Jung und Alt in der Stadt Weinheim

1 Herr Oberbürgermeister Just, warum ist Weinheim für Familien mit Kindern ein attraktiver Wohnort? Weil Kinder hier besonders wichtig sind. Sie genießen eine hohe Priorität. Das beginnt mit der frühkindlichen Betreuung und mündet schließlich in eine Begleitung am Übergang von der Schule ins Berufsleben. Bildung und Betreuung gehören heute zu den wichtigsten weichen Standortfaktoren einer Kommune, wir gehen darauf besonders ein. Das Angebot an KiTas und Schulen ist breit gefächert, das ist wichtig für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch für das Gefühl des Aufgehobenseins in einer Stadt. Dabei geht es uns auch darum, Kinder aus eher bildungsfernen Schichten an die Hand zu nehmen. Denn wir wollen und können auf niemanden verzichten. Wir werben um Familien als neue Bürger, dafür gibt es passende Wohngebiete – aber auch die passende Bildungslandschaft. Was genau ist die „Weinheimer Bildungskette“, von der man bundesweit spricht? Das Bild der Kette wurde gewählt, weil ein Glied ins andere greift. So ergibt sich zum Schluss eine ganze Kette. Unser Bildungsbüro und unser Fachamt für Bildung bieten eine Folge von Projekten und Angeboten, die sich aneinander anschließen: Das geht vom Sprachförderprojekt – gemeinsam mit der Mutter – im Krippenalter, über die verschiedenen Bildungsübergänge zur Grundschule und zur weiterführenden Schule bis hin zur Berufsorientierung. Kein Kind und kein Jugendlicher wird alleine gelassen. So verbindet sich ein Glied mit dem anderen – zur Bildungskette. Unter anderem diese Praxis macht uns auch zur Bildungsregion im Land Baden-Württemberg. Wir waren seinerzeit die erste Große Kreisstadt, die sich so nennen durfte. Unsere Betreuungseinrichtungen, die Krippen, die Kindertageseinrichtungen, die Horte und die Schulen sind unsere Partner auf Augenhöhe. Aber soziales Engagement einer Kommune kostet viel Geld … Das stimmt natürlich. Aber langfristig zahlt es sich aus, wenn das soziale Klima, das Miteinander in einer Kommune stimmt. Das wertet die Stadt als Wohn-, Bildungs- und auch als Wirtschaftsstandort auf. Außerdem erinnere ich an unser Motto: „Kein Kind darf verloren gehen“. Nichts kommt dem Staat am Ende so teuer wie Menschen, die ihm verloren gegangen sind, weil sie Unterstützung benötigen statt selbst produktiv zu sein. Wenn wir es schaffen, diese Menschen früh genug aufzufangen, ist dies volkswirtschaftlich sogar ein Gewinn. Auch die Kommunen sind vom demografischen Wandel betroffen, wie geht Weinheim damit um? Da gibt es zunächst ganz konkrete Konzepte, wie zum Beispiel Wohnangebote, eine Stadt der kurzen Wege mit passender Infrastruktur sowie ein gutes Angebot an Mobilität. Wir wollen den demografischen Wandel aber auch als Chance sehen, denn die Generationen können zusammenrücken und sich gegenseitig helfen. Wir haben auch einige gelingende generationsübergreifende Projekte in der Stadt. Es geht darum, dass Menschen möglichst lange selbstständig in ihrem Umfeld leben können. Dazu organisiert unser Amt für Soziales, Jugend, Familien und Senioren zum Beispiel einen „Runden Tisch Demografie“, an dem viele Ehrenamtliche mitarbeiten. Das klappt wunderbar. Die ältere Generation kann heute in einer Kommune sehr engagiert und hilfreich sein. Zum Beispiel, was ehrenamtliches Engagement angeht. Wir haben gerade in letzter Zeit viele gute Beispiele in der Flüchtlingsarbeit gesehen. Also Weinheim, eine Stadt für alle Generationen? Genau, das ist unsere Philosophie. Daher auch die große Bandbreite in unserem Fachamt: Einmal haben wir zum Beispiel einen Preis für ein Projekt bekommen, bei dem Jugendliche ihre Bewegungsräume erkunden und ausbauen. Gerade wenn die Menschen auf der einen Seite immer älter werden, brauchen wir auf der anderen Seite der „demografischen Wippe“ eine hohe Dynamik. Dann funktioniert die Balance. Wir wollen die kommunale Verantwortungsgemeinschaft fördern und leben. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Weinheim als Stadt groß genug ist, um attraktive Angebote gerade im kulturellen und gesellschaftlichen Bereich darzustellen. Und andererseits klein genug, dass Netzwerkarbeit gelingt, dass man sich kennt und zusammengehörig fühlt: dass das Wir mehr zählt als das Ich. Deshalb wird Weinheim als Wohnort für Familien auch immer beliebter. Kommunale Verantwortung leben Interview mit Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just © Foto Kreutzer

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