Schwaig bei Nürnberg Bürgerinformationsbroschüre

73 Umweltschutz Nürnberger Reichswald Schwaig und Behringersdorf werden eingegrenzt durch ausgedehnte Waldflächen, den Nürnberger Reichswald. Mit einer Gesamtgröße von 240 Quadratkilometern ist der Nürnberger Reichswald einer der größten Erholungswälder in unmittelbarer Nähe einer deutschen Großstadt. In großen Teilen wurde er 1980 als erster Bannwald Bayerns unter Schutz gestellt. Das war nicht immer so. Trotz einer 1294 erlassenen Waldordnung wurde er so stark ausgebeutet, dass es zur Holznot kam. 1368 erfand man die Nadelholzsaat, Kiefern und Fichten dominierten bald und waren als Bauholz höchst begehrt. So wurde aus dem ursprünglich laubholzreichen Wald der erste deutsche Kunstforst mit sehr hohem Nadelholzanteil. Viele weitere Nutzungen musste der Reichswald in der Vergangenheit überstehen: Zeidlerei, Kohlenbrennerei, die Herstellung von Holzteer und Pottasche, Harzgewinnung für das Pech der Fassmacher, Bau- und Brennholz, Waldweiden und Vogelherde. Für die Steinindustrie war der Boden wichtiger Rohstofflieferant für den Sandstein der Kaiserburg, das Opernhaus, die Stadtmauer, Häuser, Mühlsteine, Letten für Ziegeleien, Kalkbrennen und der für Nürnberg wohl wichtigste Rohstoff: Tone der Rhät-Lias-ÜbergangsBodenschichten für „Brenntiegel (Schmelztiegel)“ für das Metallhandwerk. Seit etwa 40 Jahren wird der Reichswald zurück zu einem widerstandsfähigeren Mischwald mit hohem Laubholzanteil umgestaltet, der dem Klimawandel besser trotzen soll. Heutzutage weist das Gebiet eine hohe Bewaldung von nahezu 97 Prozent auf und besitzt viele Funktionen. Als wichtigste sind der Wasserschutz, der Klima- und Immissionsschutz sowie die hohe Bedeutung als Naherholungsgebiet zu nennen. Die Waldflächen gehören nahezu ausschließlich dem Freistaat Bayern und werden von den Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet. Lorenzer Reichswald heißt der südlich der Pegnitz gelegene Teil und bedeckt eine Fläche von ca. 15.000 Hektar. Er erstreckt sich im Nürnberger Südosten zwischen dem Fluss Rednitz im Westen und der Stadt Altdorf und der Gemeinde Leinburg im Osten. Die südliche Grenze bildet der Fluss Schwarzach. Der Name stammt von St. Lorenz, der Hauptkirche des gleichnamigen und südlich der Pegnitz gelegenen Nürnberger Stadtteils. Südlich der Schwarzach schließt sich der erst in neuerer Zeit sogenannte „Südliche Reichswald“ an, der bis zum Rothsee reicht. Nördlich der Pegnitz schließt sich der Sebalder Reichswald mit einer Fläche von ca. 10.000 Hektar an und erstreckt sich ca. 25 Kilometer breit auf der Achse Erlangen – Lauf. Der Name stammt von St. Sebald, der Hauptkirche des gleichnamigen und nördlich der Pegnitz gelegenen Nürnberger Stadtteils. Der Nürnberger Reichswald gehörte zum Reichsgut, also dem Krongut der römisch-deutschen Wahlkönige, und wurde von der Reichsstadt Nürnberg verwaltet. Somit zählt er mit zu den geschichtsträchtigsten Wäldern in Bayern, denn kaum ein Wald wurde bereits im Mittelalter und früher so intensiv genutzt. Von vielfältigen Aktivitäten des Menschen im Wald berichten uns heute noch Marter, Steinkreuze, Grenzsteine, Bodendenkmäler und andere Besonderheiten. Dem Wanderer begegnen auch in größerem Umkreis von Schwaig diverse Landschaftsschutzgebiete, Biotope, Naturdenkmäler und Walderlebniszentren. Leichte und mittelschwere Wege führen durch den Sebalder Wald über Städte und Ortschaften wie Lauf an der Pegnitz, Beerbach und Heroldsberg. Naturgenuss in Kombination mit Informationen begegnet man auf vielen Rundweg-Kilometern im Lorenzer Reichswald. Zu Fuß oder mit dem Rad lassen sich die Strecken zum nahe gelegenen Moritzberg oder zum Nürnberger Tiergarten leicht erkunden. Sehenswert sind auch viele historische Ortschaften, Stadtteile von Nürnberg mit zahlreichen Einkehrmöglichkeiten, die auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln problemlos erreichbar sind. Der gesamte Nürnberger Reichswald ist Bestandteil des Natura-2000-Netzwerkes und EU-Vogelschutzgebiet. Er beherbergt landesweit bedeutsame Vorkommen von Spechten, Ziegenmelkern, Heidelerchen, Habichten und Eisvögeln. Tot- und Altholz bilden wertvolle Lebensräume für stark bedrohte Arten wie den Eremit oder die Bechsteinfledermaus. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Erkundung der Besonderheiten im Nürnberger Reichswald!

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