4 Geschichte und Gegenwart Geschichte und Gegenwart Pfullendorfs ereignisreiche Geschichte Gegründet von den Alemannen während ihrer dritten Besiedlungswelle als „Dorf am Pfuhl”, wurde es am 2. Juli 1220 von Friedrich II. zur Stadt erhoben. Die damit verbundenen Privilegien brachten Pfullendorf das, was heute das Grundgesetz garantiert: bürgerliche Freiheit. Die Pfullendorfer wurden freie Bürgersleute. Seit 1383 regierte sich Pfullendorf durch seine demokratische Zunftverfassung mit jährlicher Bürgermeisterwahl selbst. Mit kurzer Unterbrechung blieb diese Zunftverfassung bis 1803 in Kraft und wurde Vorbild für andere Städte. 1434 erhält die Reichsstadt die „Hohe Gerichtsbarkeit“, d. h. den Blutbann. Jetzt war Pfullendorf niemandem mehr hörig und nur noch „Gott” und dem Kaiser untertan. Der Bauernkrieg, der 30-jährige Krieg, die Französische Revolution und auch die Pest gingen an dem Linzgaustädtchen nicht spurlos vorüber. Durch Zahlung hoher Kontributionen konnte jedoch eine Zerstörung verhindert werden. 1803 fiel Pfullendorf an Baden und blieb bis 1936 Amtsstadt im Oberen Linzgau. Die Stadt wurde 1936 dem Landkreis Überlingen zugeordnet und gehört seit 1973 dem Landkreis Sigmaringen an. Im Zuge einer umfassenden Gemeindereform in Baden-Württemberg wurden in den Jahren 1972 bis 1975 die ehemals selbstständigen Gemeinden Aach-Linz, Denkingen, Gaisweiler, Großstadelhofen, Mottschieß, Otterswang und Zell a. A. eingemeindet. Die ereignisreiche Geschichte der Stadt zeigt sich am eindrucksvollsten bei einem Spanziergang durch die Altstadt. Pfullendorf wird vom Obertor, dem Wahrzeichen der Stadt, überragt. Es ist die wohl schönste Doppeltoranlage im Bodenseegebiet. Das „Alte Haus” von 1317 (eines der ältesten bürgerlichen Wohnhäuser Süddeutschlands) besticht durch eine einzigartige radiale Balkenkonstruktion. Zudem ist in dem historischen Gebäude das Museum der Stadtgeschichte untergebracht. Das Gebäude des „Alten Löwen”, einer ehemaligen Brauerei wird heute als städtische Galerie genutzt und zeigt regelmäßig Ausstellungen international bekannter Künstler. Sehenswert ist auch das historische Rathaus (erbaut 1524) und der historische Rathaussaal mit dem einzigartigen Glasbilderzyklus, geschaffen Anfang des 16. Jahrhunderts von Christoph Stymmer. Ein Kleinod ist die Stadtpfarrkirche St. Jakobus mit ihrer üppigen barocken Innengestaltung. Viel zu entdecken gibt es im Heimat- und Handwerksmuseum im „Bindhaus“. Die „Steinscheuer”, ehemals Fruchtkasten (Kornhaus), wurde umgebaut und beherbergt heute die Stadtbücherei. Der Marktplatz bildet das Herz der historischen Altstadt, die Teil er deutschen Fachwerkstraße ist. Hier kann man die besondere Atmosphäre der liebevoll restaurierten Fachwerk- und Bürgerhäuser, der romantischen Winkel, der zum Teil verspielten Fassaden und der plätschernden Brunnen nochmals auf sich wirken
RkJQdWJsaXNoZXIy NDIyMzg=