Leben und Arbeiten in Schwandorf

15 Schwandorf und seine 1.000-jährige Geschichte Das Schwandorfer Wappen Ebenso wie der Name Schwandorfs bleibt auch das Wappen der Stadt ein Rätsel und gibt zu sagenhaften Deutungen Anlass: Der Pfalzgraf Ruprecht soll bei einer Hirschjagd im Morast der Naab stecken geblieben sein und seinen Stiefel verloren haben. Als die Einwohner Schwandorfs beim Eintritt in die Stadt über das fehlende Beinkleid schmunzelten, soll ihnen der Fürst den Stiefel imWappen vermacht haben. Andere Erzählungen schicken den Pfalzgrafen gar auf die Pirsch nach badenden Mädchen in der Naab, wobei er wieder seines Stiefels verlustig ging und so der Stiefel ins Wappen kam. Kennzeichen im Schwandorfer Wappen sind außerdem der Pfälzische Löwe und das Rautenmuster der Wittelsbacher. Damit gleicht das Wappen, bis auf den Stiefel, dem der Stadt Amberg. Schwandorf und seine Geschichte In den Traditionsbüchern des Klosters St. Emmeram in Regensburg wird Schwandorf im Jahr 1006 erstmals schriftlich erwähnt. Wie die alten Urkunden belegen, besaß das Dorf „Suainicondorf“ vor 1.000 Jahren bereits eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung. Werden doch hier um die erste Jahrtausendwende bereits ausdrücklich Fischereirechte und mehrere Wassermühlen erwähnt. Eine wichtige verkehrspolitische Bedeutung scheint damals ebenfalls gegeben: Neben der Lage an der Furt durch die Naab, die Teil einer uralten Ost-West-Verbindung war, besaß Schwandorf bereits eine Schiffsanlegestelle, die im Bereich, der so genannten „Sterchanaab“ vermutet wird. Ein Hinweis, der für die damalige Zeit auf eine rege Nutzung der Naab zum Transport von Handelswaren schließen lässt. Die Schifflände wird in der Folgezeit noch mehrfach in den Urkunden genannt. Salz und Eisenwaren dürften die wichtigsten Handelsprodukte gewesen sein. Aber auch die Flößerei war nicht ohne Bedeutung. Die günstige Lage des Ortes am Kreuzungspunkt zweier überregionaler Verkehrswege förderte maßgeblich ihre positive Entwicklung. Seit 1234 Sitz eines herzoglichen Amtes, wird der Ort 1285 bereits als „forum“, also als Marktort bezeichnet. Die Bauern der Umgebung waren nun gezwungen, ihre Produkte nur hier auf dem Markt zu verkaufen. Seit dem so genannten Rudolfinum vom 5. Januar 1299 durfte sich die Stadt auch selbst verwalten. Als Marktplatz bot sich der leicht ansteigende Platz zwischen der ersten Siedlung im Bereich der heutigen „Breite Straße“ und jener Burg an, die einst an der Abbruchkante weit über dem Fluss errichtet worden war. Von ihrer exponierten Stelle aus schützte sie den wichtigen Naabübergang. In der Folgezeit entstanden um die dreieckige Form des Platzes repräsentative Bürgerhäuser. Im Jahre 1447 wurde im Zentrum des Platzes ein recht ansehnliches Rathaus gebaut. Bis zum Abbruch im Jahre 1808 überragte der typische Treppengiebel, mit einem kleinen Dachreiter für die Ratsglocke, den Marktplatz. Vier zugestandene Jahrmärkte mit zahlreichen auswärtigen Händlern versorgten die Bürger Schwandorfs schließlich mit Produkten des täglichen Bedarfs. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie von Nürnberg nach Regensburg am 12. Dezember 1859 begann ein neues Zeitalter und mit dem Bau der Strecke über Pilsen nach Prag zwei Jahre später wurde Schwandorf zum überregional bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt. Zeitgleich begann mit dem Bau der Tonwarenfabrik für die Stadt das Industriezeitalter. Die zentrale Bedeutung des Ortes stärkte die Errichtung eines Pflegamtes und ab 1862 die eines Landgerichts. Im Jahre 1920 wurde Schwandorf kreisfreie Stadt (bis 1972). Der verheerende Bombenangriff vom 17. April 1945 mit etwa 1.250 Toten verschonte zwar weitgehend die Altstadt, zerstörte aber den Bahnhof, das Bahnhofsviertel, das Lindenviertel und das Kreuzbergviertel. Dreiviertel der Bausubstanz der Stadt waren völlig zerstört oder maßgeblich beschädigt. In einem gewaltigen Kraftakt der Bürger gelang innerhalb von 10 Jahren der Wiederaufbau. Mit der Gemeindegebietsreform wurde Schwandorf im Jahre 1972 „Große Kreisstadt“ und Sitz des Landratsamtes im neugegründeten Landkreis. Im Rahmen der in den 1970er Jahren begonnenen Altstadtsanierung erfolgte eine Reihe von größeren Baumaßnahmen, wie etwa der Bau der Naabuferstraße, die Umgestaltung des Marktplatzes, die Errichtung eines Stadtparks auf dem Hubmannwöhrl und vieler anderer mehr. Die Fortführung der Stadtsanierung wird die Innenstadt Schwandorf auch im 2. Jahrtausend ihres Bestehens lebens- und liebenswert gestalten. Historisches Felsenkellerlabyrinth © Peter Hoffmann

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