Leben, Arbeiten und Erholen in der Wohlfühlstadt Weißensee

Minnesang und höfisches Leben Weißensee war imMittelalter durch seine Minnesänger berühmt. Zu ihren größten Förderern zählte Landgraf Hermann I. vonThüringen (1190 – 1217). KeinWunder, dassWalther von der Vogelweide, der vor Weißensee seine berühmten„Meißner Sprüche“ dichtete, Hermann als„Blume Thüringens“ preist, die sogar im Schnee leuchtet. Hermann I. zählte zu den größten Förderern der Dichtkunst des Mittelalters. Durch dessen Anwesenheit, urkundlich erwähnt im „castrumwiszense“, werden Burg und Stadt Weißensee zum Austra­ gungsort mittelalterlicher Dichtung. Walther von der Vogelweide war aber nur ein bekannter Vertreter seiner Kunst. AuchWolfram von Eschenbach, der in seinem„Willehalm“ einen Tribock erwähnt oder Heinrich von Veldeke kann man sich inWeißensee vorstellen. Darüber hinaus hat Weißensee selbst bekannte Minnesänger hervorgebracht. So handelt es sich bei dem„tugendhaften Schreiber“, der im Sängerkrieg erwähnt wird, um einen Ministerialen namens Heinrich von Weißensee. Ein weiterer Sänger ist Heinrich Hetzbold von Weißensee, der Burgvogt auf der Runneburg war. Hetzbold ist zwischen 1306 und 1345 mehrfach urkundlich erwähnt. Sein Name (Hetzbold = der Hetzer, der Hetz­ jäger) steht mit der Jagd in Verbindung, wie eine Miniatur in der Großen Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse) zeigt. Ein weiterer Weißenseer Minnesänger könnte der„Düring“ gewesen sein, der ebenfalls im Codex Manesse überliefert ist. 1434 – Hopfen, Malz undWasser Das erste deutsche städtische Reinheitsgebot für Bier wurde 1434 im thüringischen Weißensee festgeschrieben. Im„Stat Buch“ von 1434 entdeckte man eine„Statuta thaberna“, die Gesetze über das Benehmen in Wirtshäusern und das Brauen von Bier zusammen­ fasst. Darin heißt es übertragen:„Zu dem Bier brauen soll man ... nichts anderes geben als Hopfen, Malz undWasser (‚hophin malcz und wasser‘).“ Im romanischen Rathaus von Weißensee be­ findet sich eine kleine Privatbrauerei. Der Besucher kann hier das „Weißenseer Ratsbräu“ in stimmigem Ambiente genießen. In Erinnerung an das Reinheitsgebot zum Bierbrauen von 1434 wird seit seiner Entdeckung im Jahr 1998 alljährlich zu Pfingsten das„Weißenseer Bierfest“ gefeiert. 1446 – Erste Landesverfassung Thüringens Wilhelm III., genannt der Tapfere (1424 – 1482), verdankt Thüringen seine erste Verfassung. Bevor die Kampfhandlungen im Sächsischen Bruderkrieg zwischen ihm und seinem Bruder ausbrachen, berief Wilhelm III. am 9. Januar 1446 einen allgemeinen Land­ tag im thüringischenWeißensee ein. Dort ließ er sich als neuer Landesherr huldigen und die Belehnungen der Grafen und Herren in Thüringenerneuern. Ziel war es, sich die erforderliche Unterstüt­ zung der Stände zu sichern. Schließlich befürchteteWilhelm III. eine militärische Invasion seines Bruders Friedrich II. Deshalb wurde auf demWeißenseer Landtag von 1446 in aller Eile eine Landesordnung verabschiedet, die die Erste in der Geschichte Thüringens und eine der frühesten im deutschsprachigen Raum ist. Diese erste Thüringer Landesordnung trägt in ihremWesen den Status einer heute geläufigen Landesverfassung. Der Landtag von 1446 wird als Vorläufer des modernen Parlamentarismus in Thüringen und als Gründungsversammlung einer inzwischen über 550-jährigen Thüringer Verfassungstradition jährlich im Januar mit dem„Tag des Tapferen“ im Historischen Rathaus der Stadt Weißensee gewürdigt. Marktplatz mit Walther v. d. Vogelweide Eingang Ratsbrauerei TeppichWalther v. d. Vogelweide 34 Freizeit, Sport und Kultur

RkJQdWJsaXNoZXIy NDIyMzg=