Herzlich Willkommen im Landkreis Prignitz Informationsbroschüre

entsprechend erfolgt jeweils eine Förderung durch das Branden- burgische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur im Rahmen der „Denkmalhilfe“. Mittlerweile wurden weiträumig verschiedene Prospektions- flächen geöffnet und in jedem Bereich konnten zur großen Überraschung jeweils zahlreiche Befunde dokumentiert werden. Das Spektrum umfasst: Speichergruben, Steinsetzungen, Pfosten­ gruben in sehr großer Anzahl und in anderen Bereichen auch Feuer- bzw. Gargruben. Zuletzt wurde im November 2019 eine über 2 m tiefe Grube mit zahlreicher verzierter Keramik unter- sucht. Die Keramik, auch von den anderen Fundstellen, liefert Anhaltspunkte für eine Datierung der Befunde in den Zeitraum der Perioden V und VI nach Montelius und auch erste 14C-Daten liegen im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. Vieles deutet auf eine intensive Nutzung des Geländes als Sied- lung hin. Weitere Entdeckungen lassen auch auf eine Gliederung in unterschiedliche Funktionen wie Wohnen, Handwerk oder Kultareal schließen. Ob hier nur einzelne Gehöfte standen oder viele Häuser gleichzeitig, kann noch nicht entschieden werden. Grabungskampagne 2020 Mitten durch das weiträumige Areal verläuft ein Wasserlauf. Heute begradigt, floss dieser früher leicht geschlängelt durch das Gelände. Nah am Wasser fanden sich zahlreiche Feuer- bzw. Gargruben, die besonders von Fundplätzen der sogenannten „Nordischen Bronzezeit“ bekannt sind. Ob sich diese Befunde weiter zum „Königsgrab“ erstrecken, soll ermittelt werden und auch was es mit der mysteriösen Geländekante auf sich hat. Der Randbereich des Wasserlaufs steht auch zur Untersuchung an. Während der Untergrund der bisherigen Grabungsflächen sandige Böden erfasst, auf denen nur sehr wenig erhalten bleibt, bieten die Nahbereiche von Gewässern häufig bessere Erhaltungsbedingungen für Funde. Und außerdem, was einmal in einen Wasserlauf gerät, wird meis- tens nicht mehr wieder herausgeholt! Auch können amWasserlauf Einblicke in die Umweltentwicklung gewonnen werden. Es sind also nicht nur archäologische Funde, sondern mit verschiedenen naturwissenschaftlichen Probenserien erschließen sich Einblicke in den Naturraum und die Lebensbedingungen. Bereits jetzt liegen erste Ergebnisse für Getreidearten und Brennhölzer und damit den Baumbestand vor. 2021 folgen weitere Proben aus geeigneten Be- funden und Bodenbereichen. Perspektiven Die bisherigen Flächen waren aufgrund der landwirtschaft­ lichen Rahmenbedingungen und der Witterung zu kleinflächig, um einzelne Häuser oder größere Bebauungsstrukturen vollstän- dig dokumentieren zu können. Dennoch deuten die Funde und Befunde eine annähende Zeitgleichheit mit den monumentalen Grabhügeln an. Für das Areal zwischen den herausragenden Fund- stellen mit den Begräbnissen der bronzezeitlichen Helden deuten sich erhebliche Forschungspotentiale an. Diese betreffen das Leben der Menschen in der Bronzezeit, das Aussehen der Landschaft bei Seddin und auch die Wirtschaftsweise sowie kulturelle Kontakte innerhalb Europas. Literatur zum Weiterlesen: Heske, Immo: Die Siedlung des „Königs“? Bronzezeitliche Siedlungsspuren zwischen „Königsgrab“ von Seddin und WickboldschemWäldchen. Archäologie in Berlin und Branden­ burg 2017 (2019), 52-53. Heske, Immo: Zwischen Königsgrab und Wickbold 1 Jung­ bronzezeitliche Siedlungsreste in der Sakrallandschaft bei Seddin in der Prignitz. Vorbericht über die Prospektionsgrabun- gen der Jahre 2015 bis 2018. Prähistorische Zeitschrift 2019, Band 94, Heft 1, 210-232. Hansen, Svend / Schopper, Franz (Hrsg.), Der Grabhügel in Seddin im norddeutschen und südskandinavischen Kontext. Internationale Konferenz 16. bis 20. Juni 2014, Brandenburg an der Havel. Arbeits- und Forschungsberichte in Branden- burg 33, 2018. Seddin – eine Ausgrabungsstätte von überregionaler Bedeutung 37

RkJQdWJsaXNoZXIy NDIyMzg=