Bürger-Informationsbroschüre - Markt Sparneck

Diese Burg in Tallage wurde zum neuen Stammsitz des Geschlechtes der Ritter von Sparneck. Im Gegensatz zur Höhenburg Waldstein war das neue Haus wohl mehr ein Wohn- als ein Wehrbau und wurde daher häufig als Schloss bezeichnet. Die Herren von Sparneck schrieben in den folgenden 300 Jahren die Geschichte der Region nördlich des Waldsteins und zählten damit zu den bedeutendsten Rittergeschlechtern Oberfrankens. Die Familie derer von Sparneck saß auf den Burgen Sparneck und Waldstein (wo sie eine neue Wehranlage, das „Rote Schloss“, errichteten), später außerdem in Weißdorf, Uprode, Stockenroth, Hallerstein, Gattendorf und Stein. Ihre Lehengüter lagen größtenteils in einem Gebiet, das sich ungefähr mit dem früheren Landkreis Münchberg deckt. Dazu kam umfangreicher Streubesitz bis hinein ins Egerland (Schönbach) sowie weitreichende Rechte wie die hohe Gerichtsbarkeit (Halsgericht), die beispielsweise mit dem Galgen auf dem Steinbühl ausgeübt wurde. Die Dynastie der Sparnecker verbreiterte sich auf insgesamt sieben Linien, die bis nach Trausnitz in der Oberpfalz reichten. Sie bekleideten hohe weltliche und kirchliche Ämter wie beispielsweise das eines Domherren in Regensburg oder Bamberg. Die Herren von Sparneck profitierten zweifellos von dem Umstand, dass der böhmische König im Jahre 1355 deutscher Kaiser (Karl IV.) wurde und damit das europäische Machtzentrum in ihre unmittelbare Nachbarschaft rückte. Sie verstanden es in dieser Zeit, ihren Besitz unter böhmische Lehenshoheit zu stellen. Das könnte dazu geführt haben, dass das Sparnecker Schloss beim Hussiteneinfall im Jahre 1430 verschont wurde, während die Kapelle am Waldstein in Flammen aufging. Auch den Bayerischen Krieg (1459-1463) überstand es offenbar unversehrt. Besonders Münchberg nahm dank seiner günstigen Verkehrslage eine positive Entwicklung. Die Sparnecker privilegierten den Ort daher im Jahre 1364 mit dem weitreichenden Nürnberger Stadtrecht. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts hatten die Sparnecker Ritter jedoch mit den agressiven Expansionsbestrebungen der mächtigen Burggrafen von Nürnberg zu kämpfen. Deren Druck verstärkte sich fortlaufend und sie nahmen das Sparnecker Gebiet von Norden und Süden her in die Zange. Schließlich gaben die Sparnecker nach und verkauften ab 1373 einen gewichtigen Teil ihres Besitzes, nämlich die Stadt Münchberg mit 19 umliegenden Dörfern. Das ausgehende Mittelalter markierte auch das Ende der Ritterzeit. Die Verwendung des Schießpulvers und die Geldwirtschaft machten die Ritter entbehrlich. Viele Adelige verarmten und manche von ihnen versuchten, durch unlautere Mittel ihr Auskommen zu sichern. Ein Beispiel dafür war Thomas von Absberg, der eine erbitterte Fehde gegen die Reichsstadt Nürnberg führte. Er überfiel Kaufleute und hohe Beamte, raubte sie aus oder erpresste Lösegelder. Seine gefürchtete Spezialität war es, Gefangenen eine Hand abzuhacken und damit seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Die Sparnecker Ritter machten nun einen verhängnisvollen Fehler, als sie dem Absberger erlaubten, seine Gefangenen im Verlies am Waldstein zu verstecken. Dies führte nämlich dazu, dass der „Schwäbische Bund“, ein Zusammenschluss fränkischer und schwäbischer Reichsstädte mit Nürnberg an der Spitze, ein gewaltiges Söldnerheer aufstellte und in einem beispiellosen Strafgericht 23 „Raubschlösser“ vom Odenwald bis zum Fichtelgebirge zerstören ließ. Dieser „Fränkische Krieg“ beendete im Sommer 1523 auch die Ära der Ritter von Sparneck. 10.000 Fußknechte und 1.000 Reiter wurden mit 40 Geschützen und 100 schweren Büchsen sowie 900 Zentner Pulver von Dinkelsbühl aus in Marsch gesetzt. Der gewaltige Zug kam am 8. Juli 1523 in Sparneck an und schlug dort sein Lager auf. 5 Schloss Sparneck Der Untergang des Roten Schlosses

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