielfach wird er literarisch rezipiert und geistert durch die Jahrhunderte. Im Epos vom „Sängerkrieg auf der Wartburg“ (um 1260) tritt ein Heinrich von Ofterdingen als Hauptdarsteller auf und fordert die bekanntesten Liedermacher seiner Zeit zu einem Wettstreit heraus. Sie singen um Kopf und Kragen, denn der Verlierer soll mit seinem Leben bezahlen. Alle schießen sich auf Heinrich ein, weil der provozierend nicht den anwesenden Landgrafen, sondern den Herzog von Österreich besingt. So steht er am Ende als Verlierer da, dem Henker ausgeliefert. Doch die groß- herzige Landgräfin Sophia legt schützend ihren Mantel um den Todgeweihten. Friedrich von Hardenberg verfasst unter seinem Künstlernamen Novalis den Roman „Heinrich von Ofterdingen“ (1801 veröffent- licht), der den Ortsnamen weltberühmt macht. Der Dichter sendet seinen Helden auf die Suche nach der „blauen Blume“ und damit nach dem Ideal des Mittelalters mit seiner Sehnsucht nach der Einheit von Geist und Natur, von Unendlichem und Endlichem. So wird Heinrich von Ofterdingen zur Kultfigur der Romantik. E.T.A. Hoffmann schreibt 1819 die Erzählung „Der Kampf der Sänger.“ Er stellt Heinrich von Ofterdingen als innerlich zer- rissenen und zwiespältigen Menschen dar. Seine Lieder sind voller Hohn und seine Kunst ist vom Spuk dunkler Mächte durchdrungen.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDIyMzg=