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Vogelvielfalt
inNiederweimar undNiederwalgern
Vögel lieben eine abwechslungsreiche Landschaft, die sie im Lahntal
südlich von Marburg finden. Ob bewaldete Höhenzüge, feuchte Auen,
reißende Flussabschnitte, Überschwemmungswiesen, Teiche mit
Schlickflächen und Schilfzonen bis hin zu vegetationslosen Sand- und
Kiesbänken. ImBereich der GemeindeWeimar (Lahn) werden auf engs-
tem Raum nahezu alle denkbaren Biotope angeboten. Hinzu kommt
die zentrale Lage auf dem europäischen Festlandssockel – für viele
Zugvögel ist im Lahntal„Halbzeit“ auf ihrer langen Reise zwischen ihren
nordischen Brutrevieren und südlichen Überwinterungsquartieren.
Seltenheiten: Weißschwanzkiebitz, Terek- und
Teichwasserläufer, Weißbartgrasmücke
Im Mittelpunkt des Interesses von Ornithologen stehen natürlich sel-
tene und damit zumeist auch stark gefährdete Vogelarten. Hier finden
sich in den Bereichen Niederweimar/Niederwalgern mit Regelmäßig-
keit Besucher ein, die deutschlandweit Aufsehen erregen. So rastete
im Juli 2002 der erste hessische Terekwasserläufer an den Martinswei-
hern bei Niederwalgern und lockte über 300 Vogelbeobachter von
nah und fern an. Nicht minder spektakulär war die Beobachtung von 4
Teichwasserläufern auf einer Nasswiese bei Wolfshausen. Ein wirklicher
„Hammer“ war indes einWeißschwanzkiebitz, der sich im Juni 2009 an
den Martinsweihern bei Niederwalgern zeigte und wiederummehr als
300 Ornithologen anlockte. Im Juni 2013 zeigte sich östlich des neuen
Kieswerkes bei Niederweimar ein seltener Triel, während am ehema-
ligen Frischwasserteich wenige Tage später ein nicht minder seltener
Stelzenläufer rastete. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen: Kuh-
reiher, Blauschwanz, Seggenrohrsänger und Weißbartgrasmücke an
den Martinsweihern bei Niederwalgern, Schlangenadler, Odinshühn-
chen, Graubruststrandläufer und Weißflügel-Seeschwalbe in jüngster
Zeit an der ParAllna bei Roth, Kleines Sumpfhuhn, Wachtelkönig und
Zitronenstelze im Rieselfeld Roth, Eisente, Purpur- und Rallenreiher in
der alten Kiesgrube bei Niederweimar …Das Marburger Lahntal ist ein
„Hotspot“ für Ornithologen aus nah und fern. Selbst aus Uruguay, den
USA, Kanada, Israel, Dubai, Südafrike, Indien, Vietnam, Australien und
Neuseeland kamen schon Leute angereist, um die einzigartige Vielfalt
des Marburger Lahntales kennenzulernen.
Zugvögel: Fischadler, Kranich, Limikolen…
Für viele Vögel führt der kürzeste Weg von ihren Brutgebieten in die
Überwinterungsquartieremitten durch das Lahntal. Kaumzu übersehen
sind die riesigen Kranichzüge, die imFrühjahr und Herbst die Highlights
in der Vogelbeobachtung darstellen. Wir liegen mitten im Durchzugs-
korridor. An der alljährlich eingerichteten Zählstelle am Nikolausberg
und an den Martinsweihern bei Niederwalgern können an guten Zug-
tagen Zehntausende von Kranichen beobachtet werden, diemanchmal
auch zur Rast auf den Äckern oder auf feuchtenWiesen im Lahntal nie-
dergehen. Ein weiterer spektakulärer Durchzugsgast ist der Fischadler,
den wir regelmäßig im März/ April und von Mitte August bis Anfang
Oktober im Lahntal bewundern können. Mit etwas Glück kann man
ihn sogar bei der Fischjagd an den Baggerteichen bei Niederweimar
und Niederwalgern beobachten. Weit weniger groß und daher weni-
ger auffällig sind die vielen Watvögel, die sich im Lahntal zur Zugzeit
ein Stelldichein geben. Vom Austernfischer über den Kampfläufer und
den Großen Brachvogel bis hin zum winzigen Zwergstrandläufer gibt
es kaumeine europäische Limikolenart, die sichwährend der Zugsaison
Blaukehlchen
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