Informationsbroschüre Markt Wendelstein

RÖTHENBACH B. ST. W. Der Ort entstand aus einem Zeidelgut (Imkerei) im Nürnberger Reichswald. Die „Alte Salzstraße“ führt von Salzburg und Bad Reichenhall nach Nürnberg. Entlang dieser Straße entwickelte sich der Ort Röthenbach ab dem 12. Jahrhundert. Zunächst gehörte das Dorf zur Kirche in Kornburg. 1468 wurde die spätgotische St. Wolfgangskirche eingeweiht und Röthenbach wurde kirchlich eigenständig. In der Kirche befand sich ein sog. Schlupfaltar. Man erhoffte sich Heilung indem man kranke Körperteile in die Öffnung des Schlupfaltars steckte. Bei Schloss Kugelhammer befand sich eine Wolfgangskapelle (s. u.), daher entwickelte sich der Ortsname Röthenbach „bei St. Wolfgang“. Bis zur Reformation kamen Pilger zur Wallfahrt in diese Wolfgangskapelle. Röthenbach wurde in beiden Markgrafenkriegen zerstört. Durch die verkehrsgünstige Lage an der Alten Salzstraße entwickelten sich große FuhrmannsWirtschaften, die zum Teil bis heute noch Gasthäuser sind. Eine Postfiliale der Familie Thurn und Taxis wurde in Röthenbach eingerichtet. Zusammen mit Nerreth und Schloss Kugelhammer bildete Röthenbach bis 1978 eine eigene Gemeinde. Ab den 1960er Jahren wuchs der Ort durch Zuzug stark an. In der Siedlung „Schwarzach- höhe“ gibt es bis heute einen eigenen Siedlerverein. Das Vereinsleben wird geprägt von der Freiwilligen Feuerwehr und dem TSV 1927 Röthenbach. Nerreth Als „newenreuth“ wurde die Rodungssiedlung Nerreth im 14. Jahrhundert erstmalig erwähnt. Die Grundherrschaft lag bei wechselnden Nürnberger Patrizierfamilien. Zwischen 1878 und 1887 kaufte Lothar von Faber alle Höfe in Nerreth auf. Er forstete auf und schlug Nerreth dem Forstgut Dürrenhembach zu. 1939 und 1942 verkaufte die Familie Faber-Castell die Grundstücke in Nerreth an die MAN. Dort war ein Panzerwerk geplant. Obwohl die Bahntrasse bereits fertiggestellt war, wurden die Pläne der Fabrik nicht mehr umgesetzt. Durch die Wohnungsknappheit der Nachkriegszeit sah man einen großen Markt für Stahl-Fertighäuser. Die MAN erbaute daher in Nerreth 1949 einen Prototypen. Die Idee konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Das Stahlhaus wurde an das Fränkische Freilandmuseum übergeben und 2011 wiedererrichtet. Bis zur Gebietsreform 1978 gehörte Nerreth zur Altgemeinde Röthenbach b. St. W. Von den ursprünglich sieben Anwesen stehen heute noch drei. Schloss Kugelhammer Schloss Kugelhammer wurde Mitte des 14. Jahrhunderts als Hammerwerk zur Herstellung eiserner Kugeln am Gauchsbach errichtet. Dazu kam noch ein Zeidelgut (Imkerei) und Wohn- und Verteidigungsanlagen. 1530wurde auch eine Sägemühle amGauchsbach gebaut. Aus der Schnitt- und Schleifmühle entwickelte sich um 1600 eine Papiermühle. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde neben Kugelhammer in der Gauchsbachschlucht eine Wolfgangskapelle errichtet. Die Grundherrschaft wechselte häufig zwischen Nürnberger Patrizierfamilien. In beiden Markgrafenkriegen wurde das Schloss stark beschädigt. Die heutigen Gebäude wurden 1607 / 08 errichtet und überdauerten die wechselvollen Zeiten. 1678 kam das Schloss in den Besitz der Familie Schlüsselfelder und gehört bis heute der „Schlüsselfelder’schen Familienstiftung“. Der Administrator (= Verwalter der Stiftung und damit Schlossherr) wechselt heute zwischen den Familien von Volckamer und Kreß von Kressenstein. Die Wolfgangskapelle verfiel ab der Reformation und wurde 1732 bei einer Flutkatastrophe zerstört. Da Kugelhammer und Röthenbach nicht zusammen gewachsen waren, ist auf dieses Wolfgangsheiligtum der Name „bei St. Wolfgang“ zurückzuführen. Seit den 1840ern führt der Ludwig-Donau-Main-Kanal (Alter Kanal) direkt neben Schloss Kugelhammer vorbei. St. Wolfgangskirche in Röthenbach © Markt Wendelstein Stahlhaus Nerreth © Dr. Jörg Ruthrof Nerreth © Markt Wendelstein Schloss Kugelhammer © Markt Wendelstein Texte erstellt in Zusammenarbeit mit Dr. Jörg Ruthrof, auf Grundlagen von Manfred Horndasch, Heinrich Schlüpfinger, Horst D. Stanislaus, Wolfgang Dinkler u. a. Gemeindeportrait 19

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