Bürger-Informationsbroschüre der Stadt Sassnitz

Herr Kracht, mit welchem Blick sehen Sie als Bürgermeister und Ur-Sassnitzer Ihre Stadt aktuell? MV ist Tourismusland Nr. 1 und Rügen ist die größte und bekannteste Insel Deutschlands, das steht außer Frage. Jeder kennt das Wahrzeichen, unseren „Königsstuhl“ und unsere herrliche Kreideküste. Das reicht uns aber nicht, wir brauchen langfristig eine andere Strategie, die Wohnen, Leben und Arbeiten umfasst mit einer wirtschaftlichen Ausrichtung, mit modernen Kindereinrichtungen, Schulen und guten Wohnverhältnissen. Warum, Tourismus geht doch immer? Sassnitz konnte sich in den 50er Jahren nur zu einer Stadt entwickeln, weil hier Industriearbeitsplätze geschaffen wurden. Damals mit der Fischerei und in der Fischverarbeitung und genau diese Erfordernisse stehen heute wieder an. Wir benötigen saisonunabhängige Arbeitsplätze, damit junge Familien bei uns ganzjährig „gutes Geld“ verdienen können. Dann bleiben Sie auch in Sassnitz. Wie darf ich mir das vorstellen? Wir schaffen weitere Arbeitsplätze mit „Mukran Port“, übrigens: dem einzigen Industriegebiet mit großen verfügbaren Ansiedlungsflächen auf der Insel Rügen. Der Fährhafen Sassnitz hat sich ganz massiv vom reinen Fährhafen, der 1986 eröffnet wurde, zu einem Multifunktionshafen gewandelt. Es wurden Liegenschaften erworben, um weitere Industrieansiedlungen zu realisieren. Es bewegt sich was. So hat zum Beispiel die erfolgreiche Umsetzung beider Nord Stream Projekte und verschiedener internationaler Offshore-Projekte mit den infrastrukturellen Aufgaben, uns in der gesamten Logistikbranche viel Beachtung eingebracht. So wurden und werden für den Offshore-Bereich die Servicestationen im Hafengebiet installiert. Das bringt gut bezahlte, interessante Arbeitsplätze in einer Region, in der andere Menschen Urlaub machen. Sie haben von Wegen, also der Mehrzahl, gesprochen, was gibt es noch? Wir als Stadt sind ein Teil des „Insel-Tourismus“, den wir schätzen. Sassnitz wird sich aber in diesem Segment breiter aufstellen müssen. Wir würden hier gerne den „Gesundheitstourismus“ weiter forcieren. Die Natur hat hierfür einmalige Voraussetzungen geschaffen: 1. Ein einzigartiges Naturprodukt wird hier verarbeitet – die Rügener Heilkreide. 2. Obwohl noch im Dornröschenschlaf müssen an dieser Stelle auch die zwei Thermalquellen erwähnt werden. Diese befinden sich im „Kurgebiet Dwasieden“, für das schon Nutzungs- und Bebauungspläne existieren. Das ist aber noch Zukunftsmusik? Ja und nein. Bis dieses Vorhaben ins Laufen kommt, wird es tatsächlich noch etwas dauern. Für mich ist aber wichtig, vorhandene Ressourcen zu nutzen und Wege zu finden, die für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt Sassnitz, für die Natur und Umwelt, aber auch für den Tourismus und die Infrastruktur auf der gesamten Insel Rügen verträglich sind. 1 Interview mit dem Bürgermeister Interview mit dem Bürgermeister

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